Dunkles Spiel der Leidenschaft
blass, fast durchscheinend. Trotz der Sauerstoffzufuhr
lag ein bläulicher Schatten um ihren Mund. Corinne sah sehr klein und schmal
unter der Bettdecke aus, wie ein Kind, eine Wachspuppe. Sie kämpfte mühsam um
jeden Atemzug. Kabel führten von ihrem Herzen zu einer Maschine und von ihrem
Unterleib zu einer anderen. Dayan stand da und betrachtete sie. Seine Kehle war
wie zugeschnürt. Sie sah so zerbrechlich aus, dass er Angst hatte, sie zu
berühren.
Etwas Vertrautes regte sich in seinem Bewusstsein.
Wärme. Trost. Unbeirrbare Zuversicht. Dayan? Wir
sind ganz in der Nähe. Bring sie zu den Heilern. Wir versammeln uns gerade. Es
war Darius. Sein Freund. Seine Familie. Auf Darius konnte man sich immer verlassen.
Dayan konnte wieder
frei atmen. Cullen braucht Hilfe.
Ich kann mich jetzt nicht um ihn kümmern. Ich halte Corinne, solange ich kann,
aber wenn ich sie verliere, werde ich ihrem Weg sofort folgen. Ich habe sie
nicht an mich gebunden, und es hat kein Blutaustausch stattgefunden, ich habe
also nicht die Macht, die ein solcher Kampf erfordert.
Du hast die Macht, Dayan. Du wirst nicht zulassen,
dass sie dir entgleitet. Darius war wie immer voller Zuversicht. Ich schicke Cullen Hilfe. Barack und Syndil können
ihm beistehen. Er kennt sie, und ihr Erscheinen wird ihn nicht erschrecken.
Komm jetzt mit deiner Gefährtin zu uns, damit wir alle zusammen versuchen
können, ihr Leben zu retten.
Dayan kniete sich neben das Bett und nahm Corinnes
Hand. Einen Moment lang lag sie schlaff in seiner großen Handfläche, aber dann
schlangen sich ihre Finger langsam um seine. Er
beobachtete, wie ihre langen Wimpern flatterten, ehe
es ihr gelang, die Augen zu öffnen. »Dayan.« Ein Lächeln lag auf ihrem
Gesicht. »Ich glaube, ich habe von dir geträumt. Oder haben wir uns gerade
unterhalten?« Ihre Stimme war so schwach und dünn, dass er sie ohne sein
scharfes Gehör nie wahrgenommen hätte.
»Ich nehme an, dir ist nicht bewusst, dass ich dich
liebe.« Er hauchte die Worte an ihre Schläfe und streifte mit seinen Lippen
zärtlich ihren Puls. »Haben die Ärzte mit dir gesprochen?«
»Das brauchten sie nicht. Ich weiß, dass ich sterbe.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich will das Baby nicht verlieren. Ich
will, dass meine Tochter am Leben bleibt.«
»Vertraust du mir, Corinne? Voll und ganz?«
Sie schloss die Augen wieder, als hätte sie nicht die
Kraft, sie offen zu halten. »Ja, natürlich.«
»Nein, Liebes, du musst wissen, was du sagst.
Vertraust du mir dein Leben an? Das Leben deines Kindes?« Er zwang sie, die
Augen zu öffnen und ihn anzuschauen.
Sie blinzelte ihn an. »Ich weiß, was ich sage.«
»Ich hole dich hier raus.«
»Das wird man dir nicht erlauben.« Wieder fielen ihr
die Augen zu. Jeder Atemzug war eine Strapaze, und ein Gespräch zu führen,
strengte sie viel zu sehr an.
»Niemand kann mich aufhalten.«
Dayan studierte ein paar Minuten lang die Kabel, die
in alle Richtungen verliefen, um dann, als er sie herauszog, die Funktion der
lebenserhaltenden Geräte zu übernehmen. Vorsichtig hob er Corinne in seine
starken Arme und ging mit ihr direkt in den Flur hinaus. Unbemerkt bewegte er
sich unter den Menschen, indem er Corinne und sich selbst beim Verlassen des
Krankenhauses vor menschlichen Blicken abschirmte.
Es war dunkler geworden, und Gewitterwolken türmten sich
über ihnen auf. Corinne, die ihre Körpertemperatur nicht aufrechterhalten
konnte, erschauerte in seinen Armen. Dayan übernahm auch diese Körperfunktion
automatisch für sie, blieb mit ihrem Bewusstsein verbunden, atmete für sie und
unterstützte ihr immer schwächer werdendes Herz. Mit zwei schnellen Schritten
sprang er in die Luft, seine leichte Bürde hielt er dabei dicht an sein Herz gedrückt.
Kapitel 10
Corinne hörte das Wispern einer Stimme, leise und wie
aus weiter Ferne. Sie liebte diese Stimme, die Art, wie sie zärtlich ihren
Namen aussprach und ihn in etwas Wunderschönes und sehr Intimes verwandelte.
Dayan rief nach ihr. Sie träumte wohl, aber es war ein schöner Traum.
Sie bemühte sich, die Augen zu öffnen. Stimmen umgaben
sie und erfüllten ihr Herz und ihre Seele. Leise Melodien. Das Rauschen von
Wasser. Ihr wurde bewusst, dass sie nicht mehr auf einem Bett lag, sondern
anscheinend auf einer großen Felsplatte, aber sie fühlte sich nicht hart an.
Corinne hob die Lider und starrte an die Decke einer Höhle. Sie befand sich in
einer Kristallhöhle!
Staunend schaute sie sich um. Das hier
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