Dunkles Feuer
kannte keine Frau, die sich in seiner Gesellschaft so entspannt und locker benommen hätte, wie Julie sich in Peters Gegenwart benehmen konnte. Aber vielleicht lag das auch nur an der besonderen Art der Beziehung, die die beiden verband und die Frederik erst ergründen musste.
Auch die Mode schien sich verändert zu haben. Als Frederik Julies Arbeitskleidung, bestehend aus Shorts und einem T-Shirt, zum ersten Mal gesehen hatte, wollte er seinen Augen nicht trauen. Die Kleidung ließ praktisch nichts verhüllt und nahm dadurch den Reiz des Geheimnisvollen, des nur zu Erahnenden.
Für ihn hatte ein schön verhüllter Körper weitaus mehr Reiz, weckte eher sein Interesse. Er fand, dass die neue Mode zu wenig Raum für die Fantasie ließ, obwohl er zugeben musste, dass Julie die Ausschmückungen seiner Fantasie gar nicht nötig hatte. Je länger er sie ansah und je mehr er sich an ihr Erscheinungsbild gewöhnte, desto schöner und reizender erschien sie ihm. Besonders in diesem Augenblick, als sie ihre Arbeitskleidung gegen ein leichtes Sommerkleid eintauschte, das ihre Figur sehr vorteilhaft unterstrich und ihre Weiblichkeit betonte. Da erschien sie selbst Frederik, der sie nur als Mittel zum Zweck benutzen wollte, wie eine luftige, frische Wolke, die die Treppe herunter schwebte.
Darüber hinaus spielte auch das Gefühl, dass Julies Aufmachung gegen seine anerzogenen Manieren und Anstand verstieß, eine ziemlich aufregende Rolle. Er musste sich eingestehen, dass Julies Kleidung ihm am Anfang schockierend und unanständig erschienen war. Immerhin hatte er Frauen gekannt, die nicht einmal ihrem Ehemann so spärlich bekleidet gegenübertreten würden und sogar während der intimsten Umarmung mehr von ihrem Körper verdeckten als Julie, die immerhin mit fremden Männern zusammenarbeitete und der es nichts auszumachen schien.
Je mehr Frederik Gefallen daran fand, desto mehr musste er Peters Standhaftigkeit bewundern, der ja beinahe ständig mit dieser reizenden jungen Frau zusammen war.
Ein Gedanke dämpfte aber immer noch Frederiks aufkommende Begeisterung für diese Mode, sie kam ihm sogar lächerlich vor, sobald seine Gedanken zu Elisabeth abschweiften. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie Elisabeth in dieser Kleidung ausgesehen hätte, er konnte sich nicht einmal vorstellen, dass sie diese Sachen auch nur eines Blickes würdigen, geschweige sie anziehen würde. Sie hätte es als eine Beleidigung ihrer Weiblichkeit empfunden.
Frederiks Gedanken waren nahe daran, in die Vergangenheit abzudriften und in süßen Erinnerungen zu versinken, dem Einzigen, was ihm von Elisabeth geblieben war.
Doch mit der Erinnerung kam der Schmerz und mit ihm auch der ungeheure Zorn und die Wut, denen der Hass folgte, der ihn seit jenen Tagen ständig begleitete und der gegen die Menschheit als Ganzes und gegen die Frauen im Besonderen gerichtet war. Der Hass dafür, was man ihm angetan hatte, hatte schon vor langer Zeit die edleren Regungen seines Herzens verbrannt und auch das Gefühl der eigenen Schuld - gegenüber anderen und auch ihm selbst - ausgelöscht.
Von den finsteren Gefühlen aus seiner Melancholie gerissen, wurden Frederik wieder sein Ziel und die vor ihm liegende Aufgabe bewusst, die seine gesamte Energie erfordern würden. Er musste sich zusammenreißen, sich konzentrieren.
Frederik versank wieder in Gedanken, doch dieses Mal verschleierte kein verträumter Ausdruck seine glänzenden dunklen Augen, und ein ironisches Lächeln spielte auf seinen Lippen. Diesmal waren seine Gedanken nicht der Vergangenheit, sondern der Zukunft gewidmet.
Julie nahm Peter bei der Hand und rannte los, ganz wie das kleine Mädchen, das sie früher einmal gewesen war. Sie genoss diese entspannten Augenblicke in der Natur, die ihr das Gefühl grenzenloser Freiheit vermittelten. Sie rannte immer schneller und berauschte sich an der warmen Luft und dem frischen Wind, der ihr beim Laufen entgegen wehte, bis sie schließlich schwer atmend stehen blieb und sich nach Peter umwandte. Er war keinen Schritt hinter ihr zurückgeblieben und sie sah, dass er den Lauf ebenso genossen hatte. Julie war es in diesem Augenblick nach Lachen und Schreien zumute, und sie lachte unbekümmert zu den Baumwipfeln hinauf, denn die ganze angestaute innere Spannung und der Arbeitsstress, die ihre natürliche Fröhlichkeit in der letzten Woche unterdrückt hatten, fielen von ihr ab, ganz so, als säuberte die sie umgebende Natur ihre Seele und befreite sie von allen ihr
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