Durch den Wind
sitzenden Anzug.
Der Blick, der Name.
»Verzeihung, oh, Verzeihung, Mr ..., das tut mir leid«, stammelte die Rezeptionistin und stülpte ihre Vögelchenlippe nun so nach innen, wie sie sie vorher nach außen gestülpt hatte. Die Flecken leuchteten als lodernde Atolle auf dem Weiß ihrer Haut.
»Jacker.«
»Jagger?« fragte die Rezeptionistin japsend.
»Sehe ich so aus?« fragte der Blonde und drehte sich erneut zu Yoko um.
»Zu jung«, sagte Yoko auf Deutsch, »der Bart ..., aber einige Details ...« und schaute ihm lange auf die vollen, weichen Lippen.
Der Mann schenkte ihr einen Blick, der tiefer ging als einiges,was erlaubt war, und antwortete: »Dachte ich’s mir doch, dass Sie keine echte Japanerin sind.« Dann wieder zur Rezeptionistin: »Also: Hab ich Nachrichten?«
»Nein, Mr. Jagger, nichts.«
Der Mann lehnte sich nun rückwärts an die Rezeption, so dass sein ganzer Körper Yoko entgegenschaute. Der Körper unter dem Anzug.
Yoko wartete einen Augenblick. Wer war Mr. Ginster? War Victor auch hier abgestiegen? Und, noch viel wichtiger in diesem Moment: Wer war Mr. Jacker?
»Hallo Mick«, sagte Yoko.
»Hallo Yoko«, sagte der Mann.
»Ha! Guter Instinkt. Auch wenn das Ono fehlt.«
»Dafür haben Sie einige Details, die Ono fehlen«, sagte der Mann und musterte sie mit einem Lächeln und einer Seelenruhe, als hätte sie ihn eingeladen, auf ihrem Körper spazieren zu gehen.
»Tragen Sie den Bart, weil Sie gehört haben, dass Japanerinnen das sexy finden, Mick?« fragte Yoko und schob sich an ihm vorbei Richtung Rezeption.
»Tun Sie das denn?« fragte der Mann und wich nicht von der Stelle. Ihre Schultern berührten sich fast.
»Ich weiß nicht«, sagte Yoko, »noch nicht, aber wenn Sie noch länger so stehen bleiben, dann könnte ich vielleicht ein Urteil fällen.«
»Hatte nicht vor, ohne Sie zu gehen«, sagte der Blonde.
Die Rezeptionistin flatterte mit ihren Blicken zwischen Yoko und dem Blonden hin und her und versuchte dem Gespräch zu folgen.
»Ich bin Mrs. Ginster«, sagte Yoko jetzt mit einem klaren Blick, geradeaus auf die Rezeptionistin gerichtet.
»Sie sind Mrs. Ginster?« stammelte die Rezeptionistin.
»Ja, Sie können mir die Nachricht für meinen Mann gerne geben«, sagte sie, die leuchtenden Flecke auf dem Hals einmal kurz, aber merklich fixierend.
Die Rezeptionistin fasste sich mit der Hand an den Kragen und schaute sich suchend um.
»Gibt es ein Problem?« fragte Yoko strenger.
»Ja, aber ...«, sagte die Rezeptionistin und fing an, in einem Fach zu kramen. »Hier, aber ...«
»Danke«, sagte Yoko, nahm den Umschlag und sah dem Blonden neben ihr in die Augen: »Sollen wir mal schauen, um was es geht?«
»Nichts lieber als das«, sagte der Blonde und zeigte Yoko den Weg zur Bar. In ihrer Tasche der Umschlag für Mr. Ginster. »Blüht mir im Gegenzug eine nackte Pressekonferenz in Ihrem Hotelzimmer, Mrs. Ono?«
»Pressekonferenz?« fragte Yoko und trank einen Schluck Kaffee.
»Ich werde Ihnen aber nicht den Gefallen tun, mich von Ihnen unterdrücken zu lassen«, sagte er und lächelte wieder, »es sei denn ...«
»Es sei denn – was?« fragte Yoko.
»Für wen ist eigentlich dieser Umschlag?«
»Vielleicht für den Mann meiner Freundin, der verschwunden ist.«
»Und wo ist Ihre Freundin?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Yoko.
Er schaute sie an, sie schaute ihm lange auf den Mund, küsste ihn und stand auf. »Sie kratzen«, sagte sie. »Haben Sie einen Rasierer in Ihrem Zimmer?«
Er stand auf, grinste sie an und flüsterte ihr ins Ohr, wobei er ihre Ohrmuschel mit den Lippen berührte: »Sie wollen mir meinen Bart abnehmen? Ich brauche ihn nicht mehr. Erhat seinen Auftrag schon erfüllt. Sie sind eben doch eine Japanerin.«
Im Bad seines Hotelzimmers bat sie ihn, sich auf den Stuhl zu setzen, dann zog sie sich nackt aus und rasierte ihn. Er schaute ihr dabei auf die Lippen, in die Augen und wartete, bis sie ganz fertig war.
Als Alison aus dem Badehaus der alten Dame kam, war Yoshihiro weg, nur das Taxi wartete noch an der Stelle, an der sie ausgestiegen war, und fuhr sie zurück ins Hotel. Sie ging direkt in ihr Zimmer und rief Siri an.
Ein paar Momente später stand sie kreidebleich im Lift auf dem Weg in die Bar. Sie hatte einen furchtbaren Fehler gemacht, sie hatte Siri auf den Anrufbeantworter gesprochen, sie hatte ihre schlimmsten Befürchtungen geäußert, kein Blatt vor den Mund genommen, etwas ausgesprochen, was sie
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