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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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wobei er die schlimmsten Schlaglöcher mied. Fast gegen ihren Willen wurde Lady Whatman von diesem namenlosen Waisenjungen und seinem merkwürdigen selbstbeherrschten Schoßtier bezaubert. Marks Eule hatte oft den Eindruck erweckt, von menschlicher Intelligenz getrieben zu sein, und das galt auch für diesen Hund. Eulen taten das oft; Welpen nicht. Aber Bradwell war doch gewiss viel zu jung für einen Vertrauten?
    Als sie klappernd die Zufahrt hinaufkamen, zeigte er die ersten Anzeichen von normalem jungenhaften Verhalten. Er sagte: »Toll!«
    »Das ist mein Heim, Rose Hall.«
    »Sehr prächtig, Herrin. Richtig schön.«
    »Ich bin für dich besser Tante Mary.«
    »Entschuldigt. Hab’s vergessen.« Er hielt vor der Treppe zum Vordereingang, zog die Bremse und sprang herab, um ihr beim Absteigen zu helfen.
    »Wir müssen ein Zimmer für dich suchen. Es sind viele da, unter denen du wählen kannst.«
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte er die Fassade empor. »Schläft jemand in diesem Türmchen da?«
    Das Türmchen, die Ställe, der Irrgarten, die Badestelle – höflich lobte er alles. Den Dienern wurde er als Bradwell Armstrong vorgestellt, und er war liebenswürdig. Aber der Funke sprang nicht über. Er war nach wie vor ein ernster kleiner Lümmel, ein Junge mit gebrochenem Herzen.
    Die Neuigkeit traf mit dem Wagen des Fleischers ein. Sie wurde von der Küche zur Herrin hochgebracht, und da wusste sie, dass sie endlich ihren Ritter in glänzender Rüstung gefunden hatte. Bradwells Groll gegen die tyrannische Kirche war sogar noch größer als ihr eigener. Zum Glück war er nicht anwesend, als sie die Neuigkeit vernahm. Sie berichtete ihm später von dem schrecklichen Feuer im Herrenhaus der Woodbridges, drüben in Angleshire. Sie erwähnte keinerlei Wunder. Da brach er zusammen. Es war fast zwanzig Jahre her, seit sie Mark zum letzten Mal in den Arm genommen hatte, denn sie war keine Frau, die ihre Gefühle äußerte. Selbst bei seinem Abschied nach Xennia hatte sie sich bloß von ihm auf die Wange küssen lassen. Aber an diesem Abend nahm sie den schluchzenden Woodbridge-Jungen in die Arme. Sie würde sogar das hinnehmen, wenn es sie ihrer Rache näher brachte.
    Am folgenden Tag sprachen sie über Ponys, und er beschrieb das Tier, das er »einmal« besessen hatte. Schecky – »braun und weiß« – hatte weiße Vorderhufe und schwarze Hinterhufe. Etwa zwölf Hände groß.
    Lady Whatman wies Derek, ihren Stallknecht, an, ein Auge auf Pferdemärkte in der Gegend zu halten und insbesondere auf gescheckte Ponys zu achten. Zwei Wochen später tauchte Streiter auf einem Markt in Norcaster auf und wurde ordnungsgemäß für den jungen Herrn Armstrong erworben. Der junge Herr begann wieder zu lächeln.
    Innerhalb weniger Wochen spielte er mit den Söhnen der Diener und Pflüger. Lady Whatman bemerkte, dass er gern den Anführer gab und selbst die Älteren ihn gewähren ließen, was jedoch auch bloß deshalb so sein mochte, weil er der Neffe der Herrin war.

Kapitel 18
    Der Haushalt der Molesworths bestand aus Charles, seinen beiden Söhnen, einigen Lehrlingen sowie drei Dienerinnen. Alle waren ergebene Verehrer der Mutter. Nach den Molesworths selbst war die wichtigste Bewohnerin die Haushälterin Baird, eine Frau mit Luchsaugen und von beträchtlicher Größe. Sämtliche Besucher, die an der Tür erschienen, wurden von ihr abgefertigt. Da sie ausgezeichnete Einsicht hatte, würde kein Spion der Regierung je an ihr vorbeischlüpfen. Zum großen Teil war es ihrem Talent zu verdanken, dass die Molesworths so lange unbehelligt in Diensten der Mutter bleiben konnten.
    Charles war Witwer, und seine Söhne waren unverheiratet. Alle drei reisten viel umher und errichteten in ganz Albi geheime Verstecke. Die Söhne murrten, dass sie nie Zeit fänden, auf Brautschau zu gehen, aber Charles vertraute Rollo an, dass Rob sich von einer unglücklichen Liebe erholte und Kip eine enge Freundin in der nächsten Straße hatte.
    Das Haus war ziemlich voll. Rollo erhielt die Ehre, im Gästezimmer zu wohnen, während Kip zu Rob gezogen war, damit die beiden weisen Frauen sein Zimmer haben konnten. Am Tag nach Rollos Rettung war die weise Edith mit dem Versprechen nachStonebrigde zurückgekehrt, die gute Nachricht seiner Familie zu überbringen. Die weise Nell bestand darauf, in die Dachkammer der Diener einzuziehen, damit Kip sein Zimmer zurückbekommen könne.
    Jenen ersten Tag verbrachte Rollo im Bett. Charles pflegte ihn, denn er

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