Dunkles Geheimnis
für seine Aufgabe?“
Mama fuhr hoch, mit rotem Gesicht.
„Meiner Meinung nach ist es jetzt höchste Zeit, dass diese Schlammschlacht beendet wird!“
„Mama, bitte“, murmelte ich leise.
Sie sah mich kurz an, etwas verblüfft, als hätte sie erwartet, dass ich sie stattdessen anfeuern würde.
„Na, hör mal! Die lügt doch!“
„Bitte sei still, Mama“, flüsterte ich matt.
Aber Mama war zu empört, um den Mund halten zu können.
„Herr Lundström, Frau Hallberg, können Sie dieser … Person vielleicht erklären, wie es sich wirklich verhält?“
Lundström war offenbar auf diese Frage vorbereitet. Er übernahm schon das Wort, bevor Mama überhaupt wieder Platz genommen hatte.
Irgendwo über meinem laut pochenden Puls hörte ich ihn Bjarne Lunds Worte wiederholen, warum gerade ich in die Mannschaft aufgenommen worden war. Er betonte auch, dass es Lund gewesen sei und nicht Ted, der die Mannschaft aufgestellt hatte. Dann ging er dazu über, meine Fähigkeiten zu preisen.
Und ich wäre am liebsten gestorben.
„Aber welche Erklärung haben Sie dann für dieses gewisse Foto?“, fragte Antons Mutter schnippisch.
„Welches Foto?“, fragte Lundström verwirrt.
„Das eine, auf dem sie …“
Sie deutete auf mich.
„… vom Sportlehrer umarmt wird. Und auf dem Bild ist sie nackt. Es steht im Internet. Sie können selbst nachschauen! Und Sie, wie war noch mal Ihr Name, Idas Mutter …“
„Svensson“, murmelte Idas Mutter verlegen.
„Es stimmt doch, dass Sie gesehen haben, wie er das Mädchen in seinem Auto in den Arm genommen hat?“
Ich schoss mit solcher Wucht hoch, dass der Stuhl hinter mir umfiel, und hörte Mama noch rufen, bevor die Tür hinter mir zuschlug.
*
Ich rannte den ganzen Weg im Nieselregen nach Hause. Papa kam mir in der Diele entgegen, vermutlich von Mama vorgewarnt. Völlig durchnässt warf ich mich ihm laut weinend in die Arme.
Nur ein, zwei Minuten später tauchte Mama auf.
Ich weinte so hysterisch, dass sie mich auf dem Weg ins Wohnzimmer stützen mussten. Dort sank ich aufs Sofa, immer noch von Papas Arm gehalten.
Als Mama sich uns gegenüber niederließ, gesellte sich Wuff sofort zu ihr. Mama ergänzte meine schniefende, schluchzend hervorgestoßene Beschreibung des chaotischen Elternabends.
Sie war immer noch außer sich vor Wut. Obwohl sie sich um Beherrschung bemühte, blieb ihr immer wieder die Stimme weg. Ab und zu stöhnte sie laut und fluchte über Antons böswillige Mutter und die anderen Eltern, die sie stillschweigend hatten losquatschen lassen.
„Ich dachte, alle wären damit einverstanden gewesen, dass du in die Mannschaft kommst“, sagte Papa betrübt. „Du bist doch der beste Torschütze von allen.“
„Mhm“, murmelte ich halberstickt von Tränen.
„Außerdem hast du doch Anton gar nicht den Platz weggenommen“, sagte Mama. „Der Kerl ist doch erst gekommen, nachdem Lund die Mannschaft aufgestellt hatte, nicht wahr?“
„Mhm. Und falls einer von uns ausfällt, ist Jonas an der Reihe und nicht Anton. Aber viele versuchen es so hinzudrehen, als ginge es um Anton oder mich. Die machen einen solchen Aufstand, das ist einfach zum Kotzen!“
Mama richtete sich auf.
„Läuft das schon lange?“
„Ja.“
„Wirst du gemobbt?“
„Mhm.“
„Das gibt’s doch nicht! Hast du mit einem Lehrer oder dem Rektor darüber gesprochen?“
„Nein.“
„Warum hast du denn nichts gesagt?“, fragte Mama traurig.
Ich zuckte stumm die Schultern. Über gewisse Dinge will man eben nicht reden.
„Was machen die denn?“, setzte Papa seine Befragung fort.
„Sie starren mich in der Schule an, schicken fiese Mails und schreiben Gemeinheiten auf Facebook.“
„Zum Beispiel?“
„Dass ich eine Schlampe bin und stinke und so.“
Mama sah mich an und rümpfte die Nase, fast so, als fände sie das auch.
„Das ist ja ungeheuerlich!“
„Schreiben sie denn auch, dass du aus der Mannschaft rausfliegen sollst?“, fuhr Papa fort.
„Mhm.“
„Ja, klar“, meinte er dann grimmig. „Das ist natürlich der Sinn der Sache.“
Mama seufzte und sah mich mit ernsten Augen an.
„Was war das für ein … Foto, das Antons Mutter erwähnt hat?“, fragte sie mit leicht zitternder Stimme.
Die Worte von Antons Mutter mussten Bilder erzeugt haben, die jetzt in Mamas Kopf rotierten, egal, wie sehr sie sich dagegen wehrte.
Mir war klar gewesen, dass sie diese Frage früher oder später stellen würde, aber leichter wurde es dadurch nicht.
Ich
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