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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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immer versucht zu sein, sich zurückhaltender und unwissender geben zu müssen, als sie tatsächlich war. Sie spürte, dass, obwohl sie ihn durch ihr Verhalten manchmal schockierte, es ihm im Grunde gefiel. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals soviel Spaß mit einem anderen Menschen gehabt zu haben oder jemals einen Mann außer ihrem Vater getroffen zu haben, der sie so voll und ganz akzeptierte.
Elisabeth merkte plötzlich, dass sie - in ihre Gedanken vertieft - die Regale vor ihr verträumt angestarrt hatte. Sie errötete, froh darüber, dass niemand anwesend war, dem es hätte auffallen können. Doch obwohl sie nun gewissenhaft ihrer Tätigkeit nachging, schweiften ihre Gedanken immer öfter zu Frederik ab. Sie lächelte leicht vor sich hin, wenn ihr dabei auch etwas beklommen zumute war. Sie führte sich ja auf, als wäre sie verliebt. Auf jeden Fall hätte jeder, der sie so gesehen hätte, diese Vermutung gehegt. Doch das war sie nicht. Auf gar keinen Fall. Wieso sollte sie. Ausgeschlossen.
Und doch stahl sich wieder ein kleines Lächeln auf ihre Lippen, als sie an ihn dachte, an das vergnügte Funkeln in seinen dunklen Augen und den gutmütig spöttischen Zug um seinen Mund.
Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie einen Lärm in der Eingangshalle hörte, der sich schon fast nach einem Streit anhörte. Schnell raffte sie ihre Röcke zusammen und beeilte sich dorthin, wobei es ihr nicht ganz gelang, hinter der Aura der erzwungenen Autorität ihre plötzliche Unruhe zu verbergen.
Kaum war sie in Sichtweite, stürzte ein Junge auf sie zu. Unter dem Schmutz, der ihn bedeckte, erkannte sie den jüngsten der Williams-Söhne. Sofort wusste sie, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte, etwas Schlimmes musste vorgefallen sein. Die Worte, die aus seinem Mund sprudelten, bestätigten ihr, dass es um Sarah ging. Sie hatte sich der jungen Frau schon immer auf eine ganz besondere Art verpflichtet gefühlt, die über die natürliche Anteilnahme weit hinausging. Vielleicht lag es daran, dass ihre Schicksale so verschieden waren, dass Elisabeth alles hatte, was sie je gewollt hatte, Sarah jedoch nichts.
Ohne Zeit zu verlieren, machte Elisabeth sich auf den Weg. In ihrem übereilten Aufbruch hatte sie gar nicht an ihre eigene Sicherheit gedacht. Als sie schon unterwegs war, fiel ihr ein, dass es unklug war, ganz allein los zu reiten, doch sie tröstete sich damit, dass der Arzt bald nachkommen würde. Außerdem, so redete sie sich ein, hätte ein Begleiter einen weiteren Zeitverlust bedeutet.

Als sie endlich ankam, fand sie Mrs. Williams bei Sarah vor. Erleichtert blickte die Frau auf, als sie Elisabeth sah. »Gott sei Dank, dass Ihr da seid, Mylady. Ich weiß nicht, was ich noch für das arme Mädchen tun kann.«
Als Elisabeth näher kam und einen Blick auf den geschundenen Körper der Frau auf der Pritsche warf, traten ihr unwillkürlich Tränen des Mitleids in die Augen. Und sie fühlte einen heißen Zorn in sich aufsteigen, Zorn auf ihren Mann, auf Sarah, die sich nicht gewehrt hatte, als sie die Möglichkeit hatte, und Zorn auf die Gesellschaft, die so etwas stillschweigend erlaubte.
»Was ist passiert?« fragte sie viel ruhiger als sie sich fühlte.
»Ich weiß es nicht genau, Mylady. Ich habe ihre Schreie gehört, sie hatte ihn angefleht, damit aufzuhören. Erst wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ihr wisst ja, dass er das öfter macht. Und ich habe eigentlich kein Recht, mich da einzumischen. Aber diesmal ist er zu weit gegangen, da habe ich es nicht mehr ausgehalten. Und so bin ich zum Feld gerannt, um John und die Jungs zu holen. Ich habe mich so beeilt, und doch wären wir fast zu spät gekommen. Als John und die Jungs durch die Tür kamen, da bewegte sie sich schon nicht mehr. Als sie ihn dann weggebracht hatten, habe ich festgestellt, dass sie noch lebte. Aber es hätte nicht mehr viel gefehlt.«
»Wo ist er jetzt?«
»Sie haben ihn in unseren Keller gesperrt, nachdem sie ihn selbst windelweich geprügelt hatten. Der Kerl wollte sich einfach nicht ergeben. Mein John hätte ihn am liebsten ganz umgebracht. Er hat kein Verständnis für Männer, die ihre Frauen so behandeln. Und verdient hätte er es ja. Doch ich wollte nicht, dass John zum Mörder wird, und das wäre er ja gewesen, da der Kerl schon ganz am Ende war, nachdem die Jungs mit ihm fertig waren. Was soll denn jetzt bloß geschehen?«
»Ich weiß es nicht.« Elisabeth schüttelte traurig den Kopf. Obwohl sie keinen Mord gutheißen

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