Duo Infernale
getrunken, während es im Zimmer finster gewesen war. Es hätte sich also jemand hineinschleichen können. In der Theorie war so etwas möglich. Ich wollte Jane eine nächste Frage nach diesem Besuch stellen, als sie wieder sprach.
»Der Besuch war nicht echt, John.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Er fand in meinem Kopf statt.«
»Ach.«
»Ja«, flüsterte sie und atmete tief ein. Sie sah jetzt erleichtert aus, weil sie es endlich geschafft hatte, die Lösung zu finden. »Der Besuch ist gekommen. Er hat sich in meinem Kopf festgesetzt. Besuch auf geistiger Ebene, Ein Wahnsinn, sage ich dir. Man hat mich kontrolliert, man ist in meinen Kopf eingedrungen.«
Ich ahnte zwar, wer Jane auf diese Art und Weise besucht hatte, fragte aber trotzdem nach. »Und wer ist es gewesen, der dich besucht hat?«
»Die beiden anderen.«
»Die Zwillinge.«
»Genau.«
Ich schwieg, weil ich wollte, dass mir Jane mehr erzählte, aber sie hielt sich zurück. Dabei gab sie sich Mühe. Es war ihr anzusehen, wie sie überlegte, und sie hatte ihre Stirn in Falten gelegt.
»Haben sie eine Botschaft hinterlassen?«, erkundigte ich mich.
Jane deutete im Liegen so etwas wie ein Nicken an. »Das haben sie, John, aber frage mich nicht, welche. Ich kann es dir nicht sagen. Es ist alles so anders. Ich bin noch durcheinander und muss die Dinge erst in die Reihe bringen. Jedenfalls wissen sie, dass wir ihnen auf den Fersen sind.«
»Man wird es ihnen gesagt haben. Ich denke da an Boris, der auf ihrer Seite gestanden hat.«
»Das ist richtig, John. Aber der Besuch war da, und er hat in diesem Fall mich gemeint. Er hat auch bei mir den entscheidenden Punkt getroffen, wie du dir denken kannst.«
»Deine latenten Kräfte?«
»Genau die sind es gewesen. Da haben die Zwillinge wohl eine Gleichheit gespürt. Oder eine Seelenverwandtschaft, wie immer du das nennen willst. Egal, wenn wir nach Genf fahren, werden wir bestimmt von ihnen erwartet. Wie auch immer.«
Da dieser Besuch feststand und ich ihn auch akzeptierte, wollte ich jetzt wissen, was gesagt worden war. »Hat man dir eine konkrete Botschaft hinterlassen, Jane?«
Sie brauchte nicht lange nachzudenken, um eine Antwort zu geben. »Nein, das hat man nicht.«
»Denke nach, Jane.«
»Das tue ich. Oder habe ich bereits getan, aber da ist nichts, an das ich mich erinnern könnte. Sie sind das Duo Infernale. Sie sind in Genf. Sie haben ihr Zeichen dort gesetzt. Das alles habe ich erfahren, John. Bitte, du kannst mich fragen, was du willst, aber ich bin nicht in der Lage, dir eine konkrete Antwort zu geben. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sich die Schwestern noch mal melden werden. Sie haben mich jetzt. Sie haben eine Verbindung zu mir geschaffen, und wahrscheinlich denken sie noch darüber nach, wie sie mich einschätzen und einstufen sollen, ob als Feindin oder Verbündete. Wenn wir es genau nehmen, John, haben wir mit den beiden ja nichts am Hut gehabt. Ich bin von Marcia engagiert worden, um gewissermaßen eine Beichte abzunehmen. Dabei hatte ich das Gefühl, dass diese Beichte erst der Anfang war. Ich habe dich herbestellt. Nicht zu Unrecht, wie man jetzt sieht. Hätte Marcia kein schlechtes Gewissen geplagt, wären sie auf dieses Duo Infernale gar nicht erst gestoßen. Sehe ich das richtig?«
»Kein Widerspruch.«
»Wunderbar. Auch ich habe nicht damit gerechnet, dass sich der Fall so entwickeln würde. Man weiß jetzt zumindest über mich Bescheid, John, denn die Töchter standen trotz der räumlichen Entfernung stets mit ihr in Verbindung. Und jetzt wissen sie nicht genau, wie sie mich einschätzen sollen. Ich denke, das ist unsere Chance.«
»Wie meinst du das?«
»Ganz einfach, John. Ich werde mich ihnen nähern. Ich werde ihre Nähe suchen.«
»Und dann?«
»Gebe ich dir Bescheid.«
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Auf der einen Seite war es eine Chance, auf der anderen aber war es auch verdammt gefährlich, denn Jane stand nicht voll auf der anderen Seite. Sie würde immer versuchen, den Zwillingen etwas vorzuspielen.
Da ich nichts antwortete, war Jane klar, dass ich meine Bedenken hatte. »Bitte, John, es ist die einzige Möglichkeit. Dich würden sie nicht akzeptieren. Aber ich weiß, zu wem ich gehöre.«
»Daran zweifle ich auch nicht. Weißt du denn, wo man dich treffen wird?«
Jane überlegte einen Augenblick. »Nein«, erklärte sie dann, »das ist mir nicht bekannt. Tut mir Leid, wir haben da wirklich nichts ausgemacht. Für sie war es wohl
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