Dunkles Spiel der Leidenschaft
Corinne etwas
zustoßen könnte. Er beugte sich vor, um einen Kuss auf Corinnes seidigen
Scheitel zu hauchen, aber er konnte Lisa nicht so aufgewühlt zurücklassen.
Deshalb sah er über die Schulter zurück, um ihren angstvollen Blick
aufzufangen. Dayan schaute sie nur wenige Sekunden aus seinen dunklen Augen an,
doch es reichte aus. Er sandte Wellen von Trost und Zuversicht an sie aus und
drang ein wenig tiefer in ihr Bewusstsein ein, um ein Gefühl von Wärme für ihn
fest in ihr zu verankern.
Corinne ließ sich Zeit damit, sich fürs Schlafengehen
bereit zu machen. Dayan hatte seine Gitarre hervorgeholt, und sie trödelte noch
im Badezimmer herum, als er zu spielen anfing. Die Musik schien lebendig zu
sein, Teil der Harmonie zwischen Himmel und Erde, eine verträumte Ballade.
Zuerst war seine Stimme so leise, dass sie den Text kaum verstehen konnte, und
sie lief aus dem Bad ins Schlafzimmer, um jedes Wort zu hören. Seine Stimme war
schön, geheimnisvoll und träumerisch. Er blickte zu ihr, und die Erde schien
sich nicht mehr zu drehen, sondern so still zu stehen, dass sich dieser
Augenblick für alle Zeiten in ihr Gedächtnis einprägte.
Du raubst mir den Atem. Sie dachte die Worte, weil sie seinen Gesang nicht
unterbrechen, nicht ein einziges Wort der Ballade verpassen wollte. Das Lied
handelte von quälender Einsamkeit, von einem Mann, einem Troubadour, der durch
Raum und Zeit wanderte, Jahrhundert auf Jahrhundert, um die eine Frau zu
suchen, die ihn lieben konnte.
Sein sinnlicher Mund verzog sich zu einem Lächeln, und
sein Blick wanderte über sie, bevor sich seine Lider senkten und seine Hand
über die Saiten glitt. Seine Finger bewegten sich so schnell, dass sie ihnen
kaum folgen konnte, als sie eine wehmütige Melodie anschlugen. Dayan sang von
einem dunklen Schatten, der sich allmählich über seine Seele senkte und sich
nie wieder auslöschen ließ, wenn er erst einmal vollständig von ihm Besitz
ergriffen hatte. Von einem gewaltigen Tier, das in seinem Inneren ständig
danach schrie, freigelassen zu werden. Die Zeit verging, ohne dass er diese
eine Frau finden konnte; Gefühle und Farben verblassten und mit ihnen jede
Hoffnung, und ihm blieben nur seine Gitarre und die Worte seines Liedes.
Es war eine schwermütige Melodie, die ihr Tränen in
die Augen trieb. Corinne kuschelte sich unter die Bettdecke und beobachtete
aufmerksam sein Gesicht, während er spielte. Das Licht tat ihren Augen weh,
daher streckte sie nachlässig eine Hand aus, um es abzudrehen. Alles, was in
ihrer Welt zählte, war Dayan mit seiner wundervollen Stimme, mit der er dieses
schöne und sehr traurige Lied sang. Plötzlich sehnte sie sich danach, ihn in
ihren Armen zu halten, die Frau zu sein, die er so sehr brauchte.
Die Musik veränderte sich fast unmerklich, sie bekam
einen Klang von Hoffnung, der sich zu einem freudigen Crescendo steigerte.
Corinne, die Dayan immer noch unverwandt anstarrte, musste unwillkürlich
lächeln. Er war ein Dichter, ein unvergleichlicher Künstler. Sie liebte es,
ihm zuzuschauen, während er spielte und seine ganze Seele in seine Musik legte.
Corinnes Wimpern senkten sich auf ihre Wangen. Sie war sehr müde. Und Dayan war
hier bei ihr, in Fleisch und Blut und unglaublich stark und gesund.
Kurz darauf verstummte die Gitarre, als Dayan sich
neben ihr ausstreckte und das Instrument auf seine Brust legte.
Sie lächelte. »Spielst du für mich, bis ich
einschlafe?«
»Natürlich.« Sie hörte ein Lächeln aus seiner Stimme
heraus. »Träum schön, Liebes. Träum von uns beiden.« Wieder glitten seine
Finger über die Saiten und entlockten ihnen eine leise Ballade.
Corinne träumte. Tagträume, Nachtträume. Sie wusste
nur, wie schön es war, bei ihm zu sein und sich von seiner Musik einlullen zu
lassen. Er gab ihr das Gefühl, lebendig und sehr weiblich zu sein. Sie konnte
sich sogar vorstellen, gesund zu sein. Mitten in ihrem Traum zogen auf einmal
Nebelschleier durch die Sterne. Sie runzelte die Stirn und spürte, wie Dayan
mit seinem Zeigefinger sanft über ihre Stirn strich.
»Schlaf ein, Liebes. Ich möchte, dass du den ganzen
Tag bis zum Sonnenuntergang schläfst.« Er hauchte einen Kuss auf ihre Stirn,
die sich sofort glättete. »Verstehst du, Liebes? Schlaf, bis ich dich
aufwecke.«
Sie schlief schon halb. »Du kommandierst mich schon
wieder herum, oder?«
»Ja. Und ich erwarte, dass du mir gehorchst.« Die
Klänge seiner Gitarre erfüllten das Zimmer, sie erfüllten ihr Herz und
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