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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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besaßen einen tierischen Führer, der so ziemlich demselben Zweck diente, aber seine Antwort wäre ein Hinweis darauf, was Brad täte.
    »Euer Wohlgeboren, ich hatte noch keine Möglichkeit, darüber nachzudenken. Im Augenblick weiß ich lediglich, dass ich bei Brad bleiben muss. Der Gedanke, mich von ihm zu trennen, bereitet mir Unbehagen.« Er warf einen Blick auf seinen Freund hinab und flüsterte etwas, das zweifelsohne eine Beleidigung war, weil Brad ihm heimlich einen Boxhieb versetzte, sehr tief, wo ihn Lady Whatman nicht sehen sollte. Sie waren
sehr
junge junge Männer.
    »Dann wollen wir hören, was Brad sagt«, meinte sie. »Ich glaube, er ist in größerer Gefahr als alle anderen von euch.« Gold war Gift für jeden, der so begabt war wie er. Allein die Berührung konnte ihm die Haut versengen oder ihn in Zuckungen versetzen. Dampiers Jagdhunde hätten keine Probleme dabei, ihn als talentiert zu identifizieren, wenn sie das Risiko eingehen wollten, ihn bei diesem Prozess zu töten.
    Also setzte sich Alan, und Brad stand auf, aber er ließ die Hände auf der Lehne des Stuhls vor sich ruhen und beugte sich vor, bewusst lässig. Einige Jungen reiften schneller als andere. Alan, obwohl drei Jahre älter, war blond und schmächtig und wirkte jünger. Seit Leos Abreise war Brad die größte Person in Rose Hall, außer einigen Gärtnern; ein Fremder hätte ihn für siebzehn oder achtzehn gehalten.
    »Bruder Alfred sagt mir, ich habe Vorauswissen, Tante, aber falls das zutrifft, ist es sehr lückenhaft, nicht zuverlässig. Ich bin auf dem Schweinehügel fast erfroren, nicht vergessen.«
    »Aber du bist es nicht«, brummelte Alfred.
    »Vorausgesehen habe ich keine … ich meine …« Er hielt inne und blinzelte. Aller Augen im Raum lagen auf ihm. »Auf jeden Fall erwarte ich keine Katastrophe. Tatsächlich sieht alles ziemlich ermutigend aus.« Er ließ ein Grinsen aufblitzen, das die Fassade der Reife abstreifte. Hatte er echtes Vorauswissen gehabt oder nur die Vorzüge begriffen, wenn er es behauptete?
    Obwohl Lady Whatman nicht die göttliche Gabe des Vorauswissens besaß, sah sie jetzt Probleme voraus.
    Ein paar Tage später sah sie sogar noch mehr voraus, als Nachrichten aus dem Ort eintrafen, dass der Erhabene Rafe Dampier nach Stonebrigde käme, um einen Gottesdienst in Erinnerung an den zweiten Jahrestag des Wunders – oder Massakers – von Woodbridge abzuhalten. Bis dahin waren vier der Weisen gegangen und suchten vorübergehend woanders Schutz. Nur die ältesten, Maud und Alfred, blieben.
    Sie schickte nach ihrem Neffen. Brad erschien in Reitkleidung, begleitet wie stets von Ruß und Alan Sizer. Alle drei wirkten sehr aufgeräumt.
    Brad nahm den Platz ein, den sie ihm zuwies, und streckte die pfeifenstieldürren Beine aus. »Was kann ich für dich tun, Tante?« Er würde zuhören, was jedoch nicht bedeutete, dass er auch gehorchen würde. Diese Tage waren längst vorüber.
    »Ich muss deine Absichten kennen. Dampier wird in drei Tagen in Stonebrigde eintreffen. Wenn du gehen willst, solltest du es jetzt tun.«
    »Er kann dir nicht antun, was er Haus Woodbridge angetan hat. Der Weg ist zu weit.«
    »Nein, aber er könnte seine hämische Freude in Stonebrigde äußern, dann nach Roburgh weiterziehen und eine Prozession von dort aus anführen.«
    Brad sah zu Alan hin. »Was wirst du tun?«
    »Mit dir gehen.«
    »Wohin?«
    »Wohin du gehst.«
    Brad sah seufzend zu Mary zurück. »Er ist eine große Hilfe. Ich glaube, wir satteln unsere Pferde, wenn wir unsere üblichen Reittiere einige Tage lang ausborgen dürfen? Und verschwinden einfach. Dann kann niemand gezwungen werden zu sagen, wohin wir verschwunden sind.«
    Sie war sich ziemlich gewiss, dass er das die ganze Zeit über vorgehabt hatte. Er betrachtete sich selbst jetzt als Mann, und jeder Spiegel bestätigte es ihm, aber im Innern war er nach wie vor ein Kind, ohne jede Übung im Treffen von Entscheidungen und ohne jegliche Erfahrung, auf der er sie hätte gründen können. Seine Kräfte waren erschreckend. Er sollte in Gaudry sein und lernen, wie er sie richtig und ethisch einsetzte. Alfred hatte ihr gesagt, dass Brad wahrscheinlich einen Fremden aufhalten, um seine gesamte Barschaft bitten und damit weggehen könnte, und der legale Besitzer wüsste nicht einmal genau, wohin sie verschwunden wäre. Sie hatte den Jungen großgezogen; der Ritter trug keine glänzende Rüstung, war jedoch bewaffnet und inzwischen gefährlich, ebenso wie

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