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Durch den Sommerregen

Durch den Sommerregen

Titel: Durch den Sommerregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Hand an der Schulter packt und zurückhält.
    Gabriel. Ich muss ihn nicht sehen, um zu wissen, dass er es ist.
    Er dreht mich zu sich herum und schließt mich fest in seine Arme. Ehe ich ein Wort rausbringen kann, küsst er mich leidenschaftlich auf den Mund.
    „Wenn du noch mal einfach an mir vorbeiläufst, dann nehme ich das persönlich“, sagt er, als er von mir ablässt.
    „Sorry, ich wollte dich nicht bei der Arbeit stören“, antworte ich und gönne mir einen Moment, ihn einzuatmen. Er fehlt mir, wenn wir nicht zusammen sind, aber das kann ich ihm nicht sagen.
    „Du störst nie, Helena.“
    Sam und Markus machen Kussgeräusche im Hintergrund, aber Gabriel lässt sich davon nicht beeindrucken.
    „Emma wollte irgendwas von mir, da sollte ich mal nachsehen.“
    „In ein paar Minuten habe ich noch einen Termin, aber danach bin ich frei für heute. Hast du Lust, noch ein wenig in den Stadtwald zu fahren? Das Wetter ist zu schön, um es nicht auszunutzen.“
    „Gerne. Ich sehe nur mal eben, was Emma möchte und dann spring ich Zuhause unter die Dusche, damit wir gleich loskönnen.“
    „Zieh dir einen Rock an“, flüstert er grinsend in mein Ohr und schiebt mich anschließend zu Emma in Sams Raum.
    Noch völlig erhitzt von Gabriels subtilem Versprechen bleibe ich im Türrahmen stehen, bis sie von ihrem Laptop aufsieht. Sie sitzt in einem großen Ledersessel und scheint einen Moment zu brauchen, bis sie mich richtig wahrnimmt.
    „Lena“, sagt sie nach ein paar Sekunden. „Genau dich wollte ich. Setz dich!“ Mit dem Fuß schiebt sie mir einen Hocker entgegen, damit ich ihr gegenüber Platz nehmen kann. Suchend schaue ich mich um.
    „Wo ist Mila?“, frage ich, als ich keinen Kinderwagen oder andere Anzeichen für ihre Anwesenheit entdecke.
    „Oma-Enkel-Krabbelgruppe. Was es heute nicht alles gibt. Aber ich beschwere mich nicht. Was ich mit dir besprechen wollte ... ihr organisiert doch in der Bücherei auch Lesungen. Hast du da eine Adresse, an die ich mich wenden kann?“
    „Willst du eine Lesung halten? Ich dachte, du machst sowas nicht?“
    „Nicht mit meinen erotischen Romanen, aber ich bringe in etwa vier Wochen meinen ersten nicht-erotischen Roman raus und versuche, jetzt wenigstens lokal ein paar Sachen auf die Beine zu stellen. Dieser Roman erscheint unter meinem richtigen Namen, Emma Wagner, und wie es aussieht, werde ich es ohne Verlag auf eigene Faust anpacken.“
    „Normalerweise sind wir mit den unabhängigen Autoren immer sehr zurückhaltend, was Lesungen angeht. Zum Glück kennst du da den richtigen Ansprechpartner. Ich rede noch mal mit meinem Chef, aber da das mein Bereich ist, werden wir das auf jeden Fall regeln können.“
    „Das ist genial, Lena. Danke. Kannst du mir deine Telefonnummer aufschreiben, damit wir uns in den nächsten Tagen mal genauer unterhalten können?“
    Sie reißt einen Zettel aus einem Notizbuch heraus und reicht ihn mir zusammen mit einem Stift.
    „Welches Genre wird es denn genau?“, frage ich, während ich ihr meine Nummer und Mail-Adresse notiere.
    „Es bleibt in der Liebesromanschiene, aber dieses Mal mit mehr Drama und auf jeden Fall wesentlich düsterer.“
    „Ich bin gespannt. Ruf mich an, dann klären wir die Details. Aber jetzt muss ich aus diesen Schuhen raus“, sage ich und halte ihr meine Absätze entgegen.

20.
    Nach einem entspannten Abend im Stadtwald haben wir uns auf dem Heimweg mit Sandwiches und zwei großen Bechern Milchshake eingedeckt. Eigentlich wollten wir uns bei Gabriel vor den Fernseher fläzen, doch der Sonnenuntergang über den Feldern auf dem Weg zu seinem Haus hat uns einen willkommenen Zwischenstopp beschert. Nachdem wir hungrig unser Essen vertilgt haben, sitzen wir nun mit unseren Shakes in der geöffneten Schiebetür seines VW-Busses und sehen dabei zu, wie sich der Himmel in einem Mix von lila bis blutrot verfärbt, während die letzten Sonnenstrahlen noch mit dem Horizont ringen.
    Mit Gabriel ist es sorglos, als würde die Außenwelt einfach nicht existieren. So habe ich es mir immer vorgestellt, wie das Leben mit Anfang 20 hätte sein können.
    „Ich war gerade 18 Jahre alt, als ich Sebastian kennengelernt habe.“
    Auch wenn ich diese Momente mit ihm nicht ruinieren sollte, fällt es mir doch leichter, zu sprechen, wenn ich mich nicht unter Druck gesetzt fühle.
    Gabriel sagt nichts, aber das liegt nicht daran, dass es ihn nicht interessiert.
    „Er war 15 Jahre älter als ich und noch verheiratet. Die Ehe ist

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