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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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lächelte über diese Ironie: was keiner Hofdame jemals gelungen war, hatte dieses junge Mädchen, das den meisten dieser Damen kaum besser als eine Bauerntochter vorgekommen wäre, vollbracht. Sie hatte sein wildes Herz, das seiner eigenen Ansicht nach nur noch zu Zynismus und Kälte fähig war, gezähmt. Er liebte sie, wie er nie eine Frau geliebt hatte und gewiss nie wieder eine lieben würde.
Als ihm das bewusst wurde, brach das gesamte Ausmaß seiner Verehrung für sie über ihn herein. Ihre Gestalt, ihre Anmut, ihr Verstand, ihr Sinn für Humor, ihre Schönheit, Verletzlichkeit, Stärke, die manchmal kindliche Naivität und die erwachsene Selbstbeherrschung, ihr Mut und ihr Mitgefühl, all das im Einzelnen und als das Ganze, das sie ausmachte überwältigte ihn zutiefst.
Und allein der Gedanken daran, dass gerade seine Liebe zu Elisabeth sie für immer von ihm entfernen sollte, trieb ihn schier in die Verzweiflung. Doch eine andere Erklärung gab es nicht. Sie musste seine Neigung gespürt haben und gab ihm nun auf diese Weise zu verstehen, was sie davon hielt. Deswegen hatte sich die freudige Überraschung in ihrem Gesicht, als sie ihn in der Hütte sah, in vorsichtige Beherrschung verwandelt. Und von diesem Augenblick an hatte sie eine Mauer zwischen ihnen beiden errichtet, die er nicht mehr überwinden konnte. Das Grausame an dieser Situation war, dass Elisabeth für ihn dadurch unerreichbar und doch so quälend nahe war. Er konnte sie sehen, mit ihr sprechen, und manchmal in den seltenen und kostbaren Augenblicken, wenn sie sich vergaß, war sie genau so wie früher. Doch dann schreckte sie immer wieder hoch und schloss eilig das Fenster, welches sie in ihrer Unvorsichtigkeit geöffnet hatte.
Frederik wusste einfach nicht, wie er sich verhalten sollte. Noch nie zuvor war er in einer ähnlichen Situation gewesen. Er hatte immer genau gewusst, was er wollte, und alles daran gesetzt, es zu bekommen. Doch nun wusste er es nicht mehr. Mit einem Mal war ihm ein anderer Mensch noch wichtiger als er selbst. Er wollte bei ihr sein, ihr nahe sein, doch sich ihr nicht aufzwingen. Und da Elisabeth nie ein Wort darüber verlor, hatte er nicht die leiseste Ahnung, was sie eigentlich wollte. Noch vor einer Woche hätten sie darüber reden und alle Zweifel beseitigen können. Doch nun war alles anders.
Und so beschloss Frederik, die Einladung eines Freundes anzunehmen, und ein bis zwei Wochen auf dessen Gut zu verbringen. Obwohl er sich keine Illusionen darüber machte, Elisabeth in so kurzer Zeit vergessen zu können, glaubte er doch, dass ein wenig Abstand von ihr ihm gut tun und die Gelegenheit geben würde, seine Gedanken neu zu ordnen und seine Selbstbeherrschung zurückzuerlangen.

Graf Lerouge protestierte zwar gutmütig, als Frederik ihm seinen Entschluss mitteilte, fügte jedoch Augen zwinkernd hinzu, dass ihm die Abwechslung gut tun würde. In letzter Zeit schien das stille Landleben dem Earl etwas aufs Gemüt zu schlagen. Er äußerte jedoch die Hoffnung, dass Frederik bald wieder zurückkommen würde, und, wenn es ihm nicht zu eintönig wurde, gern den Rest des Jahres bei ihnen verbringen konnte.
Elisabeth wünschte ihm ruhig und höflich eine gute Reise. Ihre Selbstbeherrschung war inzwischen so gut, dass der kurze, aber eindringliche Blick, den er in ihr Gesicht warf, ihm nicht verraten konnte, ob sie erleichtert oder traurig war oder ob es sie überhaupt berührte.
Frederik fluchte im Stillen, als er sein Pferd bestieg. Er hatte sich immer für einen Frauenkenner gehalten, und nun verstand er nicht mal die eine, in die er sich selbst verliebt hatte.

Als er weg war, stieg Elisabeth in ihre Kammer hinauf. Sie schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Er war fort.
Es könnten viele Monate, vielleicht sogar Jahre vergehen, bis sie ihn wieder sehen würde. Sie wusste, wie leicht einer Einladung die andere folgte, sodass die Gesellschaft von einem Gut aufs nächste zog. Vielleicht würde er ja auch bald begnadigt und konnte das Hofleben wieder aufnehmen.
Es war wirklich besser so, sagte sie sich immer wieder. Das Leben würde wieder wie gewohnt weitergehen. Elisabeth wusste, dass sie erleichtert sein sollte. Und doch erfüllte sie die Vorstellung, einen grauen einsamen Tag nach dem anderen zu erleben, mit tiefer Niedergeschlagenheit. Bevor sie ihre Gefühle tief in ihrem Inneren verschloss und an die Verrichtung ihrer Pflichten ging, erlaubte sie sich einen kurzen Augenblick, in dem sie sich

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