Dunkles Spiel der Leidenschaft
Sie hörte ihren eigenen
Protest und versuchte, sich von Dayan zu lösen, während Darius ihm schon
befahl, die Blutzufuhr zu stoppen. Es war Julian, der die Wunde in Dayans Brust
mit seinem heilenden Speichel verschloss.
Einen Augenblick lang lag Corinne einfach nur in der
Geborgenheit der heilenden Decke und dem Schutz von Dayans starken Armen und
wagte nicht, sich zu rühren. Ihr Baby kämpfte ums Überleben. Das Blut
veränderte den winzigen Körper zu schnell, und der Vorgang war unangenehm und
erschreckend für das Kind. Corinne hörte, wie Darius ihm etwas zuflüsterte, ehe
er Bilder als Worte heraufbeschwor, schöne, friedliche, beruhigende Bilder.
Das Kind nahm wahr, dass seine Umgebung eine andere
Gestalt annahm, dass sich der Körper seiner Mutter rasant veränderte. Corinne
setzte ihre eigene Stimme ein, um ihre Tochter zu beruhigen. Dayan stimmte mit
ihr ein, ließ sie eins werden und schenkte dem Kind seine Liebe und Treue und
seinen Trost. Dann schaltete Gregori sich ein. Corinne staunte über die Stärke
und Kraft, die Gregori ausstrahlte, und darüber, wie geschickt er das Baby
davon abhielt, das behagliche Heim zu verlassen, in dem es sich befand. Der
Körper des Kindes war heiß, sein Inneres stand in Flammen. Gregori
beschwichtigte das Baby und spendete kühlenden Balsam gegen die bohrenden
Schmerzen.
Corinne blinzelte
hastig, als ihr Tränen übers Gesicht liefen. Sie leidet meinetwegen, wegen der Dinge, die du für
mich tust! Es
war ein Aufschrei aus tiefster Seele. Es tut ihr weh. Ich kann fühlen, dass es ihr wehtut!
Ihr Herz schlug wieder unruhig und hallte laut und
heftig durch die Höhle. Desari schob eine Hand an Dayan vorbei, um Corinnes
Hand zu drücken. »Corinne.« Desari sprach laut, um den Klang ihrer Stimme wie
einen Anker der Buhe wirken zu lassen. »Dayans Blut ist das Einzige, was dich
und dein Kind am Leben hält. Die Umwandlung ist für den Körper schwer zu
verkraften und schmerzhaft. Darius tut, was er kann, um die Schmerzen des Babys
auf ein Minimum zu beschränken, und wir unterstützen ihn alle dabei mit unserer
ganzen Kraft, aber wir können den Schmerz nicht völlig ausschalten. Ihr Körper
ist winzig, und schon eine geringe Menge Blut wird bei ihr große Veränderungen
hervorrufen. Du brauchst die Umwandlung sehr bald. Die momentane Verbesserung
deines Zustands wird nicht länger als ein, zwei Tage anhalten, vielleicht auch
nur Stunden. Das Kind wird zur Welt kommen, und darauf müssen wir vorbereitet
sein. Wir geben deiner Tochter mehr Zeit, als du dir leisten kannst. Mit Dayans
Blut und den Veränderungen an ihrem Körper hoffen wir, dass ihr Herz und ihre
Lungen kräftig genug sind, um der Außenwelt standzuhalten. Es ist ein
Tauschhandel, mit dem keiner von uns besonders glücklich ist, aber eine andere
Möglichkeit gibt es nicht.«
Dayan beugte sich vor und ließ seine dunklen Augen
liebevoll auf Corinnes Gesicht ruhen. »Du darfst jetzt nicht in Panik geraten,
mein Liebes. Wir haben diesen Weg gewählt und ihn bereits beschritten. Wir
treten die Beise gemeinsam an. Deine
Tochter wird stark werden - du kannst Darius
vertrauen. Er ist meine Familie. Unsere Familie, deine und ihre. Und hab Vertrauen
zu Gregori. Er ist ein großer Heiler und wird alles tun, was möglich ist, um
unser ungeborenes Kind zu beschützen. Weder Darius noch sein Bruder verlieren
die Kämpfe, auf die sie sich einlassen.«
Corinne erinnerte sich daran, tief einzuatmen, um das
Baby mit Sauerstoff zu versorgen. Vielleicht erinnerte aber auch einer der
anderen sie daran. Ihr war bewusst, dass alle Anwesenden geistig miteinander
verbunden waren und einen Pfad benutzten, der ein wenig von dem abwich, der nur
ihr und Dayan vorbehalten war, ihrem ganz persönlichen Weg, der sehr intim und
sogar sinnlich war. Diese Verbundenheit hier war anders, aber dennoch sehr
angenehm und beruhigend. So geborgen, wie sie sich in Dayans Armen fühlte, so
gut aufgehoben und behütet fühlte sie sich bei seinen Freunden und Verwandten.
Sie war erschöpft, obwohl sie es nicht wollte. Die
anderen gaben sich so große Mühe, und Gregori und Darius wandten für sie
ungeheure Energien auf. Ihnen allen zuliebe hätte sie sich gern besser gefühlt,
aber ihr Herz schlug immer mühsamer, und ihr ganzer Körper wurde von einer
seltsamen Lethargie befallen, die sie schwächte. Sie konnte nicht mehr tun,
als in Dayans Armen zu liegen und so langsam und gleichmäßig wie möglich ein-
und auszuatmen.
Desari warf einen
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