Dunkles Nest 02 - Die verborgene Koenigin
Schönheit einer endlosen Reihe von Brunnen, Sprühregen und Kaskaden, an denen sie vorbeikamen.
Han hatte die meisten Killik-Nester. die er bisher besucht hatte, eher unheimlich gefunden, und ihm war dort sogar übel geworden. Aber dieses hier bewirkte, dass er sich seltsam heiter und entspannt fühlte, vielleicht sogar jünger. So als gäbe es in der ganzen Galaxis nichts Angenehmeres, als auf dem Balkon eines Tunnelhauses zu sitzen, goldenen Membrosia zu trinken und den anderen Neunistern beim Tanzen zuzusehen. Und das wiederum ließ ihn sich fragen, was die Käfer jetzt schon wieder planten.
Langsam wurde es auf der Straße ruhiger, und die Gruppe bemerkte mehr schaumbedeckte Körper im Rinnstein. Die meisten waren bereits tot und halb verwest, aber ein paar waren noch imstande, die Köpfe zu heben und um ein gnädiges Ende zu flehen. Han hätte ihrem Leiden gerne ein Ende bereitet, aber es widerstrebte ihm. etwas so Drastisches zu tun. ohne die Situation wirklich zu verstehen. Zum Glück konnte Luke einen Mittelweg einschlagen und die Macht einsetzen, um die Opfer bewusstlos werden zu lassen.
Etwa zehn Meter vor einer offenen Sumpffläche blieb Leia schließlich stehen. Die Straße zog sich weiter an bunten Sumpfblüten vorbei, aber ihre Oberfläche wurde schnell matt und schaumig, und die Enden der Tunnelhäuser in der Nähe waren von grauem Schaum zerfressen. In der Mitte des Sumpfes stand ein gewaltiger Palast aus Spinnglas, dessen Grundmauern von einer formlosen Masse aus aschfarbenen Blasen überzogen waren, während kompliziert verflochtene schimmernde Türmchen mit bunten Bändern das Dach schmückten.
»Ich hoffe, Raynar wartet nicht dort auf uns«, stöhnte Han. »Denn wie sollen wir.«
»Raynar Thul kann auf keinen Fall dort warten«, erklang eine raue Stimme aus einem Tunnelhaus in der Nähe. »Das sollten Sie inzwischen wissen, Captain Solo. Raynar Thul gibt es schon lange nicht mehr.«
Han drehte sich um und sah die beeindruckende Gestalt von Raynar Thul im Eingang eines Tunnelhauses stehen. Er war ein hoch gewachsener Mann mit majestätischer Haltung, aber sein Gesicht wirkte wie geschmolzen. Ihm fehlten Ohren. Nase und Haar, und alle sichtbare Haut glänzte und hatte die Unbeweglichkeit von Brandnarben. Er trug eine purpurrote Hose und einen Umhang aus scharlachroter Seide über einem Brustharnisch aus goldenem Chitin.
»He, ich bin nicht gerade der Lernfähigste hier.« Han lächelte. »Schön, dich wiederzusehen, äh, UnuThul.«
Raynar trat auf die Straße hinaus. Wie immer wurde er von den Unu begleitet, einem bunt gemischten Schwann Killiks vieler unterschiedlicher Farben und Größen. Sie stammten aus Hunderten von Nestern und begleiteten Raynar auf Schritt und Tritt, um als eine Art vereinter Wille der Kolonie zu handeln.
»Wir sind überrascht, auch Sie und Prinzessin Leia hier zu sehen.« Raynar sah nicht so aus, als wollte er Hans ausgestreckte Hand schütteln. »Wir haben Sie nicht hergerufen.«
Han runzelte die Stirn, streckte aber weiterhin die Hand aus. »Genau. was sollte denn das? Wir waren ein bisschen gekränkt. Immerhin waren wir es, die euch diesen Planeten gegeben haben.«
Raynars Augen blieben kalt. »Das haben wir nicht vergessen.« Statt Hans Hand zu schütteln, griff er an seinem Handgelenk vorbei und rieb seinen Unterarm in einem Insektengruß an Hans Arm. »Da können Sie ganz sicher sein.«
»Wunderbar.« Han lief ein kalter Schauder über den Rücken, aber er ließ sich nichts anmerken. »Gut, das zu hören.«
Raynar rieb weiter seinen Unterarm an Hans, und seine vernarbte Lippe verzog sich schwach zu einem Ausdruck des Hohns. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Captain Solo. Uns zu berühren macht Sie nicht zu einem Mitnister.«
»Das hatte ich auch nicht angenommen.« Han riss seinen Arm weg. »Aber es macht dir etwas zu viel Spaß.«
Raynars höhnischer Ausdruck wich einem dünnen, angespannten Lächeln. »Das haben wir bei Ihnen immer am meisten bewundert, Captain Solo«, sagte er. »Ihre Furchtlosigkeit.«
Bevor Han etwas erwidern oder nach dem grauen Schaum fragen konnte, der das Saras-Nest zerfraß, ging Raynar weiter. Nun starrte einer der Unu auf Han hinab, ein zwei Meter großes Insekt mit einem rot gefleckten Kopf und fünf blauen Augen.
»Was gibt es denn da zu glotzen?«, wollte Han wissen.
Das Insekt schloss die Fresswerkzeuge knackend einen Zentimeter von Hans Nase entfernt, und sein Summen, das tief aus dem Thorax kam, hatte eine
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