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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Nützlich bedeutete nicht unbedingt vertrauenswürdig. Seine Loyalität stand auf wackeligen Beinen, weil er sich unentwegt Sorgen machte, was Bruder Alfred wohl sagen würde. Im Nachhinein gesehen war Lady Whatman immer leicht verrückt gewesen. Es war eine Dummheit, Löwe und den Übrigen zu sagen, dass er niemanden töten würde, weil es ihre Absichtwar, Menschen zu töten. Er konnte nicht der einzige Mann mit Talenten in der Menagerie sein, und wenn einer der anderen Tiere Einsicht hatte, dann wüsste er, wie unsicher Schleimaals Loyalität war. Sie waren darauf bedacht gewesen, ihm nicht zu sagen, was sie mit dieser Wagenladung Schwarzpulver vorhatten, und wenn Löwe zum Entschluss gekommen war, dass ihm nicht zu trauen wäre, dann gab es Meilen von Katakomben, wo sich ein Leichnam verstauen ließe.
    Er sah bloß nicht, welche andere Wahl er hätte.
    Als Erster hinein und als Letzter hinaus. Es war Brad, der die Läden an den Fenstern des beraubten, aber immer noch gut gefüllten Vorratslagers schloss, Brad, der sämtliche Schlösser verriegelte. Sieh zu, dass alles ganz normal aussieht, hatte man ihm gesagt, und es mochte Tage dauern, bevor die Männer der Jones bemerkten, dass sie beraubt worden waren. Die Wächter zu wecken und sie wieder auf Position zu bringen, war der schwerste Teil. Er sagte ihnen, sie sollten erst beim Anbruch des Tages erwachen und vergessen, was geschehen war. Mochte funktionieren oder auch nicht.
    Der Wagen war weg. Er war zu schwer beladen, um Fahrgäste mitzunehmen. Ein halbes Dutzend Männer vom Untergrund wartete auf ihn, um ihn »nach Hause« zu geleiten. Es würde ein langer Marsch werden, denn die Schießpulverfabriken und die Armeekasernen lagen in den Außenbezirken der Stadt. Aber warum sechs? Und warum scharten sie sich so um ihn? Matt links, Luchs rechts; zwei vor ihm, zwei hinter ihm. Überzeugt war er nicht, trotz des ganzen Geredes von Matt und Luchs, was für eine großartige Arbeit geleistet er habe und was für eine große Bereicherung er für die Sache sei und dass sie nicht gewusst hätten, was sie ohne ihn getan hätten, bla, bla. Wussten sie, was sie
mit
ihm täten? Das war die Frage. Hausarrest bis nach dem großen Knall war das Beste, worauf er hoffen konnte.
    Dennoch war sein Vorauswissen strahlend hell, keine Bedenken zeigten sich. Das ergab doch keinen Sinn! Menschen mit Vorauswissenwurden oft wahnsinnig. Er hätte nach Gaudry gehen sollen, während er noch die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Oft waren die Gaben der Mutter eine zweischneidige Angelegenheit.
    Die große Straße teilte sich. Sie nahmen den linken Abzweig, dann bogen sie nach Süden ab, in eine schmalere Straße. Der Vollmond ging unter, und die Dämmerung brach an. Schatten legten sich über die Fahrbahn, und er hätte einen Vorteil, falls er abhauen wollte. Aber was dann? Wenn ihn der Untergrund nicht suchte, so suchten ihn die Regierung und Kirche ganz bestimmt. Die Lösung des Untergrunds wäre rascher und weniger schmerzhaft.
    Als sie an einer besonders schmalen und dunklen Gasse vorüberkamen, schoss ein Hund aufgeregt bellend daraus hervor. Brad machte einen Satz. Seine Begleiter fluchten.
    »Achte nicht auf ihn«, sagte Eule. »Wahrscheinlich macht er das bei jedem …«
    Aber es war Ruß’ Gebell. Ruß war endlich zurückgekehrt! Brad lenkte ab und blieb stehen. Die beiden hinter ihm trennten sich und umgingen ihn, ohne zu bemerken, dass er dort stand. So viele würde sein Talent nicht länger als einen Augenblick halten können. Er sprang in die Gasse.
    »He!«, rief jemand; dann nahmen weitere, jedoch leisere Stimmen den Ruf auf. »Der Junge! Der Junge! Fangt ihn!«
    Die Gasse war an einigen Stellen überdacht, ein Tunnel. Überall lag Abfall, und sie verzweigte sich. Und in ihr lief Ruß, dessen Schwanz so rasch hin und her ging, dass er fast summte. Die Schritte hinter ihm waren langsamer; die Stimmen fluchten. Jemand rutschte aus und fiel in den Dreck. Ruß rannte voraus, dann bog er scharf nach rechts ab. Brad folgte, schwarzer Hund in einer schwarzen Gasse. Es war eine Sackgasse, aber links führte eine Holztreppe zu einer Tür, und Ruß duckte sich darunter. Brad quetschte sich neben ihn und machte sich so klein wie nur eben möglich. Für den Einbruch hatte er sich absichtlich dunkle Kleidung übergestreift, also war sein Gesicht der hellste Teil an ihm. Er hielt den Kopf gesenkt und barg die Nase in Ruß’ Fell. Der vertraute Hundegeruch war besser als der ekelerregende

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