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Dunkles Geheimnis

Dunkles Geheimnis

Titel: Dunkles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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herumsprang.
    Abends leistete Papa mir auf dem Fitnesspfad Gesellschaft. Manchmal knurrte er, ich würde es übertreiben, und versuchte mich mit irgendeinem Spiel im Fernsehen zu verlocken, aber ich ließ mich nicht in Versuchung führen.
    Stattdessen zwang ich ihn dazu, in unserem selbst geschreinerten Hallenhockeytor zu stehen. Wuff spielte Verteidiger, während ich auf einer Sperrholzplatte, die zum Schutz auf dem Boden lag, schnelle Schüsse aus dem Handgelenk trainierte.
    Mein Platz in der Mannschaft durfte nicht mehr infrage gestellt werden. Ich würde beweisen, dass niemand so ausdauernd und schnell war wie ich und keiner dem gegnerischen Tor so gefährlich werden konnte. Das Einzige, was Alexander mir voraus hatte, war Kraft.
    Ich loggte mich nicht mehr auf Facebook ein und ließ meine Mails ungelesen. Die vielen fiesen Kommentare saugten Energie ab, die ich für mein Training brauchte.
    Und die hartnäckige Schinderei führte tatsächlich schnell zu erstaunlichen Ergebnissen. Im Lauf der Woche brach ich zweimal meinen eigenen Laufrekord.
    Aber im Hockeytraining war es, als würde ich mit dem Kopf gegen die Wand rennen. Zwar bekam ich ein paar hastige High fives, wenn ich ein Tor schoss oder einen guten Pass lieferte. Doch die kamen immer von denselben Jungs, Ranjan, Mohammed, Alexander, Johannes und Patrick. Die anderen schauten weg.
    Ted ermunterte mich, aber nicht mehr als andere. Das irritierte mich ein wenig, ehrlich gesagt. Diese eigenartigen heißen Gefühle, die ich bei seinem Anblick hatte, wollten sich ab und zu wieder bemerkbar machen, doch ich schüttelte sie schnell von mir ab.
    Ted war ja mein Trainer und Lehrer.
    Mein Freund, das war Alexander.
    Allerdings begleitete er mich immer seltener nach Hause, genau wie Jo.
    Anfangs dachte ich nicht so viel daran – ich war zu sehr mit meinem Training beschäftigt – und außerdem mussten wir uns auf zwei Tests vorbereiten, in Englisch und Mathe.
    Aber allmählich ging mir auf, dass immer ich diejenige war, die den Kontakt suchte. Weder Alexander noch Jo besuchten mich oder riefen mich von sich aus an.
    Die erste Oktoberwoche war ungewöhnlich warm gewesen, aber als ich gestern Abend meine Joggingrunde gelaufen war, hatte ich gespürt, dass die Kälte jetzt bleiben würde. Und heute Morgen bedeckte Raureif die Rasen in den Gärten, als ich zur Schule radelte.
    Ich stellte mein Rad in den Fahrradständer und wartete, bis ich Jo sah. Sie kam inmitten einer Schülergruppe auf dem Fußweg angeschlendert.
    Ich ging langsam auf das Schulhaus zu in der Hoffnung, sie würde ihre Schritte beschleunigen, um mich einzuholen und mir mit einem munteren „Hallo“ den Arm um die Schultern legen.
    Mein Rücken kribbelte vor Erwartung – bald, bald –, aber als ich nach hinten schielte, sah ich sie immer noch mit den anderen in der Gruppe.
    Ich kam lang vor ihr im Klassenzimmer an.
    Dort saßen Alexander, Mohammed und Ranjan und redeten auf einander ein. Keiner sah auch nur in meine Richtung.
    Ich blieb in der Türöffnung stehen, bis Jo ankam. Dann ging ich langsam zu einer Bank am Fenster, zu unserem gemeinsamen Lieblingsplatz. Ist der Unterricht allzu langweilig, kann man sich immerhin die Zeit mit Rausschauen vertreiben.
    Aber Jo kam nicht zu mir. Sie zeigte Frida und Melanija etwas auf ihrem iPhone und folgte ihnen zu den Bänken an der Wand.
    Bestimmt wollte sie bloß nett zu den Mädels sein, verteidigte ich sie. Man lässt schließlich niemanden mitten im Gespräch stehen. Das würde ja so rüberkommen wie: Was du sagst, ist mir egal, meine beste Freundin ist mir wichtiger.
    Ich hatte mir vorgenommen, mein Experiment fortzusetzen und zu testen, ob Jo mich in der Pause von sich aus aufsuchen würde. Aber als nur noch ein paar Minuten Unterricht übrig waren, packte mich die Panik. Vielleicht würde sie mit den anderen in die Pause gehen! Dann wäre ich ja allein!
    Also starrte ich Jo an, bis sie nicht umhin konnte, meinen Blick zu erwidern, dann starrte ich weiter, bis es zur Pause läutete.
    Und sie kam zu mir, war ja klar, nachdem ich sie so angeglotzt hatte.
    Sie redete über dies und das, aber ich hörte nicht zu. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mir zu überlegen, ob sie wirklich neben mir stehen wollte oder ob sie nicht viel lieber bei den Mädels gewesen wäre, die ein paar Meter von uns entfernt laut lachten und gackerten.
    Bei jeder neuen Lachattacke wandte Jo ihnen den Blick zu, und ich glaubte Sehnsucht in ihren Augen zu sehen.
    Das störte

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