Dunkles Spiel der Leidenschaft
Ärzte sagten, dass du die Nacht möglicherweise nicht
überleben würdest und dass Corinne und das Baby sterben würden. Und dann war
Corinne auf einmal spurlos verschwunden.« Lisa gab sich wirklich Mühe, nicht
allzu wehleidig zu klingen, doch der weinerliche Unterton in ihrer Stimme war
nicht zu überhören, und dafür hasste sie sich.
Cullen schaffte es, die Augen
zu öffnen und sie anzuschauen. Er holte tief Luft, um den schwachen
Pfirsichduft einzuatmen, der sie immer zu umgeben schien. Lisa war in seinen
Augen so schön, dass es fast wehtat, sie anzuschauen. Sie bemühte sich
verzweifelt, stark zu sein, etwas zu sein, das sie nicht war, und kritisierte
sich selbst, weil sie ihren eigenen strengen Maßstäben nicht gerecht wurde.
»Alles wird gut, Lisa. Ich sterbe ganz bestimmt nicht, das verspreche ich dir.
Barack hat mir sein Blut gegeben.«
Sie blinzelte verständnislos.
»Du hast eine Transfusion gebraucht, und er hat dir eine gegeben? Ich habe
gehört, wie Syndil über Blut gesprochen hat, das du dringend brauchst, aber die
Erinnerung ist ziemlich verschwommen.« Lisa stellte fest, dass alle ihre
Erinnerungen an die beiden Bandmitglieder ausgesprochen vage waren. Sie konnte
von keinem der beiden ein Bild heraufbeschwören, obwohl sie erst vor kurzem mit
ihnen zusammen gewesen war. Ihre Schläfen pochten, und sie rieb sich die Stirn.
Cullen zupfte sie an der Hand,
um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Das ist doch jetzt nicht wichtig,
mein Liebling. Überlass es den anderen, sich um alles zu kümmern.« Er lächelte
sie an. »Ich bin froh, dass du hier bei mir bist. Ich weiß, du wärst lieber bei
Corinne, aber ich brauche dich. Dayan ist fantastisch - er würde nie zulassen,
dass ihr etwas passiert.«
»Und wo war er, als ihr in den
Park gekommen seid? Warum warst du bei Corinne und nicht Dayan?« Lisa
versuchte, ihre Worte nicht anklagend klingen zu lassen. Ein Teil von ihr
lehnte Dayan heftig ab - es sei denn, er stand direkt vor ihr. Dann schien sich
ihre Meinung über ihn total zu ändern; warum, wusste sie selbst nicht. Nichts
von all dem ergab einen Sinn. Lisa fuhr sich ratlos mit einer Hand durchs Haar.
»Ich weiß nicht recht, was ich von Dayan halten soll.«
Sie sah schöner als je zuvor
aus, fand Cullen. »Dayan tut Corinne gut. Ich kenne ihn, Lisa. Wenn du
irgendetwas auf meine Meinung gibst, kannst du mir zumindest in dieser Sache
vertrauen. Ich kenne ihn und weiß, wie er ist. Er würde niemals eine
Freundschaft verraten, und für mich ist er das, was einer Familie am nächsten
kommt. Die Band hat mich aufgenommen, als niemand sonst für mich dawar. Jeder
Mensch, den ich geliebt hatte, war tot, und ich hatte keine Zukunft. Die Mitglieder
der Band ignorierten bewusst die Tatsache, dass ich mich aktiv daran beteiligt
hatte, Jagd auf sie zu machen, und erlaubten mir stattdessen, mit ihnen auf
Reisen zu gehen. Sie boten mir nicht nur ihren Schutz und ihre Freundschaft an,
sondern nahmen mich in ihre Familie auf und gaben mir das Gefühl, zu ihnen zu
gehören. Nur wenige Leute wären einem Fremden gegenüber so freundlich gewesen.«
Lisa saß ganz still da. Sie war
unerklärlich glücklich über Cullens Nähe. Wenn sie bei ihm war, fühlte sie sich
sicher und geborgen.
Jemand klopfte leise an die
Tür, und Lisa drehte sich schnell um, als Syndil hereinkam und die beiden
anlächelte.
»Ihr seid also wach! Das ist
gut. Geht es Cullen schon etwas besser?«
Lisa musste unwillkürlich
lächeln. Syndil war eine ruhige und sehr ansprechende Frau, und Lisa konnte
sich nicht vorstellen, dass sie jemals anders als nett und aufrichtig war. »Es
geht ihm ziemlich gut«, antwortete sie und strich Cullen das Haar aus der
Stirn. »Ich finde, er hat schon mehr Farbe, und seine Stimme ist kräftig.« Sie
drehte sich zu Cullen um. »Tut dir irgendetwas weh ?«
Sie klang so ängstlich, dass
Cullen seinen Griff um ihre Hand verstärkte und sie liebevoll anlächelte.
»Erstaunlicherweise geht es mir ganz gut. Aber noch einmal möchte ich diese Erfahrung
nicht machen. Es war ganz schön beängstigend.«
Lisa und Syndil wechselten
einen sehr weiblichen Blick. »Du warst die meiste Zeit ohne Bewusstsein,
Cullen«, bemerkte Lisa. »Wir hatten große Angst um dich.«
»Ich zeige Lisa jetzt das
Haus«, teilte Syndil Cullen mit ihrer sanften Stimme mit, »während Barack nach
dir schaut. Er möchte dir ein paar Dinge erklären.« Sie nahm Lisa fest am Arm.
»Komm, ich führe dich ein bisschen herum, damit
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