Dunkles Spiel der Leidenschaft
seine Schulter. »Ich bin auch nur ein
Mensch.« Sie sah ihn aus ihren großen Augen unverwandt an. »Bist du ein
Mensch, Dayan?«
Er neigte seinen dunklen Kopf und ließ seine weißen
Zähne in der Dunkelheit aufblitzen. »Was meinst du?« Dayan flüsterte die Worte
leise an ihrer Kehle, an ihrer Pulsader. »Fühle ich mich wie ein menschliches
Wesen an?« Seine Stimme war reine Verführung.
Corinne wusste, dass sie besser gar nicht hinhören
sollte. Sie ließ sich viel zu leicht von der Faszination seiner Stimme ablenken.
Wie von selbst fanden ihre Hände die dichte Fülle seiner Haare und vergruben
sich in den seidigen Strähnen.
»Wie machst du das bloß?«, fragte sie ihn. Auch wenn
er nicht ihre Gedanken lesen könnte, ihre Augen verrieten, wie es in ihr
aussah, das wusste sie. Sie liebte es, bei ihm zu sein, sie liebte alles an ihm
und wünschte sich sehnlich, diesen Ausdruck der Leere und Einsamkeit in den
Tiefen seiner Augen für alle Zeiten zu verbannen. »Allmählich habe ich das
Gefühl, dass du gar nicht gut für mein Herz bist, Dayan. Du kannst eine Frau im
Handumdrehen um den Finger wickeln, so viel steht fest. Und du hast bewirkt,
dass das Wetter umschlägt.«
Dayans Mund setzte die Erkundung ihres schlanken
Halses fort. »Wirklich? Ich muss sehr begabt sein. Ich hoffe, diese Leistung
hat mir deine immer währende Bewunderung eingetragen.« Er klang ein wenig
zerstreut, als wäre es wichtiger, die Glätte ihrer Haut zu erforschen, als ein
Gespräch zu führen. »Du bist sehr müde, Corinne. Wir sollten uns noch heute
Nacht auf den Weg zu den Heilern machen, aber ich glaube, du brauchst Ruhe. Für
eine Nacht hast du genug Aufregungen gehabt.«
Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, und ihre langen
Wimpern lagen fächerförmig auf ihren Wangen. So müde wie jetzt hatte sie sich
noch nie gefühlt. Als Dayan sie zur Dachkante trug, bewegte er sich so
geschmeidig, dass sie das Gefühl hatte, auf Wolken zu schweben. »Ich liebe es,
mit dir zu tanzen«, murmelte sie, ohne die Augen zu öffnen, und genoss die
Brise, die ihr ins Gesicht wehte. »Ich liebe die Art, wie du dich bewegst.«
»Ich mache also endlich Fortschritte«, stellte er
fest. Er schwebte mit ihr nach unten, wobei sein Bewusstsein fest mit ihrem
verbunden war, damit er ihre Eindrücke der jüngsten Geschehnisse beeinflussen
und sie in ihrer Erinnerung verblassen lassen konnte, bis sie allmählich aus
ihrem Gedächtnis verschwanden. Er hatte ihr sagen wollen, was und wer er war.
Er wollte, dass Corinne ihn akzeptierte, aber ihr Körper war geschwächt, und
ihre Kräfte ließen nach. Er durfte jetzt kein
Risiko eingehen. Dayan wollte von den Heilern hören,
dass ihr Herz den Schock überstehen würde, wenn sie die Wahrheit erfuhr.
Während er einen zarten Schleier über die Ereignisse
dieser Nacht warf, sparte er einige Erinnerungen aus: Seine Küsse und Corinnes
leidenschaftliche Reaktion auf ihn waren Dinge, die sie im Gedächtnis behalten
sollte. Nachdem er die Koffer verstaut hatte, vergewisserte er sich noch, dass
Corinne angeschnallt war, bevor er in den Wagen stieg und losfuhr.
Corinne saß schweigend neben ihm. Es erstaunte sie,
wie müde sie war. Die körperliche Belastung durch die Schwangerschaft machte
sich allmählich bemerkbar. Dayan fuhr vorsichtig durch die Straßen, eine Hand
auf die von Corinne gelegt. »Ist das nicht seltsam?«, meinte sie nachdenklich.
»Wenn Lisa nicht zufällig gehört hätte, dass du in dieser Bar auftrittst, wären
wir einander nie begegnet.«
»Ich hätte dich gefunden.« Er sagte es ruhig, aber
sehr überzeugt.
Den Rest der Fahrt schwieg Corinne. In ihrem Kopf
herrschte eine angenehme Leere. Sie war müde und zufrieden damit, einfach bei
ihm zu sein. Noch vor wenigen Minuten hatte sie das wilde Element in ihm
gespürt, aber jetzt empfand sie nur seine Gelassenheit, die ungeheure Ruhe, die
er ausstrahlte und die tief in ihre Seele eindrang. Dayan seinerseits schien
damit zufrieden zu sein, durch die Nacht zu fahren und leise vor sich hin zu
summen. Es war eine Melodie, die sie noch nie gehört hatte. Sie war unglaublich
schön.
Lisa wartete auf dem kleinen Balkon und versuchte,
sich ihre Besorgnis nicht anmerken zu lassen. Unruhig sah sie zu, wie Dayan
ihrer Schwägerin ritterlich aus dem Wagen half. Er hätte sie getragen, aber
Corinne war sich zu sehr der Tatsache bewusst, dass sie beobachtet wurde.
Du bist albern. Die Worte streiften
zärtlich ihr Bewusstsein. Wen kümmert es, was die anderen
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