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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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auferlegten Zwängen.

Sich beruhigend blickte Julie sich verlegen um, doch ihre Sorge war unbegründet; außer Peter war weit und breit keine Seele, und er fühlte sich von dem ungewohnten Gefühl der Freiheit ebenso sehr berauscht wie Julie. Sie ließen sich ins weiche Gras im Schatten einer gewaltigen, alten Eiche fallen und genossen die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die dichte Baumkrone durchbrachen und auf ihren Gesichtern tanzten.
Das Schattenspiel kaschierte ihre Züge, machte sie auch äußerlich zu einem Teil der umgebenden Natur. Der warme, sanfte Wind war wie eine Liebkosung der Natur auf ihrer Haut, die sie in ihrer Mitte willkommen hieß. Irgendwo, oben in den Bäumen, ertönte Vogelgezwitscher, und als Julie und Peter vollkommen leise da lagen und einfach zuhörten, konnten sie die Stille in Hunderten von Stimmen flüstern hören, ganz so, als hätte jede Stimme eine eigene Geschichte zu erzählen - das Rascheln der Blätter im Wind, der Gesang der Vögel, das Summen der Insekten. Das Gefühl des Friedens und der Harmonie war nun ebenso beruhigend, wie die Freiheit zuvor berauschend gewesen war. Sie fühlten sich verbunden miteinander und mit ihrer Umgebung, als sie sich an den Händen fassten und die von der Erde ausstrahlende Ruhe und Kraft in sich aufnahmen. Sie lagen einfach nur schweigend da, inmitten der flüsternden Stille, jeder in seine Gedanken vertieft, mit seinen Wünschen und Sehnsüchten beschäftigt.

Plötzlich riss sich näherndes Hundegebell sie aus ihren Träumen, sie erhoben sich widerwillig und blickten erwartungsvoll in Richtung des Geräusches.
Kurze Zeit später kam hinter dem Gebüsch ein großer schwarzer Hund hervor, der Julie unwillkürlich an die Verkörperung des bösen Geistes aus den alten englischen Sagen erinnerte. Der Hund lief noch einige Schritte weiter und blieb dann stehen. Peter trat beschützend vor Julie, da er ihre Angst vor großen Hunden, die Julie nie ganz überwinden konnte, kannte.
Obwohl er selbst mit Hunden ganz gut klar kam, fühlte er sich jetzt auch nicht ganz wohl in seiner Haut, denn so wie dieser Hund, der große Ähnlichkeit mit einem Wolf hatte, ihn abwartend anblickte, hätte er jedem Angst einjagen können.
Doch er schien friedlich zu sein, er rührte sich nicht, blickte sie nur geheimnisvoll aus seinen großen Hundeaugen an, so als wollte er sie erst eingehend beobachten, bevor er sich ein Urteil fällte und handelte. Schließlich öffnete sich sein Kiefer zu etwas, was für Julie große Ähnlichkeit mit einem Lächeln hatte, wobei sie die zwei Reihen messerscharfer Zähne, die er dabei zeigte, nicht übersehen konnte und sich deshalb nicht auf einen so trügerischen Eindruck verlassen wollte. Der Hund blickte sie nur weiterhin stumm und nachdenklich an. Plötzlich schien seine Aufmerksamkeit abgelenkt, er drehte den Kopf und lauschte.
Kurz darauf hörten Julie und Peter ein leises Pfeifen aus der Richtung, aus der der Hund gekommen war, und eine Stimme, die ihnen sehr bekannt vorkam.
»Strider, mein Junge, wo steckst du denn? Strider, hierher!» rief die Stimme und einige Augenblicke später tauchte eine vom Alter gekrümmte Gestalt, die jedoch noch immer viel Elan und Energie ausstrahlte, hinter der Wegkrümmung auf.
»Ah, da steckst du, mein Junge, bei Fuß, Strider«, sagte die jugendliche Stimme aus dem alten Körper. Der Mann blickte sich um und sah Julie und Peter am Wegrand stehen.
Die Erinnerung an die Stimme hatte sie nicht getäuscht. Sie erkannten den Mann sofort als den "alten, verrückten Walter", der ihnen schon bei ihrer Ankunft einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Die gute Laune und das Gefühl der Freiheit wichen einer beklemmenden Vorahnung. Der Alte schien jedoch nichts von ihrer Anspannung zu bemerken, er nickte ihnen freundlich zu und rief seinen Hund zu sich.
»Ich hoffe, Strider hat Ihnen keine Angst eingejagt. Er ist eigentlich ganz friedlich.«
»Er hat uns nur etwas überrascht, das ist alles«, erklärte Peter.
Walter sah sich die beiden genauer an, es schien ihm sichtbar zu gefallen, dass Julie Peters Hand immer noch umklammert hielt. Er lächelte Peter sogar aufmunternd zu. Dieses Lächeln veranlasste Julie dazu, Peters Hand sofort loszulassen; sie wollte keinen falschen Eindruck erwecken, vor allem nicht bei den Leuten aus dem Dorf.
»Was tun Sie eigentlich hier, so weit vom Schloss?« erkundigte sich der Alte neugierig.
»Wir schauen uns ein wenig die Gegend an«, sagte Peter.
Julie wirkte abgelenkt, sie

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