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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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der ich wegkonnte. Ich weiß, wie hektisch dein eigener Tagesablauf ist. Wie auf Erden hältst du das durch, Maddy, Nacht um Nacht?«
    Diesmal erfasste sie es. Er beobachtete sie mit scharfen kleinen Augen, wie die eines Vogels. Er erinnerte sie an einen Spatz. Oder einen Falken in der Kleidung eines Spatzen?
    »Öh, es ist ›Mindy‹, Euer Wohlgeboren.« Doch sie war sich gewiss, dass es kein Irrtum seinerseits war.
    Er schüttelte den Kopf. »Madeline Woodbridge, jetzt Madeline Stroud, von ihren Freunden und ihrer Familie jedoch immer Maddy genannt.«
    Nichts weckte ein Mädchen rascher am Morgen als schieres Entsetzen. Sie hatte sich Trulls Hinrichtung ferngehalten, und jetzt verdächtigte man sie auch des Verrats? Er sah ihren Schock und setzte seine Teetasse ab.
    »Ich bitte um Entschuldigung! Ich hatte nicht die Absicht, dich zu erschrecken. Ich will dir nichts Böses – im Gegenteil. Und ich habe keinen ausladenden Titel, einfach bloß Kipping.«
    »Natürlich erinnere ich mich, obwohl ich vergessen habe, wo ich die Ehre hatte, mit Euch zu tanzen.«
    »Ich nicht. Ich habe viel an diesen Tanz gedacht. Meine Frau ist kränklich, weißt du. Ich vergnüge mich, obwohl in bescheidenem Ausmaß, nach deinen Standards. Meine Nichte – eine echte Nichte, die Tochter meines Bruders – hat als meine Begleiterin gedient, aber sie erwartet ihr erstes Kind und wird auf diese Pflicht verzichten müssen. Also habe ich mir überlegt … ich wohne sehr komfortabel, jedoch nicht demonstrativ komfortabel. Drüben beim königlichen Park.«
    Maddy nickte, durch und durch verwirrt. Ein Bankier? Ein reicher gewöhnlicher Grundherr, wie Vater einer gewesen war? Hatte er auch nur die leiseste Ahnung, wie viel Sheldon für sie verlangen würde? Wer war er, dieser Spatz, der Sheldon so barsch weggeschickt hatte?
    »Hinter was bist du her, Maddy? Ich liebe diesen Namen wirklich! Was suchst du? Angenommen, ein Verehrer könnte dir Ländereien bieten, ein Schloss und einen Titel. Und ein anderer böte dir zwei Uptree-Häute auf dem Boden. Wen würdest du nehmen?«
    Sich bewusst, dass die Hände in ihrem Schoß zu zittern begonnen hatten, erwiderte sie: »Ihr würdet nicht eine so seltsame Frage stellen, wenn Ihr nicht bereits die Antwort darauf wüsstet.«
    Er lächelte fast bösartig. »Nun gut, noch kann ich nicht so weit gehen, dass ich Häute auf dem Fußboden oder Köpfe an der Wand bieten kann, aber ich habe tatsächlich die Absicht, in naher Zukunft diesen beiden Brüdern die Flügel zu stutzen. Du müsstest Graf Osborn in verschiedenen Funktionen in der Stadt gesehen haben. Hat er dich gesehen?«
    Maddy schüttelte den Kopf, obwohl sich ihr alles darin drehte. »Ich glaube nicht. Wir sind uns nicht von Angesicht zu Angesicht begegnet. Ich färbe jetzt mein Haar. Er war Trauzeuge bei meiner Hochzeit.«
    »Angebliche Hochzeit. Aus dem, was ich herausbekommen konnte, schließe ich, dass dieser Unsinn sowohl einen Bruch des zivilen als auch des kirchlichen Rechts darstellte. Wie würde es dir also gefallen, meine Tischdame zu sein, während ich mich eines Abends mit dem Grafen von Norcaster unterhalte?«
    Nichts, was sie von Sheldon oder dem Ehrenwerten Tristan gelernt hatte, hatte Maddy auf dieses Gespräch vorbereitet. Der Mann mochte völlig wahnsinnig … oder … 
oh, Mutter!
Er mochte der Privatsekretär William Kipping sein, der Premierminister des Königs! Kein Wunder, dass Sheldon geflohen war.
    Sie schluckte und erwiderte: »Habe ich recht mit meiner Annahme, dass Ihr Mitglied des Kronrats seid, Euer Wohlgeboren?«
    Er zwinkerte. »Einige Leute würden dir sagen, dass ich der Kronrat
bin,
Maddy. Der König würde mich binnen einer Viertelstunde zum Grafen machen, wenn ich es wollte, aber ich ziehe es vor, den Kopf unten zu halten, wo er weniger wahrscheinlich abgeschnitten wird. An Geld bin ich nicht reich, aber ich habe Einfluss.«
    Nicht bloß Einfluss, sondern Macht! Mehr Macht als jeder andere im Land, ausgenommen der König und die Hierarchie, hatte sie gehört. Sie schürzte die Lippen, um sicherzustellen, dass ihr die Kinnlade nicht herabgefallen war.
    »Euer Vorschlag ist äußerst anziehend, Privatsekretär. Ich bin mir gewiss, dass Ihr die Einzelheiten schon ausgearbeitet habt?«
    Er nickte. »Ich ersuche dich, meine Begleiterin in Gesellschaft zu sein. Meine Haushälterin wird alt, und du möchtest vielleicht ihre Tätigkeit übernehmen, aber diese Entscheidung liegt in der Zukunft. Dein Leben wird

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