Dunkles Verlangen - BDSM Erotikgeschichten und Kurzromane (German Edition)
geöffnet und kramte darin herum. Sie zog ein kleines Notizbuch heraus, kritzelte einige Worte auf eine Seite und schob es in Marys geöffnete Hand.
"Was hast Du mit mir vor?" stand da und gleichzeitig in den großen Augen, die ängstlich die lächelnde Latex-Fassade durchbrachen.
"Ich werde ein wenig Abwechslung in Dein Leben bringen, meine Kleine."
Mary war, als ob diese Stimme nicht aus ihr selbst gesprochen haette. Ein wenig hatte sie ihr eigener Tonfall an ihn, ihren Herrn erinnert. Auch sie, ihre zeitweilige Herrin brachte ihre Anweisungen im gleichen, befehlsgewohnten Ton.
War es vom Sklaven zum Herrn nur ein solch kleiner Schritt? Genügte schon das Vorhandensein eines unterwürfigen Menschen, um einen anderen zwangsläufig darüber zustellen? Mary erschrak über die Konsequenz dieses Gedankens und musste sich angestrengt auf den dichten Verkehr konzentrieren. Plötzlich kam ihr die Gegend bekannt vor, sehr bekannt -- irgendwo hier musste die Strasse abzweigen. Am nächsten Kreisverkehr hatte sie die Richtung erkannt und sich eingeordnet.
"Sieh' mir in die Augen, Kleines. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Hier war ich vor einer Ewigkeit schon einmal unterwegs in ein neues Leben. Mit einem Unterschied: ich konnte damals noch umkehren. Du kannst das nicht ..."
Kaum eine Stunde später bog Mary in die breite Einfahrt zwischen uralten Bäumen ein, in der alles begonnen hatte.
Sutmore Close -- die verwitterte Metalltafel hatte sich in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Jahrzehnte hatten sie zernagt. Dicke Steinquader, dazwischen ein schweres, schmiedeeisernes Tor. Darunter Lautsprecher und Klingelknopf einer modernen Sprechanlage. Mary zögerte einen kurzen Moment und drückte dann umso entschlossener den Knopf.
"Sie wünschen?" Der Klang der Stimme war trotz der elektronischen Übertragung eindeutig weiblich.
"Guten Tag, mein Name ist Mary Ralston. Ich habe jemanden mitgebracht."
"Bitte kommen Sie herein."
Lautlos schwang das Tor nach rechts und gab einen fein geharkten Kiesweg frei. Zwischen uralten Eichen das große, düstere Anwesen mit breiten, geschwungenem Aufgang. Sogar im hellen Sonnenlicht wirkte dieses mächtige Gebäude bedrohlich, dunkel, unheimlich. Die gewaltige Eingangstuer stand weit offen.
"Also los, schließlich weiß ich auch nicht, was mich erwartet."
Mary fasste die vorsichtig durch den Kies stöckelnde Beatrice um die schmale Taille und ging mit ihr zielstrebig die weit ausladende Freitreppe hinauf. Der Anblick des Mädchens, das sie am oberen Ende der Treppe erwartete, überraschte Mary schon nicht mehr. Umso stärker musste die fast ähnlich verpackte Beatrice mit ihrer Überraschung zu kämpfen: das Mädchen war etwa so groß und schlank wie sie selbst, die Länge ihrer atemberaubenden Beine noch durch hochhackige schwarze Schuhe betont. Genau wie sie war das Mädchen in ein bizarres Kleidungsstück
geschnürt, eine Korsage aus schwarzem Leder, die bis zu den Knien hinabreichte und sie zwang, sich mit kleinsten Schritten zu bewegen. Die zerbrechlich wirkende, dünne Taille war so brutal zusammengezogen, dass die üppigen Brüste über den oberen Rand der Korsage in ausgearbeitete Körbchen gepresst wurden. Sie hoben und senkten sich bei jedem Atemzug. Die Arme steckten in langen schwarzen Handschuhen, die ihr fast bis an die Schulter reichten. Um den schmalen Hals
trug sie ein stählernes Halsband, sehr breit und dick, ohne erkennbaren Verschluss, mit abgerundeten Kanten. Vorne war ein massiver Ring befestigt. Und die ganze Aufmachung schien ihr auch noch zu gefallen! Sie lächelte. Mary gab sich einen Ruck.
"Führen Sie mich zu ihm. Sie wissen schon, wen ich meine ..."
Marys Herz pochte, aber ihrer festen Stimme war nichts von der Erregung anzumerken, die jetzt immer stärker in ihr hochstieg. Die hohe Eingangshalle, das gedämpfte Licht, das durch die schweren samtenen Vorhänge ins Innere des Raumes fiel, der leise Duft edler Hölzer und des lederbespannten Mobiliars, die Masse dieser Deja-Vu-Erlebnisse, diese Realität gewordene Erinnerung, an nicht allzu lang vergangene Träume erzeugte Schwindelgefühle, ließ alle Eindrücke in eine Wattewand zurückweichen. Da -- diese Stimme. Mary hielt den Atem an.
"Ich hätte nicht einmal gehofft, Sie wieder zu sehen. Noch dazu in solch bezaubernder Begleitung. Ich muss sagen, Sie überraschen mich ..."
Aus demselben schweren Ledersessel wie damals hatte sich eine groß gewachsene Gestalt erhoben, ein Glas in der Hand, den klaren,
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