Dunkles Spiel der Leidenschaft
konzentrierte sich auf das vorliegende
Problem. Lisa war in Gefahr, und das war alles, was im Moment zählte.
Während sie barfuß ins Schlafzimmer zurücklief, fasste
Corinne ihr Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen. »Wo sind meine
Schuhe?« Noch während sie die Frage stellte, konzentrierte sie sich im Geist
auf die fehlenden Gegenstände und zog sie an sich. Die Schuhe fanden von allein
unter dem Bett hervor und boten sich vor Cullens erstaunten Augen ihren
ausgestreckten Händen dar. Corinne beachtete ihn nicht, sondern setzte sich
aufs Bett, um in ihre Sandalen zu sehlüpfen. »Starr mich nicht so an, Cullen«,
befahl sie. »Ich wusste nicht, wo die verflixten Dinger waren. Lisa muss ein
Taxi genommen haben. Wir müssen euren Wagen nehmen; unserer steht noch bei
unserem Haus. Wo ist euer Auto?«
»Gleich draußen auf der Straße. Hol ihn bitte nicht
hier rein«, bemerkte er trocken.
Corinnes ausdrucksvolle grüne Augen musterten ihn und
begannen dann trotz des Ernstes der Lage übermütig zu tanzen. »Ich frage mich,
ob ich das könnte. Wo steckt Dayan?« Er war beim Einschlafen bei ihr gewesen,
daran erinnerte sie sich genau.
Cullen räusperte sich. »Es ist noch ein bisschen früh
für ihn, aber wenn er aufwacht, wird er wissen, wo wir sind. Er weiß immer
alles.« Er versuchte, zuversichtlich zu klingen.
Corinnes Augen verharrten auf dem Schulterriemen ihrer
Handtasche. »Warum weckst du ihn nicht?« Etwas an Cullens Verhalten machte sie
misstrauisch, auch wenn sie nicht wusste, worum es ging.
»Er war letzte Nacht nicht hier. Nachdem du
eingeschlafen warst, hat er das Haus verlassen. Er schätzt seine Privatsphäre«,
fügte Cullen etwas lahm hinzu.
»Komisch, wenn man bedenkt, wie seelenruhig er in
meine eingedrungen ist«, murmelte Corinne. Sie nahm ihre Tasche und marschierte
zielstrebig zur Tür. »Komm schon, wenn du mitwillst. Ich will sichergehen, dass
Lisa nichts passiert.«
»Natürlich komme ich mit. Ich habe Lisa einiges zu
sagen, wenn ich sie sehe«, erklärte Cullen und hielt Corinne die Tür auf.
»Es hat nichtviel Sinn, auf Lisa böse zu sein«, meinte
sie, während sie sich auf den Beifahrersitz setzte. »Sie sieht die Dinge nicht
so wie andere Leute. Sie anzuschreien, bringt nichts, es macht sie nur
unglücklich. Ich will nicht, dass man ihr wehtut, Cullen.«
»Wollen wir nicht genau das verhindern?«, fragte er
mit zusammengebissenen Zähnen.
»Davon rede ich jetzt nicht. Sie ist sehr verletzlich.
Bestimmt hat sie dir vom Tod ihres Bruders erzählt.«
»Genau aus diesem Grund sollte sie die Sache ernst nehmen«,
stellte er fest. »Sie ist viel zu vertrauensvoll.«
»Daran ist nichts auszusetzen, Cullen«, entgegnete
Corinne freundlich. »Das macht Lisas Persönlichkeit aus. Sie ist offen und
vertrauensvoll und ein wirklich guter Mensch.« Sie betrachtete seine
angespannten Züge. »Ich habe noch nie erlebt, dass sie sich bei einem Mann
jemals so verhalten hat wie bei dir. Lisa redet ziemlich viel, aber sie
verliebt sich nicht leicht. Tu ihr bitte nicht weh.«
Cullen lachte unerwartet. »Ich glaube, sie hat vor,
genau dieses Gespräch deinetwegen mit Dayan zu führen.«
Corinne warf den Kopf so schwungvoll zurück, dass ihr
Haar über die Fensterscheibe fegte. »Ich bin durchaus imstande, auf mich
aufzupassen. Lisa ist es nicht.« Ihre Augen funkelten ihn warnend an.
»Hab schon verstanden, Corinne«, erwiderte Cullen mit
einem verhaltenen Lächeln. »Ich bin alles andere als ein Playboy, und ich
fasse es kaum, dass Lisa mir auch nur einen Blick gegönnt hat. Dieselben Leute,
die deinen Mann ermordet haben, sind hinter mir her. Ich weiß, wie sie sind.
Niemals wäre ich meinen Gefühlen gefolgt, wenn Lisa nicht bereits in Gefahr
gewesen wäre. In dem Moment, als ich sie sah, fühlte ich mich zu ihr
hingezogen, doch ich hätte nie gedacht, dass sie sich für jemanden wie mich
interessieren könnte.« Er fuhr schnell, aber gut. Nach Lisas verwegenem Fahrstil
wusste Corinne sein Können zu schätzen. »Ich würde mich im Handumdrehen in
Lisa verlieben, wenn ich mir den Luxus leisten könnte, mehr Zeit mit ihr zu
verbringen. In den letzten Jahren habe ich nicht ein einziges Mal in dieser
Weise an eine Frau gedacht.« Einen Moment lang herrschte Schweigen. »Ich hätte
nicht gedacht, dass ich es jemals wieder könnte.«
»Wie ist Dayan?« Corinne konnte die Frage nicht
unterdrücken.
Cullen zuckte betont gleichgültig die Schultern. »Er
ist eine
Klasse für sich.
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