Dunkles Verlangen - BDSM Erotikgeschichten und Kurzromane (German Edition)
nach nur sieben Minuten ein Minuten-Roastbeef mit Ruccola und Parmesan auf den Tisch, das Philippe wieder auftrug. Die dünnen Roastbeefscheiben lagen auf den Ruccolablättern, die ihrerseits mit einer Sauce aus feinstem Olivenöl, Balsamessig, Zitronensaft, Pfeffer und Salz verfeinert waren. Auf den heißen Fleischscheiben lagen Parmesanstreusel ...
Dazu goss Pierre nun den roten Volnay ein. Marc prostete Marie zu und lobte überschwenglich ihre Kochkünste. Annette hörte es nicht ganz so gern,
denn sie wusste, dass ihr Gatte, wenn er in sehr guter Stimmung war, leicht übertrieb. Sie nahm sich vor, auf ihn aufzupassen.
"Hoffentlich hat euch", führte Isabelle die Unterhaltung weiter, "Marianne vorhin mit der blutigen Geschichte nicht den Appetit verdorben. "Keine Angst, ich mache da nicht weiter, aber nur drei Jahre später, 1796, heiratete bekanntlich der junge General Napoléon seine Joséphine de Beauharnais, die Witwe von Alexandre de Beauharnais, der 1794 ebenfalls wie so viele damals guillotiniert worden war. Aber davon will ich nicht erzählen, sondern davon, wie Napoléon, der in Liebesdingen ganz und gar unerfahren war, dieser raffinierten Frau verfiel. Sie hatte kreolisches
Blut aus Westindien in ihren feurigen Adern."
"Aber später ließ er sich von ihr scheiden", unterbrach Marie sie. "Ja, aber nur aus Gründen der Staatsräson, sie hatten keinen Nachwuchs, als er und sie Kaiser und Kaiserin geworden waren. Aber zurück zum Anfang: Napoléon vernachlässigt
seinen Dienst in der Armee, zieht in ihr Haus, das bezeichnenderweise keine richtige Küche hat, aber dafür ein großes, himmelblaues Schlafzimmer mit lauter Spiegeln. Die erfahrene Frau, die sechs Jahre älter ist, zeigt dem korsischen Lümmel, was die Liebe ist. Wochenlang vögeln die beiden, und er vergisst alles um sich herum. Sie lassen sich das Essen kommen und nehmen dann ihre Lieblingsbeschäftigung wieder auf."
"Und wie hat Napoléon doch noch die Kurve gekratzt und Karriere gemacht?" fragte Brigitte. "Ein Jahr später bekam Napoléon das Oberkommando in Italien, da konnte er ihr nur noch glühende Liebesbriefe nach Frankreich schreiben. Später, als sie schon geschieden waren, blieb er ihr zeitlebens ein wohlwollender Freund, der materiell für sie immer sorgte."
Als Dessert gab es lauwarmes Apfel-Ragout mit Aprikosen, Walnüssen und gemahlenem Zimt, das Marie und Annette schon gestern so weit vorbereitet hatten, dass es nur noch bei mittlerer Hitze gedünstet werden musste. "Schön, in der kalten Jahreszeit mal keinen kalten Nachtisch, sondern einen warmen. Der riecht schon richtig nach Weihnachten", bemerkte Brigitte anerkennend, die bei allen Gängen wacker mitgehalten hatte, obwohl sie eine sehr schlanke Figur hatte. Heute wollte sie
halt sündigen. Die überflüssigen Pfunde würde sie schon wieder runterkriegen.
"Pierre und ich mussten uns in den letzten zwei Wochen sehr intensiv mit der Dreyfus-Affäre beschäftigen, weil wir eine Semesterarbeit über die strafrechtliche Aufarbeitung des Prozesses gegen Hauptmann Dreyfus schreiben müssen."
"Und, habt ihr Neues herausgefunden?" lästerte Marc ein wenig, weil er aus Erfahrung wusste, dass bei solchen Unternehmungen meist nur aus zwölf Büchern bzw. Artikeln ein dreizehntes entstand. "Nein, das nicht", antwortete Pierre, "aber wir haben ja gar nicht gewusst, wie bedeutsam die ganze Affäre für die moderne französische
Geschichte im 20. Jahrhundert geworden ist. Das geht weit über das persönliche Schicksal von Hauptmann Dreyfus hinaus, der 1906 in einem dritten Prozess rehabilitiert wurde, nachdem er zwölf Jahre zuvor auf die Teufelsinsel deportiert wurde. Übrigens, die Armee hat erst 1995 seine vollständige Unschuld anerkannt. Na ja, bei der dauert so etwas eben auch fast so lange wie in der katholischen Kirche die Sache mit Galilei." Isabelle hatte vergessen, weswegen man Dreyfus verurteilt hatte. "Er soll für Deutschland - damals, wie du weißt, unsern Erzfeind - spioniert haben",
erläuterte Philippe. "In der Affäre um Dreyfus haben sich die Rechten und die Linken gründlich zerstritten, die Traditionalisten gegen die Sozialisten und Pazifisten. Selbst die strikte Trennung von Staat und Kirche, auf die wir heute in Frankreich so stolz sind, ging 1905 indirekt auf den innenpolitischen Streit zurück, der durch die Dreyfus-Affäre losgetreten wurde."
"Da habt ihr ja eine Menge gelesen", lästerte Marc weiter. Annette nahm sich vor, seinen Weinkonsum unter
Weitere Kostenlose Bücher