Dunkles Spiel der Leidenschaft
zu versorgen. »Alles ist gut, meine Kleine«, murmelte sie
leise. »Wir haben damit gerechnet, dass das passiert.«
Es war sehr dunkel in der Höhle, nur auf der
Wasseroberfläche, die wie dunkles Silber schimmerte, brach sich ein wenig
Licht, der schwache Widerschein des letzten Tageslichts, das hoch oben im
Felsgestein durch die Öffnung eines Luftschachts fiel, aber Corinne konnte
trotzdem so gut sehen, als wäre heller Tag. Vorsichtig überprüfte sie ihren
Körper, aufgeregt und ängstlich, aber entschlossen. Sie versuchte zu ignorieren,
dass ihr Herz viel zu heftig pochte und nur noch mühsam arbeitete.
Corinne wollte nicht daran denken, dass sie sterben
könnte, und sich von dieser Vorstellung auch nicht erschrecken lassen. Sie
hatte geliebt, bedingungslos und ohne Rückhalte. Und ihre Liebe war in gleichem
Maße erwidert worden. Wie viele Menschen konnten das schon von sich behaupten?
Und sie wusste, dass sie die Aufgabe, die jetzt vor ihr lag, bewältigen würde:
die wichtigste und größte Aufgabe ihres Lebens. Sie würde ein kleines Wunder an
Schönheit hinterlassen, einen Schatz für die Welt. Ihre Tochter. Corinne schloss
die Augen und konzentrierte sich ausschließlich darauf, ruhig und gleichmäßig
zu atmen. Sie konnte es schaffen. Sie schaffte immer, was von ihr verlangt
wurde. Dieser Augenblick war wichtiger als alles andere in ihrem Leben. Sie
würde ihrer Tochter das Leben schenken.
»Wir schaffen es, Baby«, flüsterte sie. »Wir beide
zusammen. Wir schaffen es.« So viele andere Frauen waren vor ihr gegangen, und
Millionen würden nach ihr gehen, aber jetzt war ihr großer Moment, und sie
würde ihre Tochter nicht im Stich lassen.
Corinne wandte langsam den Kopf und sah Dayan an. Er
lag völlig regungslos neben ihr. Sein Gesicht war sehr blass, und es war kein
Heben und Senken seiner Brust zu erkennen. Seine Haut, die sich normalerweise
so warm anfühlte, war eiskalt. Er lag wie tot da. Sie ertastete sein langes,
dunkles, seidiges Haar und vergrub ihre Finger darin, um die Verbundenheit zu
ihm zu fühlen. Sie brauchte ihn, brauchte das Gefühl, seinen Körper zu spüren.
Ob schlafend oder wach, seine Nähe machte ihr Mut. Die Sonne war noch nicht
untergegangen, aber sie wusste instinktiv, dass es nicht mehr lange dauern
würde. Es war seltsam, Dayan nicht mehr als Schatten in ihrem Bewusst- sein zu
spüren. Er war dort so präsent, dass sie es mittlerweile als selbstverständlich
voraussetzte, obwohl ihr bis jetzt nicht klar gewesen war, wie eng sie sich zu
jeder Zeit mit ihm verbunden fühlte. Wie viel ihr das bedeutete.
Nun ist es so weit, mein Liebling. Ihre Finger
schlössen sich um sein Haar, und sie zog eine seidige Strähne über ihr Gesicht. Ich glaube, wir sind bereit, so bereit man dafür eben
sein kann. Ich liebe dich sehr. Hörst du mich, Dayan? Ich liebe dich.
Der Schmerz überflutete sie wieder wie eine lange, aufbrausende
Woge, die immer höher zu steigen schien. Corinne atmete über den Kamm dieser
Woge hinweg und konzentrierte sich ganz auf die Luft, die durch ihre Lungen
strömte und zu ihrem Baby fand. Das Kind empfand Unbehagen und Angst.
Irgendetwas trieb es dazu an, sich zu bewegen, übte Druck aus, aber es war noch
nicht bereit.
Schließlich siegte der Instinkt, und Mutter und Kind
begannen, gemeinsam zu agieren. Corinne befahl ihrem Körper, ruhig und
entspannt zu bleiben, und überwand mit gleichmäßigen Atemzügen die
schmerzhaften Kontraktionen, während sie gleichzeitig im Geist ihr Kind
besänftigte. Es erstaunte sie, dass sie an das Bewusstsein des Mädchens rühren
konnte, dass das Baby schon jetzt so intelligent und aufnahmebereit war. Es war
imstande, sie zu warnen, bevor Corinne die nächste Kontraktion kommen fühlte,
und ermöglichte es ihr dadurch, tief durchzuatmen und den Schmerz zu
überstehen. Sie wäre gern aufgestanden und herumgegangen, weil es den Prozess
beschleunigen würde. Sie wagte aber nicht, das Bisiko einzugehen. Obwohl sie
sich fest vorgenommen hatte, nicht in Panik zu geraten, spürte Corinne, wie
ihre Angst sie zu überwältigen drohte, als die Kontraktionen in immer
schnellerer Abfolge kamen und ein schwerer Stein auf ihrer Brust zu lasten
schien.
Dayan erwachte. Sie wusste es sofort. Er war bei
seinem ersten Atemzug im Geist bei ihr, und das Klopfen seines Herzens schien
die große Felsenkammer mit seinem tröstlichen, stetigen Schlag zu erfüllen. Er
war ihr Fels in der Brandung. Ihr Bettungsanker. Dayan. Sie hauchte seinen
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