Dunkles Spiel der Leidenschaft
kann. Wenn du lebst,
lebe ich auch. Wir haben keine andere Wahl. Laut Gregori ist dein Herz zu stark
geschädigt, und er kann nur darauf hoffen, es lange genug schlagen zu lassen,
bis das Baby auf die Welt kommt.«
Corinne umrahmte sein Gesicht
mit ihren Händen und sah ihn aus ihren grünen Augen unverwandt an. »Vielleicht
hättest du daran denken sollen, mich zu fragen, was ich will. Ich halte sehr
viel davon, über alles zu sprechen, und ich finde, eine Entscheidung von diesem
Ausmaß sollte ich treffen, sie sollte nicht über meinen Kopf hinweg getroffen
werden.«
Dayan nickte. »Ich werde dich
nicht belügen, Corinne. Ich habe daran gedacht, es mit dir zu besprechen, die
Idee aber wieder verworfen. Du bist sehr schwach; dein Herz ist kaum noch belastbar.
Ich hätte dir alles erklären müssen ...«
»Wie du es jetzt tust«, warf
sie ruhig ein.
»Ich versuche es«, räumte er
ein, »doch ich überwache ständig deine Herztätigkeit, um sicherzugehen, dass
die Informationen nicht zu viel für dich sind. Man hört schließlich nicht
jeden Tag von einer anderen Spezies.«
»Und das seid ihr?«
Dayan nickte langsam, ohne den
Blick von ihr zu wenden. Sein Denken war fest mit ihrem verbunden und fing
jeden Gedanken auf, der ihr durch den Kopf ging. »Ja. Wir sind so alt wie die
Zeit, und unser Leben währt sehr lange. Unser Blut ist anders, und wir haben
viele Gaben. Wir können mit den Tieren laufen, mit den Vögeln fliegen, zu
Nebel werden, wenn es sein muss. Aber diese Gaben haben ihren Preis. Du würdest
diese Fähigkeiten erben, doch du müsstest denselben Preis dafür zahlen.«
»Und zwar?«
»Die Sonne schadet uns. Unsere
Körper werden bei Tageslicht bleischwer und sind wie gelähmt. Diejenigen von
uns, die sich dagegen entschieden haben, ihre Seelen aufzugeben, können sich am
frühen Morgen und frühen Abend draußen bewegen, während die Untoten in der Erde
ruhen, aber am Nachmittag sind wir verletzlich. Dann gibt es noch jene, die
Jagd auf uns machen ...«
Corinne legte sich auf die
Kissen zurück. Sie sah sehr blass und sehr zart aus, und sie raubte ihm mit
ihrem lieblichen Lächeln den Atem. »Schau nicht so ängstlich, Dayan«, ermahnte
sie ihn leise. »Ich habe im Moment weit größere Probleme damit, das Ganze
überhaupt zu glauben, als es für mich selbst zu akzeptieren. Ich war nie in der
Lage, so zu laufen wie andere Kinder. Jetzt liege ich hier in diesem Bett, zu
schwach, um mein Baby ohne Hilfe auszutragen. Du bist es, der mein Herz
weiterschlagen lässt.« Ihre langen Wimpern senkten und hoben sich wie zwei
dunkle Halbmonde von ihrer weißen Haut ab. »Ich bin ebenso an dieses Bett
gefesselt, wie du anscheinend tagsüber in der Erde eingesperrt bist. Die Vorstellung,
mit Tieren zu laufen und Vögeln zu fliegen, ist sehr verlockend für mich. Und
gejagt werde ich jetzt schon. Vergiss nicht, man hat John umgebracht und
dasselbe bei mir versucht. Der Gedanke ist erschreckend, doch ich kann nicht
so tun, als wäre es nicht passiert.«
Die Erleichterung, die Dayan
empfand, war so groß, dass ihm schwach wurde. Corinne lachte leise, ohne die Augen
zu öffnen. »Sei bloß nicht zu siegessicher, Dayan. Ich bin mir immer noch nicht
sicher, ob du ein amtlich registrierter Irrer bist und ich lauthals um Hilfe
schreien sollte. Im Moment bin ich zu müde, um darüber nachzudenken, du bist
also einstweilen halbwegs sicher.«
»Du gibst mir jedenfalls eine
Chance, Corinne, und mehr kann ich nicht verlangen. Falls es nötig ist, kann
ich deine Erinnerungen für immer löschen.«
»Das wirst du schön bleiben
lassen, Dayan. Ich will dich kennen lernen, bevor ich dir mein Leben
anvertraue. Ich habe John getroffen, als ich elf Jahre alt war, und glaubte,
ihn gut zu kennen, doch das stimmte nicht.«
Er strich mit einer Hand über
ihr schimmerndes Haar, eine zarte Liebkosung, um sie zu beruhigen. »Du hast ihn
gekannt. Er hat dich nicht gekannt.«
Sie spürte, wie ihr
unvermittelt Tränen in die Augen stiegen. John. Sie hätte ihn nie heiraten
dürfen, hätte ihm nie etwas versprechen dürfen, von dem sie wusste, dass sie es
ihm nicht geben konnte. Sie hatte John geliebt, aber nicht so, wie er es
verdient hätte.
»Weine nicht, Liebes. Du
brichst mir das Herz«, murmelte er leise und beugte sich vor, um ihr die Tränen
wegzuküssen. Dann griff er nach seiner Gitarre und zog das vertraute Instrument
an sich. Seine Finger begannen, sich zu bewegen, und huschten über die Saiten,
als wären sie
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