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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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sah in Nell nach wie vor die Flamme der weiblichen Vollkommenheit.
    Natürlich erkannte sie seine Stimmung sofort, noch bevor er sich gesetzt hatte. »Schlechte Neuigkeiten?« Sie füllte ihren Kelch neu und reichte ihn ihm.
    Er leerte ihn. »Gute und schlechte. Dem Prinzen scheint es ernst damit zu sein, die Unterdrückung beenden zu wollen, was die beste Nachricht seit zweihundert Jahren ist, aber er ist aufgebracht über diese Gewalttätigkeit in Schloss Umberly. Ich habe versprochen, den Armstrong-Jungen zu finden und ihn den Behörden zu übergeben. Dann wird man mich wahrscheinlich als Verräter brandmarken, als Lakaien und Lockspitzel.«
    Nell sprang ihm automatisch zur Verteidigung bei. »Bloß von den Verrückten des Untergrunds, und sie tun das sowieso schon. Deine Abscheu vor Gewalt ist wohlbekannt, und dieser Junge ist ein Ungeheuer. Er hat bereits Dutzende von Menschen getötet.«
    »Vierunddreißig, glaube ich.«
    »Kannst du ihn finden?«, fragte Maddy.
    »Ich gehe davon aus. Ich kenne die obersten Anführer des Untergrunds, also kann ich bei denen anfangen. Ich darf tagsüber frei auf die Suche gehen, solange Nell und ich in Haus Caverleigh übernachten.«
    »Na gut, dann«, sagte Maddy. »Was weißt du über ihn?« Schon als Kind war sie immer praktisch und nüchtern gewesen.
    »Rollo ist ihm nie begegnet«, sagte Nell, »aber ich. Er ist sehr jung, inzwischen etwa vierzehn, aber gewaltig begabt. Sehr höflich und redegewandt, aber meine Einsicht sah ihn als etwas unheimlich … zu verbittert für jemanden seines Alters. Hat einen schwarzen Hund namens Ruß als Vertrauten.«
    »Er lebt – oder hat gelebt – in Rose Hall«, fügte Rollo hinzu. »Mit dieser verrückten Whatman, die ihm die ganze Zeit über Gift ins …« Rollo hielt inne und sah Maddy an. »Geht’s dir gut?«
    Maddy war kalkweiß geworden. Sie schüttelte den Kopf, und das Sprechen bereitete ihr Mühe. »Wie weit ist es von Woodbridge nach Rose Hall?«
    Rollo zuckte die Achseln und sah zu Nell hinüber, denn sie plante die Wege.
    »Weiß ich nicht genau«, erwiderte sie. »Ich denke eigentlich in Grafschaften. Woodbridge liegt in Angleshire und Rose Hall in Dorsia, aber ich bezweifle, dass mehr als ein Tagesmarsch zwischen ihnen liegt, wenn überhaupt. Warum?«
    »Weil ich«, gab Maddy heiser zur Antwort, »unseren Bruder Brat zum letzten Mal vor zwei Jahren gesehen habe. Er war elf Jahre alt und gerade von einem pechschwarzen Welpen wie aus dem Nichts adoptiert worden. Namens Ruß. Das war am Tag, bevor Dampier das Haus niedergebrannt hat. Schwarzes Haar, leuchtend blaue Augen?«
    Im Namen der Mutter!
    »O nein!«, flüsterte Nell.
    »Bram, Brat, Brad?«, fragte Rollo. »Ein Welpe, der in seinem Zimmer schläft, der mitten in der Nacht hinausgebracht werden möchte, Geräusche eines nahenden Mobs …«
    Maddy schüttelte den Kopf. »Nein. So war’s nicht. Wenn es so gewesen wäre, hätte er gewusst, dass ich verheiratet bin, und er wäre zu mir nach Bakenbeck gekommen. Am Tag nach dem Überfall, als ich zu den Ruinen hinaus bin und sie immer noch Knochen aus der Asche gruben … man hatte mir gesagt, dass Brat verschwunden war. Sein Pony war ohne ihn zurückgekehrt. Vater hatte die Jagd abgeblasen, also waren alle davon ausgegangen, dass er gefunden worden war.«
    »Oder er hatte sie abgeblasen, weil Corbin ihm gesagt hatte, dass Brat in Sicherheit war?« Rollo schloss die Augen im Gebet.
    »Es ist meine Schuld«, sagte Nell. »Als ich ihm begegnet bin, erinnerte er mich an dich, Liebling, aber ich habe geglaubt, es seienbloß die Augen und das ganze Talent. Ich hätte erraten sollen, dass ich mehr gesehen hatte als das.«
    Zu spät, zu spät! Er hatte es dem Prinzen versprochen … 
Mutter, Mutter, was hast du getan?

Kapitel 38
    Gus Twenlow arbeitete eigentlich auf den Docks, manchmal jedoch nachts in der Fabrik der Jones. Schwarzarbeit, so nannte man das, völlig zu Recht. Einmal alle paar Wochen bestellte man ihn zum Wachdienst am Tor. Es waren immer drei Wächter, und nur selten erkannte er in den anderen beiden jemanden, dem er zuvor schon einmal begegnet war. Auf diese Weise konnten sie sich nicht zusammentun und bestechen lassen, und falls einer schwach werden würde, würden ihn die anderen beiden verpfeifen. Sie bekamen Knüppel, Helme und Brustplatte. Natürlich keine Feuerwaffen. Die Bezahlung war ausgezeichnet, aber sie mussten zwei Drittel der Nacht auf den Beinen bleiben. Sich drücken ging nicht. Das

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