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Durch die Hintertür

Durch die Hintertür

Titel: Durch die Hintertür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lear
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gütlich tun. Er genoss es und stöhnte die ganze Zeit wie eine kleine Hure.«
    »Zeigen Sie mir das Bett.«
    Er öffnete die Tür zum Schlafzimmer, ein grelles Schreckbild voller Chinoiserien und theatralischer Tücher, beherrscht von einem massiven, altmodischen Himmelbett. An jedem der vier Pfosten befanden sich noch Stricke: raue Hanfstricke, die die Haut schnell wund scheuerten.
    »Schade, dass Sie nicht mit von der Partie waren, Mitch. Es hätte Ihnen gefallen.«
    »Hmmm.«
    »Wenn Sie möchten, können Sie mich ja fesseln und es mal ausprobieren.«
    »Nicht so kurz nach dem Mittagessen, vielen Dank. Dann kann ich so schlecht verdauen.«
    »Nun, vielleicht später?« Er hatte wieder dieses sonderbare goldene Funkeln in den Augen. Wahrscheinlich hatten die Nachwirkungen des groben Ficks durch seinen Freund aus dem Stall schon nachgelassen. Ich hegte eine heftige Abneigung gegen Leonard Eagle, musste aber anerkennen, es mit einem Mann zu tun zu haben, dessen Libido ebenso ausgeprägt war wie die meine. Und er hatte sogar noch weniger Skrupel, sie zu befriedigen.
    »Vielleicht.« Ich hielt es für das Beste, ihn mir gewogen zu halten – und zudem war ich der Vorstellung nicht gänzlich abgeneigt, ihn gefesselt und meiner Gnade ausgeliefert vor mir liegen zu sehen.
    »Neville und sein Freund nahmen ihn von beiden Enden.«
    »Toll.«
    »Sie sehen also, welch eine großzügige Familie wir sind. Sehr großzügig zu unserem Personal. Simon bekommt alles, was er sich nur wünschen kann. Das ist eine Tradition hier in Drekeham Hall. Jeder probiert es mit jedem, vom niedrigsten Hausburschen bis hinauf zu … nun, jedenfalls haben wir uns prächtig amüsiert. Sie müssen mich mal besuchen, wenn ich eines meiner berühmten Wochenenden veranstalte.«
    »Vielleicht mal, wenn über diese Sache hier Gras gewachsen ist.«
    »Ja, genau. Wenn die Ordnung wieder hergestellt ist. Ganz ehrlich, ich bin froh, wenn Mr. Meeks aus dem Weg geschafft ist. Er hätte beinahe alles verdorben. Dieser dumme Junge mit seinen Ansichten, die zu jemandem seines Standes nicht passen. Aber Sie sehen sicher ein, dass wirklich niemandem damit geholfen wäre, diese Geschichte in den Zeitungen aufzublasen. Am besten, man …«
    »Vertuscht sie? Das verstehe ich.«
    »Das dachte ich mir. Wir müssen vorsichtig sein, nicht wahr?« Er strich mir mit der Hand über die Brust und ließ sie an meinem Unterleib ruhen.
    Ich drehte mich um und ging hinaus, sonst hätte ich ihm wahrscheinlich einen Fausthieb verpasst.

9
    In den meisten Sherlock-Holmes-Geschichten kommt irgendwann der Moment, wo der große Detektiv seinen Freund Watson zur Seite nimmt und ihm mitteilt, er habe das Rätsel gelöst. Dann rekapituliert er mithilfe seiner überlegenen deduktiven Fähigkeiten die ganze Geschichte und verblüfft damit seinen Assistenten (und den Leser). Ich hatte das Gefühl, dass nun der rechte Zeitpunkt für etwas in dieser Art gekommen sei. Ich malte mir bereits Morgans erstaunte Bewunderung aus, die er dann auf die einzige Weise zum Ausdruck bringen würde, die ihm bekannt war.
    Doch es gab noch einen Haken bei der Sache. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was in Drekeham Hall vor sich ging. Ich hatte eine Menge Informationen angehäuft, konnte daraus aber um nichts in der Welt ein schlüssiges Bild formen. Die Wahrheit lag bestimmt genau vor meiner Nase, aber ich erkannte sie nicht. Die Bilder wirbelten in meinem Kopf umher: Meeks und Walworth in Leonard Eagles Badezimmer; Simon, der Hausbursche, an allen vieren gefesselt und einen Schwanz in jeder Körperöffnung; Burroughs, der Butler, mit seinem Netzwerk aus Gucklöchern … Ich musste etwas Ordnung in dieses erotische Puzzle bringen, also ging ich auf mein Zimmer, um dort in aller Ruhe alles auf einem Blatt Papier festzuhalten und so zu einer glänzenden Schlussfolgerung zu gelangen.
    Morgan hatte denselben Einfall gehabt. Ich fand ihn auf dem Lehnstuhl, wie er hinaus in den Garten starrte. Er drehte sich nicht einmal um, als ich eintrat.
    »Da geht der Stallbursche, um Sir James’ Jagdpferd auf den Feldern auszureiten«, sagte er. »Ich wünschte, ich könnte ihn begleiten.«
    »Was, den Haarigen?«
    »Ja. Der uns vorhin ins Gesicht gepinkelt hat.«
    »Wie viele Männer arbeiten eigentlich in den Stallungen?«
    »Sonst keiner, nur er. Sie haben mittlerweile nicht mehr viele Pferde. Früher gab es hier ausgezeichnete Jagdpartien, aber seit der letzten Saison hat Sir James das alles ziemlich vernachlässigt.

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