Dunkles Nest 03 - Der Schwarmkrieg
größere Ressourcen. Ich fürchte, wir müssen uns der Realität der Situation stellen.«
»Du stimmst Jacen also zu?«, fragte Corran. »Du denkst, wir haben nur eine Wahl: Raynar zu töten?«
Die Frage traf Leia wie ein Tritt in den Bauch. Sie hatte Raynar gekannt, seit das hochnäsige Kind als zukünftiger Erbe des Transportimperiums Bornaryn in die Jedi-Akademie auf Yavin 4 gekommen war, und hatte ihn zu dem aufrichtigen jungen Mann heranwachsen sehen, der sich freiwillig gemeldet hatte, um Anakin auf seinem vom Unglück verfolgten Einsatz auf Myrkr zu begleiten. Der Gedanke, tatsächlich Jedi gegen ihn auszuschicken, ließ ihre Lippen vor Kummer zittern. Aber als die Killik-Flotte im Murgo-Engpass angegriffen hatte, hatte sie selbst miterleben müssen, dass er seinerseits keine Probleme damit hatte, seine früheren Freunde anzugreifen.
So nickte sie betrübt. »Ja, Corran«, sagte sie. »Ich denke, Jacen hat recht. Unsere beste Option ist. Raynar umzubringen. Tatsächlich ist es sogar unsere Pflicht.«
Corran lief rot an, und Leia wusste, die Auseinandersetzung würde jetzt ruppig werden.
»Unsere Pflicht?«, fragte er erbost. »Und was ist mit Jaina und Zekk?«
»Was soll mit ihnen sein?«, erwiderte Han.
»Auch sie gehören einem Nest an«, erklärte Corran, der immer noch Leia ansah. »Werdet ihr auch so begierig sein, sie umzubringen, wenn sie Raynars Platz einnehmen?«
Luke hob die Hand in dem Versuch, die Ruhe wiederherzustellen, aber der Schaden war bereits angerichtet. Die Frage hatte selbst Leias Blut zum Wallen gebracht, und Han kochte augenblicklich.
»Sie werden Raynars Platz nicht einnehmen!«, rief Han.
»Das kannst du nicht wissen«, erwiderte Corran. »Jaina hat immer getan, was sie wollte, und jetzt ist sie in der Kolonie.« Er wandte sich wieder an Leia. »Also, ich will es wissen: Würdet Ihr das Gleiche sagen, wenn wir Jaina und Zekk umbringen müssten?«
»Ihr wisst genau, dass das eine sinnlose Frage ist!«, erwiderte Leia.
»Nicht wirklich«, warf Kyle Katarn ein. »Was mich angeht, ich hielte eine Antwort für relevant für Raynars Fall.«
»Huttschleim!«, protestierte Kyp. »Jaina und Zekk haben bereits demonstriert, dass sie in erster Linie Jedi sind. Es ist kein bisschen relevant.«
»Warum sind sie dann nicht hier?«, bohrte Kyle weiter.
»Vermutlich, weil sie gerade versuchen einen Krieg aufzuhalten«, erwiderte Han.
Und schon ging es los. Stimmen wanden laut. Gemüter brausten auf, Gesten wurden schärfer. Corran bedrängte die Solos weiter, was sie tun würden, wenn Jaina und Zekk statt Raynar die Kolonie regierten. Han und Leia bestanden weiterhin darauf, dass das eine sinnlose Frage wäre, und Kyle, Kyp und die anderen Meister reihten sich zu beiden Seiten des Themas ein und bezogen immer starrere Positionen.
Innerhalb von Minuten war klar, dass sie eine Pattsituation erreicht hatten, und Leia spürte, wie die Frustration ihres Bruders wuchs. Sein Versuch, die Meister zu vereinen, war jämmerlich fehlgeschlagen. Sie waren nicht näher an einem Konsens als zu der Zeit, als er und Han im Utegetu-Nebel festgesessen hatten. Selbst Leia konnte sehen, dass die Situation sich höchstens noch verschlimmern würde.
»Danke.« Luke sprach nur leise, aber er benutzte die Macht, um seine Worte in den Geist jedes Anwesenden zu projizieren. Die Wirkung setzte augenblicklich ein: Der Streit brach ganz plötzlich ab, und die gesamte Gruppe wandte sich ihm zu.
»Danke für eure Beiträge.« Luke stieg wieder aufs Podium. »Ich werde sorgfältig über alles nachdenken und euch dann wissen lassen, wie ich entschieden habe.«
Kyp runzelte die Stirn. »Wie? Du entscheidest?«
»Ja, Kyp«, sagte Mara. Sie ging auf ihn zu und starrte ihm in die Augen. »Wie Luke entscheidet. Glaubst du nicht, das ist das Beste?«
Kyp zog die Brauen hoch, dann sah er die anderen Meister an - viele dieser Gesichter waren von der heftigen Auseinandersetzung noch gerötet - und schien langsam zu begreifen, was Leia bereits erkannt hatte: Luke übernahm die Herrschaft über den Orden.
Bevor Kyp seine Stimme wiederfand, um zu antworten, drehte sich Han um und ging durch den Mittelgang in Richtung Ausgang, seine Stiefelabsätze klackten dabei auf dem Holzboden. Leia folgte ihm und musste beinahe laufen, um ihn einzuholen. Luke schien zufrieden damit, sie schweigend gehen zu sehen, aber Saba war es nicht.
»Jedi Solo, wo gehst du hin?«, fragte die Barabel. »Mit Han«, erwiderte Leia. »Wir holen
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