Duo Infernale
große Flasche Wasser und eine kleine Flasche Weißwein.
Auch Jane war in Form. Sie streckte ihre Beine aus und verschränkte die Hände im Nacken. »Wahnsinn, was?«
»Meinst du den Blick?«
»Ja, was sonst?«
»Klar, der ist super. Wäre schade, wenn wir ihn nicht genießen könnten.«
»Du hast Recht, John.« Jane drückte ihren Kopf zurück und schloss die Augen. »Es ist einfach so wunderbar hier. Eigentlich sollten wir hier in Genf bleiben und einige Tage Urlaub machen. Wir mieten uns ein Boot, fahren los und schauen uns die prächtigen Uferteile an. Das Wetter ist super, besser kann es nicht sein, und deshalb sollte man es nutzen.«
»Falls nicht jemand etwas dagegen hat.«
Die Detektivin erwachte wie aus einem Traum. »Ja«, stimmte sie zu, »du liegst nicht mal daneben. Es ist wirklich alles ganz anders. Wir sitzen hier im Schatten, die Sonne scheint, und ich habe das Gefühl, dass sie alle Probleme der Welt zur Seite gescheucht hat.« Eigentlich hätte sie lächeln können, aber ihr Gesicht nahm einen traurigen Zug an. »Wenn sich nicht die beiden Schwestern hier in der Stadt aufhalten würden.«
»Das bekommen wir auch noch geregelt.«
»Hoffentlich.«
»Und später können wir noch zwei Tage hier Urlaub machen. Ist das ein Vorschlag?«
»Ist es!«, sagte sie. »Einverstanden.«
Der Kellner brachte uns die Getränke. Wasser und Wein wollten wir selbst mixen, aber es war Mittagszeit, und wir verspürten beide einen nicht geringen Hunger.
»Ich nehme einen Salat«, sagte Jane, die schon einen Blick in die Karte geworfen hatte.
»Und Sie, Monsieur?«, fragte der Kellner.
Auf Grünzeug hatte ich keinen Hunger. Ich entschied mich für einen Hilton-Burger mit amerikanischen Pommes frites und sah erst den Preis, als sich der Kellner schon davongemacht hatte.
»Verdammt!«
»Was ist denn?«
Ich hob den Blick und schaute Jane an. »Das Ding hier kostet zweiunddreißig Franken.«
Sie musste schlucken. »Wahnsinn.«
»Und ob.«
»Die Hälfte bezahlst du für den Ausblick, John.« Sie deutete in Richtung See. »Das ist nun mal so.«
Das stimmte wohl. Aber es würde mir für die Zukunft eine kleine Lehre sein. Ich hatte den Hamburger auch rasch wieder vergessen, denn bei mir meldete sich der Durst.
Wein und Wasser erfrischten uns, und Jane konnte wieder lächeln. »Wenn ich die Zeit finde, werde ich Sarah in London anrufen. Ich hatte es ihr versprochen.«
»Hast du ihr denn gesagt, um was es bei diesem Fall geht?«
»Nicht genau.«
»Hat sie das akzeptiert?«
»Nein.«
Ich kannte die Horror-Oma. Sie machte sich immer Sorgen, was Jane anging, die bei ihr wohnte. Für Sarah war die Detektivin wie eine Tochter, die sie irgendwie immer beschützen musste.
Von ihrem Platz aus konnte Jane die Anlegestelle der Touristenboote sehen und auch einen Blick in das dahinterliegende Schwimmbad werfen, dessen langer Sonnensteg in den See hineinreichte. »Ob wir uns eine Bootsfahrt über den See gönnen?«, fragte sie. »Ich denke, dass wir nicht zu lange unterwegs sein werden.«
»Was ist mit den Schwestern?«
Sie breitete die Arme aus. »Ist das mein Problem? Die wollen etwas von mir und nicht umgekehrt. Deshalb sollen sie sich melden, wenn sie was zu sagen haben.«
»Anders wäre es mir lieber.« Ich hob mein Glas an und trank ihr zu. Die gute Stimmung, die ich gehabt hatte, war verschwunden, denn der Fall hatte uns wieder. Es wurde klar, dass wir nicht zum Vergnügen nach Genf gekommen waren, und es konnte auch sein, dass man uns bereits beobachtete, ohne dass wir etwas davon bemerkt hatten.
Das Essen wurde serviert. Jane bekam ihren Salat, und ich erhielt zu meinem Hilton-Burger wenigstens eine Flasche Ketchup, aus der ich bald die rote Soße über Pommes und Hamburger verteilte.
Jane’s Salat sah ordentlich aus, und auch ich konnte mich nicht beschweren, deshalb dachte ich auch nicht mehr an den horrenden Preis.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mich mit dem Essen beeilen musste. Es gab keinen sachlichen Grund, aber ich musste wieder an die Zwillingsschwestern denken, die sich bisher noch nicht gemeldet hatten. Normal war das nicht.
Ich blickte zu Jane. Sie schien zufrieden zu sein, denn sie aß in aller Ruhe ihren Salat, und dabei war sie es eigentlich, um die es wirklich ging.
»Alles okay?«, fragte ich.
»Wunderbar.«
»Na denn...«
»Bei dir nicht?«
Ich schob mir Fleisch in den Mund und bekam auch noch etwas Tomate und ein Salatblatt zwischen die Zähne. »Doch, doch, ich
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