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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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zur Seite. Sie hatte sich geirrt. »Doch nichts Interessantes«, murmelte sie.
Die beiden Männer sahen sie entgeistert an. »Nichts Interessantes, sagst du? Julie, stimmt was nicht? Geht's dir nicht gut?«
»Es ist nichts, nur die Enttäuschung, ich hatte wirklich das Gefühl, wir würden hier etwas Wichtiges finden.«
Peter sah sie fassungslos an. »Wie kann es sein, Julie, dass du die herausragende Bedeutung dieses Fundes nicht erkennst? Hier sind Chroniken von über 100 Jahren Schlossgeschichte. Es wäre für jeden Historiker ein richtiges Fest, doch du scheinst die Bücher nicht einmal wahrzunehmen.«
»Nein, natürlich sehe ich ihre Bedeutung«, sie versuchte ein Lächeln. »Es ist einfach unglaublich und wundervoll.« Den zweifelnden Blicken entnahm sie, dass sie nicht sehr überzeugend wirkte.
Aber wie konnte sie ihnen bloß begreiflich machen, was sie in diesem Augenblick empfand. Es anderen erklären, obwohl sie es selbst nicht begreifen, ja nicht einmal richtig erfassen konnte.
Das Gefühl war da gewesen, sobald sie den Raum betreten hatte. Das Gefühl, dass hier etwas Geheimnisvolles und Entscheidendes verborgen war. Etwas, das ihr Leben verändern würde; hier sollte ihr wahres Schicksal beginnen.
Da ist es doch verständlich, dass sie über den banalen geschichtlichen Fund enttäuscht war. Sie fühlte sich irgendwie betrogen. Ja, das war das richtige Wort, betrogen um die Chance auf etwas Außergewöhnliches, Spannendes. Etwas, das, obwohl mit Gefahren verbunden, ihr mehr Erfüllung bringen konnte als irgendetwas sonst in ihrem Leben.
Sie wusste nicht, warum, aber sie spürte ganz deutlich, dass, wenn sie diesen Raum verließ, ohne sein wahres Geheimnis zu entdecken, sie die Möglichkeit verlieren würde, etwas Besonderes aus ihrem Leben zu machen. Und dieser Verlust schmerzte sie schon jetzt, als hätte sie sich bereits damit abgefunden, ein "normales", ereignisloses Leben zu führen.
Dies alles fühlte sie, es beherrschte wie ein buntes Kaleidoskop ihre Gedanken und Gefühle. Aber wie sollte sie bloß etwas in Worte fassen, was sie selbst nicht ganz verstand?
»Julie«, Peter fasste sie sanft an der Schulter, »lass uns gehen, die Arbeit wartet, und außerdem glaube ich, dass dir diese stickige Luft nicht bekommt, du siehst ganz blass aus. Komm«, er umarmte sie und führte sie zum Ausgang. »Wir können uns auch später noch um diesen Raum kümmern.« Julie ließ sich hinausgeleiten. Nach einem letzten traurigen Blick über die Schulter trat sie über die Schwelle hinaus.

Peter wälzte sich in seinem Bett herum. Obwohl er müde war, wollte der erholsame Schlaf nicht kommen. Wenn er für kurze Zeit eindöste, so plagten ihn unruhige und schlimme Träume, in denen Julie jedes Mal eine Gefahr drohte. Mal von Daniel, der sich als ein Vampir entpuppte, mal von zähnefletschenden Monstern. Und er, Peter, war durch irgendeine unsichtbare Wand von Julie getrennt und konnte ihr nicht helfen. Vielmehr musste er machtlos zusehen, wie sie ins Verderben lief.
Schweißgebadet setzte er sich im Bett aufrecht hin. Sogar jetzt, im wachen Zustand, stand er noch unter dem Einfluss seiner Alpträume. Sein Atem ging stoßweise. Er fuhr sich mit einer Hand durch das kurze Haar, versuchte, in der Dunkelheit die Umrisse der vertrauten Gegenstände seines Zimmers auszumachen, um sich in die Realität zurückzuholen.
Langsam gelang es ihm, doch die Sorge um Julie blieb. Er wusste, er würde nicht schlafen können, solange er sich nicht überzeugt hatte, dass es ihr gut ging.
Vorsichtig tastete er sich in der Dunkelheit zur Tür seines Schlafzimmers. Julies Schlafzimmer befand sich direkt neben dem seinen. Also versuchte er, so leise wie möglich zu sein. Bestimmt schlief Julie ganz friedlich in ihrem Bett, und er wollte sie auf keinen Fall wecken.
Leise öffnete er ihre Tür. Das Zimmer war vom Mondschein hell erleuchtet. Seit ihrer Kindheit schlief Julie nicht gern in einem völlig dunklen Zimmer. Also hatte Peter keine Schwierigkeiten damit, sich in dem Raum umzusehen. Er öffnete die Tür einen Spalt weiter und hoffte, dass sie nicht quietschte. Jetzt endlich kam ihr Bett in sein Blickfeld, allmählich kam er sich lächerlich vor.
Was sollte schon passieren? Morgen würden sie beide darüber lachen.
Er schaute zu ihrem Bett, und plötzlich lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Julie war nicht da. Ihr Bett war leer, abgesehen von einer zerknüllten Decke. Das Kopfkissen lag hingeworfen auf dem Boden neben dem

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