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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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sind neue Taktiken unsererseits. Sie werden abwarten und sehen, wann du wieder auftauchst und was wir als Nächstes tun. Sie haben überall Spione, weißt du.«
    »Ja, Herr.«
    »Wann bist du so weit, meine Aufgabe zu übernehmen?« Trulls Blick war undurchdringlich.
    »Ich weiß nicht, wer dieses dumme Gerücht in die Welt gesetzt hat, aber ich habe absolut keinen Ehrgeiz, Euer Nachfolger zu werden.«
    »Es stammt von jemandem mit Vorauswissen.«
    »Von mir nicht, Herr.«
    »Nein, nicht von dir«, sagte Trull, aber sein Lächeln besagte mehr als seine Worte.
    Seit Jahren war allgemein bekannt, dass Rollo Woodbridge der Erbe Jake Trulls als Prälat Albis sein würde. Rollo hatte es aufgegeben, dagegen zu protestieren und zu sagen, dass er alles täte, umeinem solchen Schicksal zu entgehen, denn niemand glaubte ihm. Prälatin Gaudry hatte ihm spezielle Anweisungen für seine zukünftigen Pflichten erteilt. Selbst die Regierung von Albi hatte von der Geschichte gehört.
    »Man hat mir gesagt, du hast keine Einsicht.«
    »Nein, Herr. Keine Spur davon.«
    »Das ist eine Schande. Einsicht hat mein Versteck häufiger gerettet, als ich zu zählen wage. Du wirst eine Gefährtin mit Einsicht benötigen, wenn du deine Reise beginnst. Wie kommst du mit der weisen Nell zurecht?«
    Nicht gerade subtil, diese Bemerkung.
    »Gut.« Das war zu kühl. »Sehr attraktive junge Dame.«
    »Manchmal etwas kratzbürstig.«
    »In meiner Gegenwart war sie immer zahm.«
    »Gib ihr Zeit!« Trull erhob sich und holte sich einen Hocker, sodass er sich dicht an Rollo setzen konnte. »Nehmen wir mal diese Verbände ab …« Er blickte finster auf die eiternden Brandwunden an Rollos Handgelenken und schloss dann die Hände darum. »Ich kann die Dinge ein wenig für dich beschleunigen.«
    »Sie fühlen sich bereits besser an.«
    »Das ist bloß deine Einbildung; sie brauchen noch mehrere Wochen zur Heilung. Vergiss nicht, mein Junge, du bist hier in Sicherheit, aber das ist eines der wenigen Male und einer der wenigen Orte, wo das möglich ist. Mach das Beste draus! Von jetzt an steht hinter jedem Baum ein Drache. Entspanne dich, komme wieder zu Kräften und ziehe Trost aus der Tatsache, dass du die erste Runde gewonnen hast. Dieses Ungeheuer, Pottenger, wird keine guten Männer mehr zerstören – dank der Mutter und dank dir. In ein paar Wochen bin ich zurück in Weypool; dann schaue ich wieder herein und sehe nach, wie es dir geht. Sobald du auf dem Damm bist, schicken wir dich auf den Weg.«
    Rollo mochte es an Einsicht fehlen, aber er verfügte über genügend gewöhnliches Wahrnehmungsvermögen, um zu wissen, dass Trull etwas zurückhielt. Wenn der Prälat meinte, Rollo sei noch nicht stark genug dafür, dann wartete er sehr gerne ab.
    »Ich habe Euch seit vielen Jahren einmal treffen wollen, Herr.«
    Die gewitzten alten Augen betrachteten ihn tief aus ihrem Nest aus Falten heraus. »Und ich habe begierig darauf gewartet, dich kennenzulernen. Meine Einsicht sagt mir, dass du ebenso gut bist, wie man von dir behauptet. Nun ist mir klar, dass du mit diesen Händen noch nicht zupacken kannst, aber du könntest sie von anderen Menschen festhalten lassen, wenn sie vorsichtig sind. Ich hole die anderen herein, und wir können kurz einen Kreis bilden.«
    »Das wäre wunderbar«, sagte Rollo. Trulls Berührung hatte bereits seine Schmerzen etwas gelindert, aber ein Kreis könnte dazu beitragen, seine beschädigte Seele zu heilen.
    Nach dem Gottesdienst schlüpfte der Prälat wieder hinaus und begab sich in sein einsames Vagabundenleben.
    Rollo wollte nichts mehr als eine gute Nacht Schlaf, und er hielt es sogar für möglich, weil Trull ihm etwas von seinen Schmerzen genommen hatte. Aber es war nicht Charles, der ihm den Gang zu seinem Zimmer folgte. Es war Nell. Sie schloss die Tür hinter ihnen und löschte dann die Laterne, die sie trug.
    »Ich möchte um einen Gefallen bitten«, sagte sie.
    Sie lächelte auf eine Weise, wie sie es seiner Ansicht nach nicht getan hätte, wenn sie nicht wüsste, dass er Nachtsicht besaß. Sie kam zu ihm herüber und half ihm, die Weste auszuziehen.
    »Schwester Nell, nach deinen Bemühungen, mich aus Schweinetrog zu retten, kann ich dir nichts abschlagen.«
    »Gut!« Sie nahm seinen Kopf in beide Hände und küsste ihn. An diesem Kuss war nichts Schwesterliches.
    Er hielt die Lippen fest geschlossen und wandte den Kopf ab. »Warte!«
    »Warum?« Sie löste die Bänder an seinem Hemd.
    »Ich missbillige

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