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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Bänkchen im Wächterhäuschen hatte nur Platz für einen, und die anderen beiden waren draußen, der Witterung ausgesetzt, wie kalt oder nass sie dabei auch werden mochten. Damit es gerecht zuging, gab es ein Stundenglas, außerdem einen Turm mit Glocke. Wenn etwas Verdächtiges geschah, sollten sie am Strick ziehen, um die Wache in den Kasernen ein paar Straßen weiter zu alarmieren. Obwohl nie etwas Verdächtiges vorkam.
    Diese Nacht war kühl, jedoch nicht kalt, und der Mond rund und hell. Harry schnarchte im Wächterhaus. In einer halbenStunde wäre die Reihe an Gus. Derjenige, der sich Roy nannte, stammte aus dem Norden und hatte eine komische Aussprache. Mit einem Mann, dem man nie zuvor begegnet war und dem man wahrscheinlich nie wieder begegnen würde, konnte man nicht viel bereden. Roy hatte das Gerücht gehört, der König sei tot. Na und? Sie trennten sich und gingen zur Abwechslung einmal in entgegengesetzte Richtungen weiter. Der Mond schien strahlend hell, die breite Straße war leer wie die Schale eines Bettlers. Direkt vor ihm tauchte ein bartloses Gesicht auf. Woher war es gekommen?
    »Träume«, sagte Brad. »Du hast mich nicht gesehen. Bleib da stehen und träume deinen Lieblingstraum.« Er rannte zu dem anderen Mann, der sich bereits umdrehte und zurückkehren wollte, Brad jedoch erst sah, als sie Nase an Nase standen und Brad seine Ablenkung einsetzte. Er musste den dritten Mann wecken, um ihn wieder in Schlaf zu versetzen.
    Damit war der schlimmste Teil bereits vorüber, und er wünschte sich, sein Herz würde es begreifen und ihm nicht mehr die Brust zersprengen wollen. Auf dem Schild über der Tür stand:
Gebrüder Jones.
Darunter, ziemlich verblasst, ein königliches Wappen, und in kleinerer Schrift war zu lesen:
Hoflieferant.
Die Mauer war etwa fünfzehn Fuß hoch, mit Spitzen auf der Krone, und das Tor selbst so groß, dass Wagen hindurchpassten, und so massiv, dass er es wohl kaum bewegen könnte. Zum Glück bestand dazu auch keine Notwendigkeit, weil eine kleinere Tür eingelassen war. Das war die mit den Schlössern, drei Stück.
    Rütteln … 
Klick … Klick … Klick …
    Er trat hindurch in den Hof. Bär und Wolf beobachteten ihn aus schattigen Hauseingängen weiter unten an der Straße, und jetzt rannte einer von ihnen los und holte den Wagen. Brad ging wieder hinaus und befahl den drei Wächtern hereinzukommen; dort wies er sie an, sich abseits des Fahrwegs ins Gras zu legen und erst dann wieder aufzuwachen, wenn er es sagte. Für einen Anfänger war er ein sehr guter Einbrecher.
    Das Fabrikgebäude selbst war ein Stockwerk hoch und nicht annähernd so groß, wie man angesichts des gewaltigen Grundstückserwartet hätte, das von der Mauer umschlossen war. Er rannte im Mondschein den Fahrweg entlang bis zur Laderampe und sprang hinauf. Nein, er hätte wissen sollen, dass dieser Weg allzu einfach gewesen wäre. Auf der Außenseite gab es weder Schlösser noch Griffe. Also musste er zum Vordereingang herum und weitere Schlösser öffnen. Und die nächste Tür im Innern war gleichfalls verschlossen. Er hatte sich Sorgen wegen möglicher Hunde gemacht, weil für sie eine besondere Art der Beherrschung nötig gewesen wäre, in der er nicht gut war, aber es gab keinen Hundegeruch.
    Das Vorratslager selbst roch sehr staubig. Es war auch dunkel wie ein Grab, wie Matt ihm schon gesagt hatte. Grund war, dass niemand, der hier hereinkam, jemals eine Kerze oder Laterne dabeihatte. Jegliche Flamme in der Nähe dieser Art von Staub würde das ganze Gebäude bis zum Mond hinaufschicken, zusammen mit dem Betreffenden. Aber ein Mann, der im Dunkeln sehen konnte, hatte keine Probleme, sich seinen Weg zwischen den Stapeln von Fässern zu suchen, die Läden zu öffnen und das Mondlicht hereinzulassen. Bis Brad das erledigt hatte, waren Echse und Pferd schon im Gebäude und öffneten die Einbautür. Weitere Männer schoben die Riegel des Haupttors hoch und ließen den Wagen herein.
    Er fand einen Platz, wo er sich hinsetzen und zuschauen konnte. Er hatte seine Arbeit erledigt, und diese Fässer mit Schießpulver wogen hundert Pfund das Stück, fast so viel wie er selbst. Solange niemand Nägel in seinen Stiefeln hätte, mit denen er Funken schlagen würde, sollte alles glattgehen.
    Sitzen, jedoch nicht entspannen. Er hatte sich für den Untergrund als wertvoll erwiesen, aber war er auch wertvoll genug, ihn zu behalten? Das war ihr Problem, und ihre Antwort mochte ihm gefallen oder auch nicht.

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