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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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Lächeln.
    Steven ging, bevor sie auch ihn behexte.
    Für Maddy schleppte sich der Tag langsamer als ein totes Pferd dahin. Wie angewiesen, unternahm sie einen Ausritt in den königlichen Park. Später schlüpfte sie in die Küche und lenkte die Aufmerksamkeit ab, während sie ein Tablett mit Schweinepastete, Käse, einer dicken Scheibe gebratener Gans, Brot, Butter, Zwiebeln und zwei Flaschen Dünnbier belud. Sie brachte alles auf ihr Zimmer und stellte es auf ihren Ankleidetisch.
    Brat hatte sich herumgewälzt und lag jetzt auf dem Bauch, aber nur seine Atmung zeigte, dass er immer noch lebte. Sie betrachtete ihn eine Weile und überlegte, weswegen sie ihn nach wie vor lieben konnte, wo seine Hände doch so blutig waren.
    Sie sah nach Irene, die die richtigen Fragen stellte, jedoch Probleme dabei hatte, die Antworten zu verstehen. Zudem war sie außerstande, sehr lange am Stück wach zu bleiben. Als sie wegdämmerte, ging Maddy nach unten und zwang sich dazu, etwas Spinett zu spielen, damit ihre Gedanken etwas Besseres zu tun bekämen, als sich Sorgen zu machen.
    Bei Sonnenuntergang sah sie erneut nach Brat. Er saß auf ihrem Ankleidestuhl und aß mit Begeisterung, obwohl zwei Drittel des Essens bereits verschwunden waren.
    »Beste Mahlzeit … seit Wochen«, sagte er mit vollem Mund.
    »Vielleicht für einige Zeit auch die letzte«, sagte sie und kauerte sich auf eine Eichentruhe. »Kipping trifft Vorkehrungen, dich nach Xennia hinauszuschmuggeln.«
    Er nickte, als habe er ein Anrecht auf solche Vorkehrungen.
    »Es wird nicht leicht sein, und wir werden erst in Sicherheit sein, wenn wir auf See sind. Ich komme mit.«
    Er lächelte, kaute jedoch weiter. Er hatte jetzt keine Sorgen mehr, entschied sie, denn er war der vollkommene Hexer, zu allem imstande. Etwas Geschmack von Wirklichkeit mochte ihm guttun.
    »Ich kenne die Einzelheiten noch nicht«, sagte sie, »gehe aber davon aus, dass wir von hier fortgehen und eine Weile beim Ehrenwerten Tristan Rastel bleiben. Er ist der Mann, der mich ausgebildet hat.«
    »Ausgebildet wozu?« Brat nahm einen großen Bissen Schweinepastete und einen mächtigen Schluck Bier, mehr oder minder gleichzeitig.
    »Zur Kurtisane.«
    »Zur was?«
    »Zur Hure.«
    Schlucken.
    »Soll ich dir auf den Rücken klopfen? Nein? Gut. Also hör zu! Gewöhnlich hat er einige Auszubildende bei sich, und sie lechzen alle nach praktischer Übung. Wenn du also dort bist, wird man dir ziemlich sicher einen unsittlichen Antrag machen.«
    Brat wirkte erschrocken.
    »Der Ehrenwerte Tristan wird vielleicht seine Schönen auf dich ansetzen. Oder einen seiner Lustknaben.«
    Brat fragte nicht nach, was das war, aber er erriet es, und sein Gesicht flammte heftig rot auf. »Ich verbrenne ihnen die, äh, Ohren!«
    »Du bist wahrscheinlich zu jung, um die Mädchen zu interessieren, aber ich schlage vor, du uninspirierst sie nach besten Kräften. Du könntest dir den Tripper von ihnen einfangen, oder Krebs oder sogar die Pocken.« Die waren eher unwahrscheinlich, da der Ehrenwerte strikte Maßgaben hatte, aber die Warnung beeindruckte Bram Woodbridge. Wie lange er es fertigbrächte, den Versuchungen im Haus des Ehrenwerten zu widerstehen, war allerdings sehr fraglich. »Ich unterrichte dich über die Pläne, sobald ich kann. Unterdessen bleibst du besser hier.«
    Aus der Dämmerung wurde die Nacht, als Steven Veal zurückkehrte. Er fühlte sich durch und durch beschmutzt und war völlig angewidert. Er fand Maddy Woodbridge im Gesellschaftszimmer,wo sie Spinett spielte, und ließ sich so schwer in einen Stuhl fallen, dass dieser protestierend quietschte. Sie nahm die Hände von den Tasten und wandte sich ihm zu.
    »Jedes Mal, wenn ich diesen Mann sehe, möchte ich ihn erwürgen!«
    Wenig überrascht nickte sie bestätigend.
    »Aber er war sogar noch weniger erfreut über meinen Anblick, was schon etwas heißen soll. Und er hatte Angst! Tristan Rastel, Angst? Wegen dieser Tempelsache hüpfen alle gleich hoch wie Flöhe. Alle erwarten anscheinend, dass sich der Boden unter ihren Füßen hebt. Oder die Kirchenpolizei vorbeischaut, was vielleicht noch schlimmer ist.«
    »Hat er erraten, wer die Reisenden sind?«
    »Er hat nicht gefragt; ich hab’s ihm nicht gesagt. Selbst so musste ich ihm ziemlich aufs Dach steigen, bevor er sich zur Hilfe bereit erklärte. Dann mussten wir auf zwei seiner ›Helferinnen‹ warten. Es war mitten am Nachmittag, und sie mussten aus dem Bett geholt, angekleidet und mit Essen versorgt

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