Durch die Hintertür

Wirklich eine Schande.«
    »Nur er … ich verstehe.«
    »Ist das wichtig?«
    »Bloß ein weiteres Mosaiksteinchen, das nicht so recht passt. Wenn er der Einzige ist, der im Stall arbeitet, dann konnte er heute Morgen wohl kaum an zwei Orten gleichzeitig sein, oder?«
    »Nein. Niemand kann das.«
    »Und doch hat es den Anschein, als könne jeder in Drekeham Hall genau das. Der Stallbursche war mit dem Gärtner auf dem Feld, wir haben sie ja gesehen, aber zur gleichen Zeit fickte er angeblich gerade Leonard Eagle.«
    »Unmöglich.«
    »Ganz genau. Und du hast gesehen, wie viel Sperma er dem Gärtner ins Gesicht spritzte.«
    Morgan grinste. »Unmengen. Sah aus, als wäre er seit Tagen nicht gekommen.«
    »Dann ritten die beiden zusammen davon, und es war Zeit zum Mittagessen. Wie war das übrigens?«
    »Einfach Grauenhaft. Du hast mir gefehlt. Alle anderen waren übelster Laune.«
    »Wer war am Tisch?«
    »Sir James, so mürrisch wie gehabt. Lady Caroline, die aussah, als würde sie jeden Moment einen Zusammenbruch erleiden. Whopper Hunt, die kaum einen Happen anrührte. Billie, die sich angesichts der Umstände wunderbar hielt, aber aussah, als hätte sie geweint. Und natürlich Leonard, dieser Mistkerl.«
    »Ach, Leonard. Immer wieder komme ich auf ihn zurück. Also hat er mit euch zu Mittag gegessen?«
    »Ja.«
    »Dann konnte er wohl kaum ein schnelles Schäferstündchen mit dem Stallburschen einlegen.«
    »Oh, ganz sicher nicht. Außerdem brachte er die meiste Zeit damit zu, Dinge fallen zu lassen und dann unterm Tisch mein Bein zu betatschen. Er ist einfach widerlich.«
    »Also war alles gelogen, was er mir erzählt hat.«
    »Natürlich, Mitch. Das hätte ich dir auch vorher sagen können.«
    »Du weißt ja nicht, was er mir erzählt hat.«
    »Das muss ich auch nicht. Leonard Eagle ist ein schlechter Mensch. Er lügt bereits, wenn er nur den Mund aufmacht. Alle Welt weiß das.«
    »In dem Fall …«
    Und so berichtete ich Morgan alles, was Leonard mir erzählt hatte: die Party in seinen Räumlichkeiten, während wir anderen mit diesem albernen Versteckspiel beschäftigt waren; die Beweise für den Missbrauch von Simon, dem Hausburschen; die ›Schauspielerfreunde‹ aus London mit ihren grobschlächtigen Begleitern – und Meeks’ unerwartete Vorliebe für riskante Formen der Befriedigung, die Reg Walworth das Leben kostete.
    »Aber was ist mit Burroughs? Er sagte doch, Meeks sei den ganzen Nachmittag über auf seinem Zimmer gewesen.«
    »Und ich bin mir sicher, dass das auch stimmt. Aber wenn es darum geht, Beweise zu erbringen, wem wird die Polizei dann Glauben schenken? Dem Bruder von Sir James, der seinen Bruder auch noch deckt, oder ein paar Gästen des Hauses, die nicht mal sagen können, wie sie zu ihren Schlüssen gelangt sind, und die sich eigentlich von vornherein nicht in die Sache hätten einmischen dürfen? Oh, diese ganze Affäre ist wirklich äußerst geschickt eingefädelt.«
    »Aber trotzdem ist das alles nur ein Haufen Lügen, Mitch.«
    »Könnten wir das nur beweisen.«
    »Wir müssen.«
    »Hätte Meeks an der Party bei Leonard teilnehmen und dann rasch zurück in die Dienstbotenräume gehen können?«
    »Das bezweifle ich. Jedenfalls nicht, ohne gesehen zu werden. Er hätte über den Treppenabsatz gemusst, genau an dem Wandschrank vorbei, in dem du und ich uns … nun ja … versteckten, dann die Treppe hinab und durch die Passage hindurch, die zur Treppe führt.«
    »Es ist also durchaus möglich, oder?«
    »Aber da schwirrten überall Leute herum. Wir waren die Einzigen, die noch nicht entdeckt worden waren. Außer Billie waren da noch Sir James und Lady Caroline, und natürlich Rex. Alle liefen sie im Hauptteil des Hauses herum und suchten nach uns.«
    »Aber sie stecken auch alle unter einer Decke.«
    »Die Bemerkung nehme ich dir übel, Mitch. Was hier auch immer vorgehen mag, Billie weiß nichts davon, und wenn du mir das nicht glaubst, werde ich äußerst unangenehm.« Er lief bis an die Ohren rot an. Was Damen anbelangte, war Morgan ein überaus ritterlicher Mensch.
    »In Ordnung, in Ordnung, ich glaube dir. Ich bin überzeugt, dass Belinda nichts von der Sache weiß. Aber was ist mit Rex? Sir James und Lady Caroline?«
    »Kommt es dir nicht merkwürdig vor, Mitch, dass uns so lange niemand aufgespürt hat?«
    »Ich habe dem Spiel nicht allzu viel Beachtung geschenkt.«
    »Nein, ich weiß, was du Beachtung geschenkt hast – wie du deinen alten Kumpel Boy Morgan verderben kannst, der