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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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merkwürdige Dinge passiert seit Daniels Unfall?«
»Was meinen Sie?«
Der Alte blickte sich vorsichtshalber noch einmal um. Es behagte ihm sichtlich nicht, im Schloss zu sein. Er senkte seine Stimme und flüsterte schnell, als hätte er Angst, dass ein Fremder mithören könnte. »Verschwinden Sie von hier. Dies ist ein unheilvoller Ort. Gefahr lauert überall, vor allem auf junge hübsche Frauen. Ich hatte es befürchtet, als Sie hier ankamen. Aber Sie wollten ja nicht auf mich hören.« Bedeutungsvoll hob er seinen Finger in die Höhe. »Und jetzt hat es wieder angefangen, so wie damals, so wie immer.«
»Was hat angefangen? Was wird passieren, Walter?« Peter erinnerte sich noch zu gut an das Gerede im Dorf. »Wenn Sie etwas wissen, wenn uns hier irgendeine Gefahr droht, so sagen Sie es uns doch.«
»Nicht hier. Hier ist es zu gefährlich.«
»Sie können jederzeit gehen.« Langsam wurde Julie dieses ganze Gerede über Gefahr und die geflüsterten geheimnisvollen Andeutungen einfach zu viel. Sie lebten immerhin im 21. Jahrhundert. Da sollte man doch genügend gesunden Menschenverstand besitzen, um nicht an alte Ammenmärchen zu glauben.
Kopfschüttelnd erhob sich Walter und ging zur Tür.
Peter warf Julie einen vorwurfsvollen Blick zu. Es war nicht notwendig gewesen, den alten Mann zu beleidigen. An der Schwelle blieb Walter jedoch stehen und drehte sich um. Er schien mit sich selbst zu ringen.
»Ich kann das nicht. Nicht einfach so weggehen und Sie ins Verderben rennen lassen. Ich wäre für alles verantwortlich. So wie damals, als ich geschwiegen hatte. Ich würde es nicht noch einmal überstehen.« Leise murmelte er vor sich hin. Er hob seinen Kopf und sah Peter fest in die Augen. »Glauben Sie mir einfach, dass ich es gut mit Ihnen meine, und gehen Sie.« Tränen traten ihm in die Augen. »So alt bin ich nun geworden, und doch so feige. Klammere mich an mein nutzloses Leben«, murmelte er zu sich selbst.
Plötzlich erschallte ein lautes Krachen aus den oberen Stockwerken. Alle drei fuhren hoch.
»Ich geh mal nachsehen.« Peter schnappte sich die Taschenlampe.
»Ich komme mit. Sie bleiben hier, Walter.«
Der alte Mann wurde ganz bleich. »Nein, bitte nicht. Bitte lassen Sie mich nicht allein hier. Ich möchte nicht so sterben, nicht durch ihn.« Er war eindeutig ganz von der Angst übermannt. »Fliehen Sie, reisen Sie ab, solange Sie noch können!«
»Ist ja gut. Ist schon gut.« Beruhigend strich Julie dem alten Mann über den Rücken. »Ich bringe Sie jetzt raus, während Peter oben nachsieht. In Ordnung?« Er schien beruhigt. »Sie reisen also morgen ab, ja? Dann kann alles doch noch gut werden.«
Julie zog es vor, ihn im Augenblick in seinem Irrtum zu belassen. Er war eben doch nur ein alter, verwirrter und harmloser Mann.

Auch die Tatsache, dass Peter im zweiten Stockwerk eine Messingkaraffe fand, die scheinbar von allein auf den kahlen Steinfußboden gefallen war, trug nicht dazu bei, Julies Meinung zu ändern.
Peter, im Gegenteil, ging der späte Besuch einfach nicht aus dem Kopf. Auch wenn Julie alles als die Spinnerei eines alten Mannes abtat, wurde Peter das Gefühl nicht los, dass doch mehr dahinter steckte.
Etwas hatte Walter große Angst gemacht. Das war nicht zu übersehen gewesen. Plötzlich fiel Peter ein, dass das kleine Mädchen, Lizzy, sich auch vor etwas gefürchtet hatte. Natürlich könnte das daran liegen, dass der Alte ihr seine Schauergeschichten erzählte hatte. Doch das erklärte trotzdem nicht den Vorfall mit der Rüstung. In der ganzen Aufregung um den Geheimgang war er ja sofort in Vergessenheit geraten. Aber eine Erklärung hatten sie dafür trotzdem nicht gefunden. Genauso wenig wie für den Fall der Karaffe, der Walter so eine Angst eingejagt hatte. Und dazu kam noch die Weigerung der älteren Dorfbewohner, sich in die Nähe des Schlosses zu begeben. Obwohl die Jüngeren diesbezüglich weniger Bedenken hatten, fühlte Peter sich nicht wohl bei dem Gedanken, dies alles als puren Aberglauben abzutun. Etwas musste in der Gegend vor einigen Jahrzehnten, ‚damals', wie sie es nannten, vorgefallen sein. Etwas, dass sich nun scheinbar wiederholte. Er musste herausfinden, was damals vorgefallen war, um selber beurteilen zu können, was nun geschah. Dann würde er endlich wissen, ob Julie tatsächlich eine geheimnisvolle Gefahr drohte, so wie Walter es prophezeit hatte. Peter beschloss, bei der nächsten Gelegenheit mit dem alten Mann zu sprechen, und hoffte, dass dann endlich Fragen

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