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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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haben. Sie wissen ja nicht einmal, dass es existiert«, erklärte er ihr geduldig. »Onkel Walter sagte, das Buch wurde bestimmt in der Bibliothek aufbewahrt, aber ganz sicher nicht in dem Raum mit dem ganzen neumodischen Kitsch des letzten Jahrhunderts.«
Lizzy kicherte bei dem Wort "neumodisch" als Attribut für die hundert Jahre alten Bücher, doch Johns Blick sagte ihr, dass er es durchaus ernst meinte.
Manchmal benahm er sich ganz wie sein Großonkel, und das gefiel Lizzy überhaupt nicht.
Aber das war ja auch kein Wunder. Da Johns Vater ständig unterwegs war, verbrachten die beiden viel Zeit miteinander. Sie war überzeugt, dass Johns Interesse für Geschichte zum großen Teil auf die Erzählungen seines Großonkels zurückzuführen war. Sie hatte diese Freundschaft akzeptiert, auch wenn ihr Onkel Walter nicht geheuer war mit seinen Warnungen und dem manchmal wie in die Vergangenheit gekehrten Blick. Manchmal dachte sie, dass die Leute aus dem Dorf Recht hatten und dass er tatsächlich wahnsinnig war.
Sie erinnerte sich noch genau an die Erregung, die ihn befallen hatte, als Julie und Peter in das Schloss einzogen. Tagelang sprach er von nichts anderem als der Gefahr, in der sie angeblich schwebten. Auch jetzt noch war er nicht von seiner Meinung abzubringen, obwohl die beiden schon Wochen in dem Schloss wohnten, ohne dass etwas Furchtbares vorgefallen war. Er war wirklich nicht ganz normal.
Doch John glaubte fest an alles, was ihm sein Großonkel erzählte. Und da Lizzy gewohnt war, John in allem zu vertrauen, waren sie nun auf der Suche nach irgendeinem Buch, das den beiden so verdammt wichtig war.
Dennoch, eine Spur Skepsis hatte Lizzy sich noch bewahrt. »Und woher weiß Onkel Walter von diesem Buch?«
»Er weiß es eben«, brummte John. Er mochte es nicht, wenn er oder sein Onkel in Frage gestellt wurden.
»Vielleicht ist er doch verrückt. Vielleicht hat er sich das ja bloß ausgedacht«, traute Lizzy sich, da es ihr langsam wirklich keinen Spaß mehr machte.
Ruckartig blieb John stehen und funkelte seine Freundin an.
»Mein Onkel ist nicht verrückt! Du wirst schon sehen, wir finden das Buch!«
»Ist ja gut, wenn es dir so wichtig ist. Außerdem könntest du dich vielleicht vor diesem blöden Referat drücken, wenn du einen so bedeutsamen Fund machst.« Wie alle Frauen war Lizzy ziemlich praktisch veranlagt.

Frederik hatte das Benehmen der Kinder und Julies Erläuterungen mit mäßigem Interesse verfolgt. Er lehnte mit lässig verschränkten Armen in einer Ecke und beobachtete das Geschehen. Immerhin war es unterhaltsamer als vorhin, als nur der Lärm zu ihm gedrungen war. Von seinem Posten aus konnte er mühelos jedes Gespräch verfolgen, auch wenn die meisten ziemlich banal waren. Und er konnte Julie betrachten. Er sagte sich, dass er sie dadurch besser verstehen könnte, denn jede ihrer Gesten könnte ihm etwas über sie enthüllen, etwas, das vielleicht wichtig war, ihm jedoch bisher entgangen war.
Doch die Wahrheit, die er sich selbst nicht eingestehen wollte, war, dass er einfach Gefallen daran fand, sie zu beobachten, sie näher kennen zu lernen. Das Muskelspiel unter ihrer Haut zu sehen, wenn sich ihr junger, straffer Körper bewegte. Zu sehen, wie sie lächelte, wie sie immer wieder diese Strähne aus ihrer Stirn kämmte, die einfach nicht da bleiben wollte, wo sie hingehörte. Oder einfach nur festzustellen, dass sie außergewöhnlich gut mit Kindern zurecht kam und eines Tages eine gute Mutter hätte abgeben können. Er spürte einen kurzen Stich des Bedauerns, dass ihr dies nicht vergönnt sein würde.

Seine Aufmerksamkeit wurde von der Betrachtung abgelenkt, als Julie mit dem Jungen namens John sprach. Dieser John schien ebenfalls ein interessantes Beobachtungsobjekt zu sein. Frederik merkte ganz deutlich, dass der Junge etwas vorhatte, und zwar nicht das, was er Julie und Daniel erzählt hatte. Vielleicht plante er einen Streich. Bei Jungs dieses Alters sollte das ja nicht ganz ungewöhnlich sein. Da er sonst nichts zu tun hatte, beschloss Frederik, den beiden Kindern, die nun das Zimmer verließen, zu folgen, um seine Langeweile zu vertreiben.

Lizzy blieb stehen und fröstelte. Sie zog John am Ärmel.
»Jo, lass uns lieber zurückgehen, mir ist irgendwie unheimlich. Ich höre die Anderen kaum mehr.«
»Sei keine Spielverderberin, Lizzy, komm schon.«
Frederik kam näher, ganz nah an Lizzy heran und streckte seine Hand nach ihr aus. Nur so, um zu sehen, ob sie ihn spüren konnte und ob

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