Dunkles Spiel der Leidenschaft
denken?
Corinne nahm all ihren Mut zusammen, um ihm auf dieselbe
Art zu antworten. Die reine Intimität dieser Art von Kommunikation gefiel ihr. Sie soll nicht glauben, es ginge mir nicht gut.
Es geht dir nicht gut. Er stellte es ganz nüchtern fest.
Corinne warf ihm unter langen Wimpern einen vernichtenden
Blick zu, bevor sie Lisa anlächelte. Dayan grinste. Das war seine Corinne. Süß
und keck zugleich.
»Geht es dir gut?«, fragte Lisa ängstlich.
»Ja, natürlich. Ich bin nur ein wenig müde«, gab
Corinne zu. »Ich dachte, ich lege mich vielleicht ein bisschen hin. Warum bist
du noch auf?«
»Weil ich auf dich gewartet habe.« Lisa schaute zu
Dayan und wandte den Blick wieder ab. Sie wusste selbst nicht, warum sie ihm
vertraute, wenn er in ihrer Nähe war, aber sofort misstrauisch wurde, wenn er
aus ihrem Blickfeld verschwand. Er war schuld, dass Corinne sich ganz anders
als sonst benahm. Ihre Freundin hatte Männern nie viel Aufmerksamkeit
geschenkt, nicht einmal, als sie Single gewesen war. Corinne war praktisch und
vernünftig. Sie war nicht der Typ, der sich einem Rockstar an den Hals warf.
Lisa hatte Mühe, den Mann nicht böse anzustarren.
Dayan hatte Verständnis für ihre Reaktion. Lisa
ärgerte sich über sich selbst, weil sie eifersüchtig war. Sie wollte nicht,
dass ihre Freundin Dayan verklärt anschaute. Corinne sollte keinen Mann so
ansehen. Lisa war nicht bereit, ihre Beziehung zu Corinne in irgendeiner Weise
zu ändern, aber trotzdem gefiel es ihr nicht, wie besitzergreifend sie war.
»Es ist beinahe Morgen«, sagte Corinne freundlich. »Du
solltest im Bett liegen, Lisa, statt dir Sorgen um mich zu machen.
Du hast doch gewusst, dass wir unsere Sachen holen
wollten. So etwas dauert seine Zeit.«
»Es hat also keine Probleme gegeben«, bemerkte Cullen
und legte als Geste der Solidarität seinen Arm um Lisas Schultern.
»Na ja ...« Corinne geriet ins Stocken und zog ratlos
die Stirn in Falten. Hilfe suchend sah sie zu Dayan, während sie sich nervös
eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
Dayan erfüllte ihr Bewusstsein sofort mit einem Gefühl
von Wärme und Sicherheit. Sie war verwirrt und durcheinander, weil sie sich
nicht mehr genau an das erinnern konnte, was passiert war, und als sie in
ihrem Gedächtnis forschte, fand sie dort nur ein heilloses Durcheinander.
»Nichts, womit wir nicht fertig geworden wären«, antwortete er unbefangen und
völlig aufrichtig. Seine Hände lagen auf Corinnes Hüften und hielten sie an
sich gedrückt. »Wenn wir gewusst hätten, dass du dir Sorgen machst, Lisa,
hätten wir angerufen.«
»Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht«, entgegnete
Lisa und streckte herausfordernd das Kinn vor.
Corinne war auf einmal so müde, dass sie sich schwer
an Dayan lehnte. »Lisa«, sagte sie ruhig, pochte aber unverkennbar auf ihre
langjährige Verbundenheit.
Lisa streckte sofort einen Arm aus und nahm Corinnes
Hand. »Ich bin schon mal wieder auf Streit aus. Komm, leg dich hin. Du sollst
nicht krank werden.«
Dayan zeigte mit dem Kinn auf Lisas Koffer. »Sie hat
gut darauf geachtet, alles mitzunehmen, was auf deiner Liste stand.« Er
drängte Corinne sanft zu dem Schlafzimmer, in dem sie in der vergangenen Nacht
geschlafen hatte.
Corinne wusste, dass Lisa in Sorge um sie war, hatte
aber nicht die Energie, sie weiter zu beruhigen. Sie wollte sich nur noch
hinlegen und die Augen schließen. Ihr Körper fühlte sich schwer wie Blei an,
und jeder Schritt war, als watete sie durch Treibsand.
Lisa ließ Dayan nicht aus den Augen und beobachtete
scharf, wie behutsam er Corinne hielt, wie zärtlich und zugleich
besitzergreifend er über ihr Gesicht strich. Sie stieß einen kleinen Seufzer
aus und rückte etwas näher an Cullen heran, der daraufhin sofort seinen Griff
um ihre Schultern verstärkte. Lisa blickte ihn an und lächelte ein wenig
traurig. Ihre Welt veränderte sich, und sie war nicht der Mensch, der sich
leicht mit Veränderungen abfand. Corinne sah sehr müde und zerbrechlich aus,
und es ängstigte sie immer, sie in so einer Verfassung zu sehen. Corinnes
Erschöpfung machte Lisa schmerzlich bewusst, dass ihr Herz allmählich aufgab.
»Ich ertrage es nicht, wenn ihr etwas zustößt,
Cullen«, bekannte Lisa leise. »Ich ertrage es einfach nicht.«
Dayan vernahm ihr geflüstertes Geständnis mit seinem
scharfen Gehör mühelos. Er wusste genau, wie Lisa zu Mute war, und er teilte
ihre Gefühle. Auch er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass
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