Dunkles Spiel der Leidenschaft
schrie auf
und ließ Corinnes Hals los, versetzte ihr aber von hinten einen harten Stoß,
als sie versuchte wegzulaufen. Vor Dayans Augen fiel sie der Länge nach hin,
wobei sie beide Hände ausstreckte, um ihren Sturz abzufangen und ihr Baby vor
dem felsigen Boden zu schützen.
Dayan stieß ein paar kräftige Flüche in der uralten
Sprache der Karpatianer aus und benutzte seine letzten Kraftreserven, um die
Erde in Bewegung zu versetzen, sodass Corinnes Angreifer stürzte und mit dem
Kopf auf einer schroffen Felskante aufschlug. Im nächsten Moment lösten sich
durch den kleinen Erdrutsch Felsbrocken, die zuerst langsam, dann immer
schneller wie eine Lawine nach unten rollten und auf Kopf und Oberkörper des
Mannes fielen, sodass er teilweise von den schweren Steinen begraben wurde.
Das war alles, was Dayan tun konnte, bis die Erde
seine Kraft erneuert hatte und die Sonne unterzugehen begann. Mit einem letzten
Blick auf Corinne, die klein und zerbrechlich auf dem Boden lag, brach er
widerstrebend die Verbindung mit Cullen ab und ließ seinen Geist an seinen
Ruheplatz zurückkehren, wo sein Körper unverändert reglos dalag.
Cullen sah zu Lisa, die immer noch mit den Wachleuten
kämpfte. »Corinne!«, rief sie. »Cullen, kümmere dich um Corinne! Jemand muss
einen Krankenwagen rufen!« Tränen strömten über Lisas Gesicht.
Cullen rannte gerade auf Corinne zu, als ihn etwas von
hinten traf, so heftig, dass er halb herumgewirbelt wurde. Er bekam keine Luft
mehr und rang verzweifelt um Atem. Er nahm Lisas schrillen Aufschrei wahr, sah,
wie sich die Leute auf den Boden warfen und Deckung suchten. Den Schuss selbst
hörte er nicht. Er wusste nicht einmal genau, was passiert war, aber als er
versuchte weiterzulaufen, versagten ihm die Beine, und er landete abrupt im
Gras.
»Cullen!« Lisa gelang es, sich kurz zu befreien, bevor
einer der Wachleute sie wieder zu Boden warf und sie mit seinem Körper
abschirmte.
Es war Frank, der mit ruhiger Hand seine Pistole
anlegte und sorgfältig zielte, als der Schütze zu Corinne weiterlief. Frank
stieß einen lauten Warnruf aus, in der Hoffnung, der Mann würde stehen bleiben.
Stattdessen drehte er sich um und feuerte mitten in der Bewegung auf den
Sicherheitsmann. Die Kugel bohrte sich dicht neben Franks Kopf in einen Baumstamm.
Ohne mit der Wimper zu zucken, drückte Frank ab. Er ertappte sich dabei, leise
zu murmeln: »Nein. Nein, nicht.« Der andere blieb regungslos stehen und sah
Frank fassungslos an, während seine Pistole wie in Zeitlupe zu Boden fiel. Er
starrte auf den roten Fleck, der sich auf seiner Brust ausbreitete, und dann zu
Frank, bevor er in die Knie sackte und mit dem Gesicht nach vorn halb auf den
Felsen, halb im Gras landete.
Einen Moment lang war nur Schluchzen zu hören, dann
erkannten alle, dass die Gefahr genauso schnell gebannt war, wie sie gekommen
war, und beruhigten sich allmählich. Frank hielt seine Pistole unverwandt auf
den Fremden gerichtet, der auf ihn geschossen hatte, während er langsam auf ihn
zuging. In der Ferne waren Sirenen zu hören, die rasch näher kamen. Frank warf
einen besorgten Blick auf Corinne. Sie lag völlig regungslos da, das Gesicht
auf den Felsen.
Minuten später kletterte Lisa in einen der
Krankenwagen, in dem Corinne lag. Sie hielt die Handtasche ihrer Schwägerin an
sich geklammert, und Tränen liefen über ihr Gesicht. Cullen wurde in einen
anderen Krankenwagen gebracht. Lisa drückte eine Hand auf ihren Mund, um nicht
laut aufzuschreien. »Das ist alles meine Schuld«, wisperte sie.
Corinne war so blass, dass ihre Haut grau wirkte. Um
ihre Lippen lag ein bläulicher Schimmer, der Lisa mit Entsetzen erfüllte. »Sie
ist schwanger«, sagte sie zu den Sanitätern. »Und sie hat ein schwaches Herz.«
Eine Sauerstoffmaske bedeckte Corinnes Gesicht. Sie sah
klein und hilflos aus, sehr verwundbar und zerbrechlich. Als wäre sie am Ende,
als hätte sie sich bereits weit von Lisa entfernt. Lisa nahm ihre Hand und
drückte sie, als könnte sie Corinne damit am Leben halten und verhindern, dass
sie ihr entglitt. »Wird sie es überstehen?«
Der Krankenwagen fuhr sehr schnell; die Sanitäter sprachen
in ihr Funkgerät und gaben irgendwelche Mittel in Corinnes Infusionsgerät.
Keiner von ihnen sah Lisa direkt an, und keiner beantwortete ihre Frage. Sie
berührte Corinnes Bauch, ihr Baby. Johns und Corinnes Baby. Sie wollte keinen
von beiden verlieren. Und wenn das Schlimmste eintraf und Corinnes Herz
versagte, wollte Lisa,
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