Durch den Sommerregen
fahren“, sage ich, aber ich weiß selbst, dass das nicht stimmt.
„Den Teufel wirst du tun. Wir werden die Plätze tauschen und dann steck ich dich bei mir in die Badewanne.“
„Es ist zu warm zum Baden.“
Gabriel schiebt eine Hand unter mein durchnässtes Shirt und legt sie flach auf meinen eiskalten Rücken. Im Kontrast zu meiner Haut fühlt er sich schon fast heiß an.
„Noch Fragen?“
Ergeben schüttele ich den Kopf und wechsele dann mit ihm die Plätze.
Es ist erschreckend, wie schnell ich mich in seiner Gegenwart wieder beruhigt habe. Jetzt bin ich nur noch müde und möchte eigentlich lieber ein paar Stunden in seinen Armen schlafen.
Die Müdigkeit übermannt mich tatsächlich, jedoch schon in Gabriels Badewanne. Es tut gut, wieder durch und durch aufgewärmt und dabei gleichzeitig entspannt zu sein. Darum gebe ich dem Bedürfnis einfach nach und schließe meine Lider. Regenprasseln auf dem Dach und leises Klappern aus der Küche begleiten mich in einen leichten Schlaf. Immer wieder werde ich von kurzen Albträumen aufgeweckt, aber mein Körper fordert die Erholung und lässt mich nicht vollständig aufwachen.
Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe, aber als ich erwache, scheint der Regen nachgelassen zu haben. Gabriel sitzt im Kerzenschein auf dem Wannenrand und beobachtet mich mit der Kamera in der Hand. Irgendetwas zieht immer an meinen Haaren.
„Zwei Fragen! Hast du Nacktbilder von mir gemacht, und leckt Hund mir gerade über den Kopf?“ Meine Stimme ist überraschend rau, obwohl ich nicht geweint habe.
„Nein und Ja!“ Er legt die Kamera auf den geschlossenen Toilettendeckel und pflückt den rothaarigen Kater aus meinen Haaren. „Ich habe kein Foto gemacht, was tiefer als bis zu deiner Schulter reicht. Das würde ich nie ohne deine Zustimmung machen. Aber du sahst so friedlich aus, das musste ich einfach einfangen.“
Dabei hat sich mein Schlaf alles andere als friedlich angefühlt.
„Willst du denn Nacktbilder von mir machen?“ Ganz eindeutig bin ich noch nicht richtig klar.
Gabriels Blick wird leicht glasig.
„Genauso sehr wie ich dich tätowieren will. Hast du eigentlich eine Ahnung wie sexy du bist?“
Das ist eine rhetorische Frage, richtig? Mir ist bewusst, dass ich nicht unattraktiv bin, aber ich bin einfach nicht eitel genug, um mich da groß drum zu scheren. Natürlich lege ich auch Wert auf ein gepflegtes Äußeres, aber ich definiere mich nicht darüber.
„Du darfst mich nackt fotografieren, solange es nicht pornografisch wird.“
„Du hast meine Bilder gesehen, Helena. Das ist nicht mein Stil.“
Hund springt schon wieder auf den Wannenrand, aber Gabriel schiebt ihn sanft beiseite. „Nicht jetzt, Kumpel.“
„Eine Bedingung hab ich noch.“
Mit einer erhobenen Augenbraue sieht er skeptisch auf mich runter.
„Die da wäre?“
„Ich hab keine Ahnung vom Fotografieren, aber wenn du mir hilfst, dann will ich Bilder von deinem Rücken machen.“
Ich sehe, dass er protestieren will, doch im letzten Moment hält er sich zurück.
„Okay. Aber nicht mehr heute. Jetzt kommst du besser raus, bevor du noch Flossen entwickelst. Ich hab den Kamin angemacht und uns Suppe aufgewärmt. Nimm dir einfach meinen Bademantel und dann komm zu mir.“ Er zeigt auf den Haken hinter der Badezimmertür. Seufzend küsst er meinen Mundwinkel und lässt mich dann alleine.
Es sind diese kleinen Gesten, die ihn besonders machen. Gabriel trägt mir nicht mein Hinterteil nach, so einen Mann würde ich gar nicht wollen, aber er ist einfach da, wenn es mir nicht gut geht. Ich hoffe wirklich, dass ich ihn nicht gehen lassen muss.
22.
Emma ist eine der wenigen Autorinnen, die trotz des großen Erfolgs noch auf dem Boden geblieben sind. Zumindest von denen, die ich bislang treffen durfte, ist sie die Normalste. Zwar weiß sie absolut, was sie kann, hat aber kein riesengroßes, sich selbst überschätzendes Ego.
Ich muss gar nicht mehr viel tun, denn sie hat bereits die ganze Lesung sehr gut durchgeplant und vorbereitet. Jetzt muss ich nur noch die Pressemitteilung rausgeben und Plakate im Eingangsbereich aufhängen.
„Brauchst du ein Mikrofon oder bekommst du das ohne technische Hilfe hin?“
Wir sitzen bei einem Kaffee in meinem Wohnzimmer und besprechen die letzten Details. Ihre Lesung findet erst in ein paar Wochen statt, aber Emma ist scheinbar gerne langfristig organisiert.
„Ich denke, das klappt auch so. Sam nötigt mich fast jeden Abend, für ihn laut zu
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