Dunkles Spiel der Leidenschaft
erschütterte ihren Körper noch
heftiger als die vorherige. Ihr Herz schlug in einem wilden, rasenden Takt. Ein
Stein zermalmte ihre Brust, und das Baby in ihr wurde still, sehr still. Panik
stieg in ihr auf, und sie vergaß zu atmen. Dayan stand ihr bei, das wusste sie,
aber sie bekam einfach keine Luft in die Lungen.
Gregori erschien wie aus dem Nichts in der Kammer. Einen
Moment noch war niemand zu sehen, und im nächsten stand er groß, aufrecht und
unbesiegbar neben dem Bett. Sein Lächeln wirkte zuversichtlich, doch Corinne
war durch die ständige geistige Verbindung, die sie zueinander hatten, empfänglich
für alles, was in ihm vorging. Er sorgte sich. Auch Darius ragte vor ihr auf,
eine überlebensgroße Gestalt und so mächtig, dass er unbezwingbar wirkte. Dann
schien eine Frau aus reiner Luft aufzutauchen, erst durchscheinend, dann sehr
real. Sie war klein, hatte dunkelrotes Haar und vermittelte den Eindruck von
absoluter Kompetenz. Sie war es, die sich mit leicht gerunzelter Stirn
vorbeugte und eine Hand auf Corinnes Unterleib legte.
»Das ist Shea, Corinne«, erklärte Gregori leise. »Du
kannst ihrem Urteil ebenso vertrauen, wie wir es tun.« Gregori nahm Corinnes
Hand. »Unser Volk sammelt sich, wo es auch gerade sein mag, und sie alle werden
uns unterstützen. Wir werden es schaffen.«
Corinne heftete ihre Augen auf Dayan. Rette mein Baby! Es war eine verzweifelte Bitte. Irgendetwas stimmt nicht. Ich kann es fühlen.
»Corinne.« Sheas Stimme war sanft, aber sehr fest.
»Ich werde das Kind sofort auf die Welt holen. Es hat Probleme.« Sie sah Dayan
an. Du musst das Ritual vollenden, während ich das
Baby hole, Dayan. Bring Corinne ganz und gar in unsere Welt. Wir müssen darauf
vertrauen, dass ihr Körper die Umwandlung schnell genug verkraftet, um sie am
Leben zu halten. Gregori und Darius werden dich dabei unterstützen. Julian und
Jacques sind zur Stelle, um ihr Blut zu geben. Noch während sie mit
Dayan sprach, traf sie ihre Vorbereitungen, indem sie geschickt und ohne jedes
zusätzliche Licht die Kleidung zerschnitt. Ihr Geist dirigierte Darius und
Gregori wortlos, da sie wie eine gut funktionierende Maschine zusammenarbeiteten.
Dayan verlagerte wieder seine Position und zog Corinne
an sich, sodass ihr Kopf an seiner Brust ruhte. Shea war schnell und effizient,
sie war nicht nur eine hervorragend ausgebildete Chirurgin, sondern auch eine
karpatianische Heilerin. Corinne war klar, dass Shea genau wusste, was sie tat.
Sie hatte keine Schmerzen; alle arbeiteten zusammen, um ihr Schmerzen zu
ersparen. Seltsame Empfindungen durchliefen sie, als Shea den Eingriff vornahm,
indem sie Corinnes Schoß öffnete, um an das Baby heranzukommen.
Corinne fühlte sich seltsam losgelöst von der ganzen
Prozedur. Sie glitt wieder in eine Traumwelt und konnte nicht mehr
unterscheiden, was Traum und was Wirklichkeit war. Sie sah die rothaarige Frau
operieren. Sie sah Dayan, wie er mit seinen Lippen ihre Kehle streifte, weiter
zu ihrer Pulsader glitt und seine Zähne in ihre Haut bohrte. Nichts davon
beunruhigte sie. Gregori hatte seinen Körper verlassen, um reines
Licht und Energie zu werden und in Corinne zu strömen,
um das endgültige Versagen ihres Herzens aufzuhalten und die Umwandlung zu
beschleunigen.
Corinne hörte Stimmen in einer uralten Sprache singen
und nahm vage Bewegungen wahr, als andere einen kleinen Behälter, der wie ein
Brutkasten aussah, in die Kammer brachten. Dayan hob den Kopf, das Gesicht
zerrissen vor innerer Qual. Das bewegte sie, obwohl nichts anderes sie mehr
berührte. Sie litt mit ihm und fühlte sein Leid. Er sah älter aus; tiefe Linien
hatten sich in seine dunklen, sinnlichen Züge eingegraben. Corinne sah, wie er
einen winzigen Schlitz in die straffe Haut seiner muskulösen Brust ritzte,
direkt über seinem Herzen, und sie dann an sich zog. Er hielt sie fest
umfangen, murmelte ihr beschwichtigende Worte zu und befahl ihr zu nehmen, was
er ihr anbot, damit sie beide am Leben blieben.
Sie sah sich selbst, wie sie versuchte, seinem Befehl
zu gehorchen, doch sie war so schwach und kraftlos, dass Dayan ihren Kopf an
seine Brust drücken und sanft ihre Kehle streicheln musste, damit sie
krampfhaft schluckte. Gleichzeitig sah sie, wie Shea das Baby herausholte, ein
winziges Geschöpf. Ihre Helfer arbeiteten jetzt noch schneller, durchtrennten
die Nabelschnur und kümmerten sich um das Baby, allen voran Darius. Schützend,
ja, zärtlich beugte er sich über das Kind.
Corinne
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