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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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überlebt. Drei Mitglieder sind nicht in der Stadt und können das Ergebnis nicht beeinflussen.«
    »Und dann schwört Ihr alle dem Regenten die Treue?«
    Maddy erkannte jetzt, dass Emil kein Idiot war; er war ein Handelnder. Er hatte sein ganzes Leben lang den Narren gespielt, zumindest in der Öffentlichkeit, und er spielte jetzt den Monarchen. Er probte eine neue Rolle, mit Maddy und Nell als seinemPublikum. Das waren eine Entdeckung und ein Joker in der albiurnischen Politik. War sich die Uptree-Fraktion dieser Veränderung bewusst? Wie lange war Kipping schon diese Wahrheit bekannt?
    »Für eine Regentschaft gibt es keine Präzedenzfälle, Hoheit. Ich kann um Eide ersuchen, wenn Ihr wünscht, aber Mitglieder des Kronrats werden von einem Hierarchen vereidigt, und der Erhabene Uptree könnte Probleme bereiten. Euer Vater ist nach wie vor König, also bleibt es bei eben demselben Kronrat. Söhne können keinesfalls irgendwie dazwischengehen.«
    »Dann holen wir den heiligen Mann nicht von seinen Gebeten weg. Was dann?«
    »Der große Rat. Da wir jetzt Zeit haben, schlage ich vor, dass Ihr ihn für ein Datum in mindestens drei Wochen einberuft – einen Monat, wenn Ihr Euch traut –, damit weiter entfernt lebende Adelige den Aufruf erhalten und die Reise antreten können. Die Kirche hat in Weypool und Umgebung mehr Unterstützung als auf dem Land. Die Uptree-Fraktion im Kronrat wird gewiss nichts gegen die Verzögerung haben, weil die Hierarchie für morgen einberufen wurde und der heilige Schrecken nicht darauf hoffen darf, die Situation vor der Versammlung des Adels im Griff zu haben.«
    Er holte Atem. »Auf dieser Versammlung rate ich Euch, als Regent eine Ansprache zu halten und einige Steuern zurückzunehmen und Entschädigung für einige Missstände zu leisten, die ihre Lordschaften natürlich annehmen werden. Im Endeffekt werden sie Euch als König in Wartestellung akzeptieren.«
    »Ausgezeichnet! Brillant sogar. Und hier kommt unser Wundermann!«

Kapitel 37
    Wunder zu wirken war nicht so leicht, wie es vielleicht aussehen mochte. Rollo war völlig ausgelaugt und benötigte Ruhe, die er nicht bekommen konnte. Seine Aufgabe war getan, und eine noch schwierigere stand ihm bevor, als er mit seinen beiden Wächtern im Rücken um den Spiegel trat. Er sah sich rasch im Zimmer um; sein Blick verweilte eine Sekunde lang neidisch auf der Büchersammlung, und dann verneigte er sich vor dem Prinzen. »Ich habe alles getan, was ich konnte, Eure Hoheit. Er wird sorgfältiger Pflege bedürfen, aber wenn ihm diese zuteil wird, sollte er mehrere Wochen überleben.«
    Nell rieb sich unauffällig das rechte Auge, was bedeutete, dass ihre Einsicht günstig war. Linkes Auge wäre eine Warnung gewesen, Emil nicht zu vertrauen.
    »Das ist eine willkommene Nachricht. Privatsekretär, Ihr habt unsere Erlaubnis, Euch zum Kronrat zu begeben. Bitte sorgt dafür, dass diese Damen sicher in Eure Residenz zurückkehren können, denn ich wünsche eine private Unterredung mit Prälat Hawke.« Emil kicherte und hob eine Hand. »Schon gut, Darren, ich weiß, Ihr seid misstrauisch, dass er mich behext. Prälat, hättet Ihr etwas dagegen, wenn meine Freunde weiterhin hinter Euch stehen, die Schwerter auf Euren Rücken gerichtet?«
    »Gewiss nicht, Hoheit! Ich wäre auch nicht beleidigt, wenn Ihr mir eine Binde über die Augen legen wolltet.« Rollo verneigte sich, als die Frauen gingen. Maddy am Leben! Ein echtes Wunder, das. Und der zukünftige König wollte mit ihm als Mensch sprechen. Zwei Wunder. Der mörderische alte Tyrann lebte, konnte jedoch keinen Schaden mehr anrichten. Das machte drei – wahrlich ein denkwürdiger Tag.
    Simon holte einen Hocker und stellte ihn ein gutes Stück entfernt vom Sessel des Prinzen hin. Sobald der Prinz sich niedergelassen hatte, setzte sich auch Rollo. Niemand versuchte, ihm eine Binde um die Augen zu legen. Zwei Rapiere blieben nur wenige Zoll von seinen Nieren entfernt, aber sie machten ihm weniger zu schaffen als seine Erschöpfung. Er hatte sein Bestes für den König gegeben, viel mehr, als er gewöhnlich gab, aber sein Gewissen hatte darauf bestanden, dass seine Feinde nicht weniger als seine Freunde bekommen durften. Er war ausgelaugt, während der junge Mann ihm gegenüber sehr weit von dem Narren entfernt war, den Maddy beschrieben hatte. Doch selbst als Kind hatte sie sich selten in Menschen geirrt. Eine solche Täuschung jahrelang aufrechtzuerhalten, würde einen außergewöhnlich

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