Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
Vom Netzwerk:
sein Wesen. Und sie war immer noch da.
Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Freunde, Mylady?« Seine Stimme zitterte leicht.
»Elisabeth.«
Er sah sie fragend an.
»Einfach nur Elisabeth. Ihr wisst doch, dass ist mein Name. Nach dem heutigen Abend klingt ‚Mylady' viel zu förmlich. Findet Ihr nicht auch?«
»Also gut, Elisabeth. Immer noch Freunde?« Er schmunzelte, da die Antwort offensichtlich war.
»Jetzt mehr denn je, Frederik.«
Elisabeth war erleichtert. Nun war endlich alles geklärt.

Doch Frederik war sich da nicht so sicher. Er wusste, dass ihn dieser Abend noch in manchen Träumen verfolgen würde. Zu frisch war die Erinnerung an diesen Glanz in ihren Augen.
Und noch etwas Anderes ließ ihn nicht los. Wieso hatte er innegehalten, wo sein Entschluss doch schon fest gestanden hatte? Sie war anders, gewiss, aber warum kümmerte es ihn so sehr, wie sie sich fühlte? Wieso war ihm ihr Respekt so teuer? Konnte es sein, dass sie ihm doch mehr bedeutete, als er angenommen hatte? Er wusste es nicht. Doch er war viel zu verwirrt, um jetzt darüber nachzudenken.

    * * * * * *

Kapitel 6

    Julie saß am Schreibtisch, über einen Stapel Papiere gebeugt. Als Peter ins Zimmer kam, schrieb sie noch die letzte Zeile zu Ende und blickte dann auf.
»Wir machen gute Fortschritte. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Berichte-Schreiben uns länger aufhält als die ganze Arbeit.«
Peter lächelte. Er wusste, dass Julie es hasste, die Berichte von Hand schreiben zu müssen, aber ohne Strom konnte sie ihren Laptop nicht benutzen. Nur eine der Unannehmlichkeiten, an die sie sich im Laufe der letzten Wochen gewöhnen mussten. Peter hoffte inständig, dass sie es nicht mehr lange aushalten mussten, wobei es ihm in erster Linie eher um ihre Sicherheit als um ihren Komfort ging.
»Was meinst du, wie lange brauchen wir hier noch?«
»Nicht mehr lange, so vier bis fünf Wochen, schätze ich.«
»Das nennst du nicht mehr lange? Das ist ja mehr als ein ganzer Monat!«
»Nanu, was sind denn das für Töne? Du bist doch sonst nicht so arbeitsscheu.«
»Es ist nicht die Arbeit, Julie. Ich möchte bloß nicht länger als nötig in diesem Schloss bleiben.«
»Ich möchte auch endlich fließend warmes Wasser und Strom haben. Aber die paar Wochen werden wir es doch noch aushalten können, oder? Wie wär's, wenn wir uns einige freie Tage gönnen, wenn wir hier fertig sind? Faulenzen und Zimmerservice. Verdient hätten wir es ja. Ist das nicht ein Angebot?«
»Was auch immer, wenn wir nur so schnell wie möglich von hier wegkommen.«
Julie seufzte und wandte sich wieder ihrem Bericht zu. Sie vermisste ihren Computer so sehr.

Doch nicht nur Julie war mit der gegenwärtigen Situation unzufrieden. Frederik, der die ganze Szene mit angehört hatte, war beunruhigt. Er stimmte Julie in einem Punkt zu, er hatte sich zuviel Zeit gelassen. Er hatte zuviel Vergnügen daran gefunden, sie einfach nur zu beobachten. Nun musste er handeln. Vier Wochen waren tatsächlich keine lange Frist. Aber er war zuversichtlich, dass die Zeit für seine Zwecke reichen würde.

Peter konnte sich einfach nicht auf seine Arbeit konzentrieren. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu dem Anschlag auf Daniels Leben und Walters Geschichte zurück. Doch es ergab alles keinen Sinn. Er klammerte sich an die Möglichkeit, dass Walter, von seinem Schmerz verwirrt, die damaligen Geschehnisse durcheinander brachte. Immerhin lagen sie schon so lange zurück. Aber was auch immer er über Walter denken mochte, den durchtrennten Riemen an Daniels Sattel hatte er mit eigenen Augen gesehen. Peter wusste einfach nicht, was er tun sollte.
Er ging zu Julie hinunter. Sie saß noch immer an ihrem Bericht. Er beobachtete sie schweigend. Sie hatte ein Bein unter sich geschlagen und kaute konzentriert auf ihrer Unterlippe. Peter schmunzelte. Sie hat das schon immer so gemacht, wenn sie scharf nachdenken musste. Wie oft hatte sie ihm gegenüber so gehockt, während er versucht hatte, ihr Algebra oder Chemie näher zu bringen. Er hatte sich immer gefragt, wie sie so sitzen konnte. Er hätte sich dabei garantiert verrenkt.
Nachdenklich massierte sie sich die Stirn. Ein Sonnenstrahl verfing sich in ihren Haaren und brachte ihren kleinen Ohrring zum Glänzen.
Es versetzte Peter immer wieder in Erstaunen, wie sehr er sie liebte. Eine Welle der Zärtlichkeit überrollte ihn und er musste seinen Gefühlen einfach irgendwie Ausdruck verschaffen, doch er wagte es nicht. Langsam ging er zu Julie herüber

Weitere Kostenlose Bücher