Dunkles Feuer
keine Spur von John entdecken.
Plötzlich kam ihr eine Idee. »Versucht doch mal, den Ring zu drehen, ihr wisst schon, wie einen Schlüssel«, wandte sie sich an die beiden Männer.
Daniel hielt den Stein an die Vertiefung und drehte den Ring um 90° nach rechts. Da hörten sie endlich das lang erwartete "Klick", und irgendein Mechanismus schien in Gang gesetzt worden zu sein. Mit einem lauten Knirschen fing das Stück der Wand, auf dem das Bild befestigt war, an, sich zu bewegen, wobei die auf die Nahtstelle geklebte Tapete zerriss.
Als ihnen eine große Staubwolke entgegen wehte, wichen die drei einige Schritte von der sich rasch vergrößernden Öffnung zurück.
Sobald sich der Staub gelegt hatte, sahen sie, dass sich ein Teil der Wand wie eine Tür in einen anderen, dahinter liegenden Raum aufgeklappt hatte. Neugierig spähten sie hinein.
»Wartet, ich habe hier eine Taschenlampe«, sagte Peter und leuchtete in den finsteren Raum. »Und passt auf, wo ihr hintretet, wir brauchen jetzt bestimmt keine gebrochenen Gliedmaßen.«
Julie wischte einige mit einer dicken Staubschicht bedeckte Spinnweben beiseite und trat vorsichtig über die Schwelle, wobei sie sich die Hände an ihrer Hose abputzte.
»Sieht so aus, als hätte John tatsächlich Recht gehabt. Es gibt noch einen älteren Teil der Bibliothek«, sagte sie, als ihr Blick über verstaubte alte Regale schweifte, die mit noch älter aussehenden verstaubten Büchern gefüllt waren.
»Was für ein Fund«, meinte Peter ergriffen. Vorsichtig nahm er eines der Bücher vom Regal.
»So viele Bücher. Für die damaligen Verhältnisse ist das hier ein richtiges Vermögen.«
»Wenn du "damals" sagst, welche Zeit meinst du damit, Julie?« fragte Daniel.
»Das ist schwer zu sagen, doch Teile des Schlosses sind durchaus sieben bis achthundert Jahre alt. Warum?«
»Die ältesten Legenden über unser Gespenst stammen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Ich frage mich bloß, ob dieser Raum irgendwie mit dem Gespenst in Verbindung steht.«
»Aha«, nickte Julie geistesabwesend. Ihre Aufmerksamkeit war bereits von etwas Anderem gefangen. »Peter, was ist das für ein Buch, das du da gerade hast?«
Peter blätterte einige Seiten durch. »Es scheint irgendein Register zu sein. Ich glaube, es ist das Kirchenregister mit den Eheschließungen, den Taufen und den Todesfällen.«
»Dann stellt diese Kammer wohl so etwas wie ein Archiv dar.«
»Aber warum sollte jemand ein Archiv so gut schützen? So geheim konnten Eheschließungen und Geburten doch nicht sein«, gab Peter zu bedenken.
Julie ging langsam vorwärts, als würde sie nach etwas ganz Bestimmtem suchen.
»Nein, hier ist mehr, hier muss mehr sein. Ich kann es nicht beschreiben, es ist nur ein Gefühl. Aber hier muss es noch etwas geben, etwas Wichtiges, das der Geheimhaltung wert ist. Ich spüre das ganz deutlich.«
»Ach was, Julie«, meinte Peter beschwichtigend, »es ist nur die Aufregung. Mir persönlich ist dieser Fund auch so schon bedeutend genug. Es kann doch nicht sein, dass die Abenteurerin in dir die Historikerin überstimmt.« Er sah sie spöttisch an.
»Hier muss aber noch etwas sein«, meinte sie trotzig. »Vielleicht dort, in der anderen Ecke, wo das Licht nicht hinreicht.«
Julie machte einige energische Schritte, als plötzlich eine Welle des Schmerzes ihr Bein hinauf schoss. Julie schrie auf und verfluchte ihre eigene Ungeschicklichkeit, während sie sich das schmerzende Schienbein rieb.
»Wenn du auf mich gewartet hättest, hättest du das umgefallene Regal gesehen. Ist es sehr schlimm?« fügte Peter etwas besorgter hinzu.
»Nein, schon gut. Nur mein Stolz hat darunter gelitten. Aber schaut mal, ich glaube, da hinten ist wirklich noch etwas.«
Peter schwenkte den Lichtkegel der Taschenlampe in die Ecke. Dort stand tatsächlich noch ein kleines Regal mit mehreren Bänden.
»Das ist es, das muss es sein!« Aufgeregt und doch ehrfürchtig nahm Julie den ersten Band in die Hände. Vorsichtig wischte sie den Staub vom Umschlag des Buches. Peter und Daniel sahen ihr neugierig über die Schulter.
»Was ist es, Julie? Nun mach schon auf!« drängte Daniel.
»Sieht aus wie eine Chronik.« Langsam blätterte sie die erste Seite um, jeden Augenblick befürchtend, dass diese zu Staub zerfiel. »Tatsächlich! Dies ist die Gerichtschronik aus dem Jahr 1452, aber hier geht es überwiegend um Nachbarstreitigkeiten und Hexenprozesse«, stellte Julie fest, als sie das Buch weiter durchblätterte. Enttäuscht legte sie das Buch
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