Dunkles Geheimnis
seufzte, holte tief Luft und begann zu erklären, wie es dazu gekommen war, dass ich nackt in Teds Armen fotografiert worden war. Und warum Idas Mutter sich eingebildet hatte, Ted hätte mich in seinem Auto umarmt. Nach einigem Zögern erzählte ich auch, was passiert war, als unser Briefkasten gesprengt wurde.
Mama schüttelte langsam den Kopf, als ich geendet hatte.
„So darf das nicht weitergehen! Diese Jungs sind auf dem besten Weg, deinen Ruf zu ruinieren. Ja, dein ganzes Leben!“
„Wir werden natürlich Anzeige erstatten“, sagte Papa. „Wegen sexueller Belästigung. So was ist strafbar. Die Sprengung von unserem Briefkasten auch. Diese Unverschämtheiten müssen ein Ende haben.“
Ich richtete mich im Sofa auf.
„Nein!“
„Aber Schatz, wir können doch nicht einfach die Augen zumachen“, sagte Mama. „Du wirst gemobbt, belästigt und schlechtgemacht! Sie haben sich an unserem Eigentum vergriffen. Wer weiß, was sie sich als Nächstes einfallen lassen?“
„Das ist wieder mal typisch für euch!“, schrie ich. „Was glaubt ihr wohl, warum ich nichts gesagt hab? Weil ich wusste, dass es dann so wird wie jetzt!“
Die Tränen drängten sich schon wieder hoch, während ich zwischen Mama und Papa hin und her schaute.
„Dadurch wird es nur noch schlimmer, kapiert ihr das nicht?“, wimmerte ich. „Ihr dürft einfach keinen Wirbel machen, mit Anzeigen und der Polizei und dem Rektor und so. Das ertrage ich nicht!“
Meine Beine zitterten. Ich zitterte überhaupt von Kopf bis Fuß.
„Das … ertrage … ich nicht“, wiederholte ich schluchzend.
„Aber was sollen wir dann tun?“, rief Mama aus. „Die Vorstellung, dass mein großartiges … tüchtiges Mädchen …“
Ihre Stimme brach.
Sie flog von ihrem Platz hoch, war mit ein paar Schritten bei mir, sank neben mich und schloss mich in die Arme.
Und wieder strömten meine Tränen. Mamas Pulli unter meiner Wange wurde klatschnass.
Als der Tränenstrom allmählich versiegte, hing ihre Frage immer noch in der Luft.
Ich richtete mich auf und schnäuzte mich.
„Ich werd ihnen zeigen, dass ich besser bin als die Jungs“, erklärte ich heiser.
„Es genügt doch, dass du genau so gut bist“, meinte Papa.
„Scheint nicht so“, sagte Mama traurig. „Aber fiesen Kerls und deren genauso fiesen Müttern darf man nicht erlauben, deine Chancen zu ruinieren. Wenn du mit dem Hallenhockey aufhörst, dann nur, weil es deine eigene Entscheidung ist, nicht, weil du dazu gezwungen wirst. Darin sind wir uns doch einig?“
„Mhm“, murmelte ich und schnäuzte mich noch einmal.
„Aber wenn es so weitergeht, müssen wir bald etwas unternehmen, das begreifst du doch?“
„Mhm.“
„Und dieses Foto muss aus dem Netz verschwinden!“, rief Papa aus.
Zu meiner Erleichterung verlangte er nicht, es zu sehen.
„Ted wollte checken, ob man es irgendwie entfernen kann.“
„Gut. Ich werde ihn mal anrufen und mit ihm reden.“
„Warum denn?“
„Hör mal, das ist doch selbstverständlich. Er ist dein Trainer und dein Lehrer. Ich möchte hören, was er meint und was er tun kann. Schließlich ist er doch genau wie du davon betroffen.“
Ja, das war er natürlich. Aber irgendwie störte es mich trotzdem, dass Papa Ted anrufen wollte. Ich befürchtete, er würde sich mit ihm herumstreiten und ihm die Schuld an meiner Misere geben.
Aber mir fiel nichts ein, wie ich Papa daran hindern könnte. Meine lautstarken Proteste würden eher seinen Verdacht wecken, so à la kein Rauch ohne Feuer.
Also hielt ich den Mund.
Mama stieß einen tiefen Seufzer aus.
„Okay, wir warten noch ein paar Tage ab. Per Lundström und Frau Hallberg haben versprochen, die Schulleitung über diesen chaotischen Elternabend zu informieren. Danach wirst du in der Schule hoffentlich in Ruhe gelassen werden.“
Als Mama okay sagte, sprang Wuff von dem anderen Sofa runter und versuchte sich zwischen uns zu drängen. Bald saß die ganze Familie nebeneinander aufgereiht.
Ich schaute hinaus und seufzte. Der Regen hing wie ein dichter Vorhang vor dem Fenster.
„Ich muss mit Wuff raus“, sagte ich und machte Anstalten, mich zu erheben.
„Nein, das mache ich“, sagte Papa und drückte mich sanft aufs Sofa zurück.
Mein Körper war von dem vielen Weinen wie ausgelaugt, darum hatte ich keine Kraft, um zu protestieren.
Als er gegangen war, musste ich an die Mütter von Anton und Ida denken und verglich sie mit meiner eigenen.
Um nichts in der Welt hätte ich tauschen
Weitere Kostenlose Bücher