Dunkles Feuer
Hand. »Danke, für alles«, setzte sie noch hinzu.
»Julie wo bist du?« Peter schaute in einen dunklen Raum und wollte sich schon wieder abwenden, als er ein leises Schluchzen hörte. Hinten, in einem großen Sessel zusammengekauert, entdeckte er Julie.
»Peter verzeih mir, ich konnte nicht mehr weiterarbeiten.«
»Ich wollte sowieso vorschlagen, dass wir für heute Schluss machen. Wie geht es dir?« Er hockte sich neben sie und sah sie besorgt an.
»Nicht so gut, aber es wird schon wieder.«
»Möchtest du darüber reden?«
»Ich fühle mich so schlecht wegen Daniel.«
»Es war nicht deine Schuld, wirklich nicht.«
»Die Dorfbewohner scheinen das anders zu sehen. Ich kann es dir nicht erklären, aber ich glaube, dass sie Recht haben, dass ich den Unfall irgendwie verursacht habe.«
»Wie denn, Julie? Hör bitte auf damit. Außerdem wird er ja wieder gesund. Körperlich geht es ihm doch schon jetzt wieder ganz gut. Und sein Gedächtnis wird er auch noch wieder finden.«
»Ich fühle mich, als hätte ich ihn im Stich gelassen.«
»Aber nicht doch, Julie. Sobald wir hier fertig sind, fahren wir zu ihm hin. Ich bin sicher, sobald er dich sieht, fällt ihm alles wieder ein. Du hast diese Wirkung auf manche Männer, weißt du?« Er lächelte sie liebevoll an.
»Ich bin so feige. Oh Peter, ich bin furchtbar.« Julie verbarg ihr Gesicht in seiner Schulter.
»Was redest du denn da?« Peter zog sie ein wenig von sich weg und sah ihr forschend in die Augen. »Was ist denn los?"
"Peter, weißt du, was Daniel mir sagte, als wir zusammen ausgeritten sind? Er sagte mir, dass er mich liebte. Und ich spürte, dass er es so meinte, es wirklich meinte.«
»Oh Julie, es tut mir so Leid. Aber er wird sich wieder daran erinnern, du musst nur daran glauben.« Er versuchte Julie zu trösten, während sich sein eigenes Herz zusammenzog. Es war also doch mehr zwischen ihnen, als Julie ihm weismachen wollte.
»Aber genau davor habe ich ja Angst. Als ich hörte, dass er Amnesie hatte, da war ich erleichtert. Kannst du dir vorstellen, dass ein Mensch so schlecht sein kann? Ein guter Freund verliert sein Gedächtnis, vielleicht sogar für immer, und ich freue mich! Ich war so verdammt erleichtert, dass ich ihm nicht ins Gesicht sehen und ihm sagen musste, dass ich seine Gefühle nicht erwidere, dass er für mich niemals mehr als ein Freund sein konnte. Während er hilflos im Krankenhaus liegt, freue ich mich insgeheim darüber, dass ich es ihm noch nicht sagen muss.« Weinend brach Julie zusammen. »Ich bin so schlecht, so schlecht«, jammerte sie, das Gesicht mit ihren Händen bedeckt.
»Oh Julie.« Peter musste sich zusammenreißen, damit sie die Erleichterung in seiner Stimme nicht hörte. Er drückte sie zärtlich an sich. Obwohl er sich dafür schämte, konnte er in diesem Augenblick kein Mitleid für Daniel empfinden.
Julie riss sich abrupt los und sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Und deswegen bin ich schuldig an seinem Unfall, verstehst du? Ein Teil von mir hat sich insgeheim gewünscht, nicht mit ihm reden zu müssen. Und jetzt ist es wahr geworden!«
»Julie, nicht doch, versuch' dich zu beruhigen.« Sanft streichelte Peter ihren Rücken, während er auf sie einredete. »Daniel ist nicht der erste Mensch, der einen Reitunfall erlitt. Und garantiert ist er nicht der erste Mann, der sich hoffnungslos in eine Frau verliebte. Er wird es überleben, glaub' mir, ich weiß, wovon ich rede.« Julie sah Peter überrascht an. Doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. »Dass beides demselben Mann zur selben Zeit passierte, ist ein Zufall. Gewiss, ein äußerst tragischer Zufall, aber trotzdem nur ein Zufall. Du siehst also, es war nicht deine Schuld, nicht im Entferntesten. So, und jetzt genug davon.«
Peter erhob sich. Als Julie keine Anstalten machte, ihm zu folgen, nahm er sie einfach, ihren schwachen Protest ignorierend, in seine Arme und trug sie zur Tür hinaus. »Was du jetzt brauchst ist eine heiße Tasse Tee und ein gemütlicher Abend. Es war ein langer Tag, und wir brauchen beide unsere Ruhe.«
Peter trug Julie in die gemütliche Essstube, die den beiden auch als Wohnzimmer diente. Bald knisterte ein fröhliches Feuer im Kamin, und der Wasserkessel pfiff leise vor sich hin.
»Na, besser?« fragte Peter, als Julie mit angezogenen Knien auf einem Stuhl saß und an ihrem Tee nippte. Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Irgendwie schaffte er es immer, ihr den nötigen Trost zu spenden. Allein seine Gegenwart und die
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