Dunkles Spiel der Leidenschaft
behauptete Dayan im
Brustton der Überzeugung und hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe. »Schlaf
jetzt, Liebste. Wach erst auf, wenn ich dich rufe.«
Kapitel 9
Corinne ...« Die Stimme drang durch tiefe Schichten
von Schlaf und holte sie aus einer schattenhaften Traumwelt. Irgendjemand
rüttelte sie an der Schulter und verlangte, dass sie sofort aufwachte. Es
dauerte ein paar Augenblicke, ehe die eindringliche Stimme sie aus den Schatten
riss. Unruhe regte sich in ihr, und sie zwang sich, die Lider zu heben. »Was
ist los, Cullen?« Ihr Herz hämmerte, und ein schwerer Druck lastete auf ihrer
Brust. »Ist etwas mit Lisa?«
»Sie ist weg. Als ich aufwachte, war sie verschwunden.
Sie hat eine Nachricht für dich hinterlassen.« Cullen hielt ihr ein Stück
Papier vors Gesicht.
Corinne griff nach dem Zettel und krampfte ihre Finger
unruhig um die Kanten des zart lavendelfarbenen Papiers. Sie brauchte keine
Nachricht, um zu wissen, wo Lisa war. Sie kannte die Freundin, kannte die Art,
wie sie dachte. Lisa war darauf programmiert, früh aufzustehen. Bestimmt hatte
sie an den Vertrag gedacht, den sie unterschrieben hatte, und sich eingeredet,
dass keine wie immer geartete Gefahr für sie bestand. Da Lisa nicht wahrhaben
wollte, dass Corinne und sie bedroht wurden, fiel es ihr nicht schwer, diese
Vorstellung zu verdrängen. So war Lisa nun einmal. Was ihr an der Welt nicht
gefiel, ignorierte sie oder formte es nach ihrer Vorstellung um. Menschen
hatten nett und höflich zu sein, deshalb glaubte Lisa einfach daran, dass sie
so und nicht anders waren. Wenn andere Frauen sie wegen ihres guten Aussehens
beneideten oder ablehnten, war Lisa zutiefst gekränkt und tat alles, was sie
konnte, um ihre Meinung über sie zu ändern.
Corinne, die ärgerlich auf sich selbst war, weil sie
diese Möglichkeit nicht vorausgesehen hatte, schlug die Bettdecke zurück und
streckte eine Hand nach ihrem Morgenmantel aus. Er bewegte sieh wie von selbst,
sprang vom Haken an der Tür und schwebte quer durchs Zimmer in ihre Hand.
Corinne schien es nicht einmal wahrzunehmen. Hastig schlüpfte sie in den
weichen Frotteemantel und lief ruhelos im Zimmer hin und her.
»Was war das denn?«, murmelte Cullen verblüfft.
Corinne blickte auf und bemerkte, dass er sie
entgeistert anstarrte. »Was?« Das Wort entschlüpfte ihr, ehe ihr klar war, was
sie gemacht hatte. Natürlich hatte Lisa Cullen nichts davon erzählt; sie
wollte nicht, dass Corinne sich von anderen Menschen unterschied. Corinne
zuckte gespielt beiläufig mit den Schultern. »Ach, bloß etwas, das ich zufällig
beherrsche, nichts Besonderes. Geh bitte raus, damit ich mich anziehen kann.
Ich weiß, wo sie ist. Ich gehe sie holen.«
»Die Aufnahmen für die Werbung«, bemerkte Cullen verärgert.
»Sie wollte den Termin wohl nicht sausen lassen. Ich dachte, sie hätte
angerufen und abgesagt.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Warum hat
sie mir nichts davon gesagt? Sie ist doch völlig wehrlos. Ich bin davon
überzeugt, dass sie in Gefahr schwebt, und das weiß sie. Sie hätte auf mich
hören sollen.«
»Wahrscheinlich hat sie gar nicht hingehört, Cullen.
Du wirst noch merken, dass Lisa um des lieben Friedens willen alles Mögliche
sagt. Sie kann Streit nicht ausstehen, aber letzten Endes macht sie doch, was
sie will«, erklärte Corinne. Sie nahm ein paar Sachen aus ihrem Koffer und lief
ins Badezimmer.
»Sie wusste, wie gefährlich es ist«, beharrte Cullen,
als wollte er sich selbst überzeugen. »Vielleicht ist sie doch nicht dort.
Vielleicht ist sie losgefahren und hat es sich dann anders überlegt.«
Corinne, die sich gerade in ihre Jeans zwängte, rief
ihm durch die Badezimmertür zu: »Nein, bestimmt nicht, Cullen. Sie hat vorgegeben,
uns zu glauben, weil wir das von ihr erwarteten und sie andere nicht gern
beunruhigt. Wie gesagt, Lisa streitet nie. Das Ganze ist meine Schuld. Ich
hätte ihre Reaktion voraussehen müssen. Keine Angst, ich bringe sie zurück.«
Sie knöpfte die kleinen Perlenknöpfe an ihrer Bluse zu, so schnell sie konnte,
und verharrte einen Moment lang mit ihrer Hand über dem Baby, als sie den Stoff
glatt strich. Dann warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Halb fünf am
Nachmittag. Wie hatte sie schon wieder den ganzen Tag verschlafen können?
Corinne wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser, um klar denken zu können.
Seltsam, wie müde sie war! War ihr Herz schon so schwach? Hastig verdrängte sie
den Gedanken an ihre Sterblichkeit und
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