Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
anderen Ausweg mehr. Mit seinem Einkommen hätte er wohl beide ganz gut über Wasser halten können, aber davon auch noch Drogen ranschaffen? - das war auf Dauer nicht drin.
Nachdem er alles verworfen hatte, was infrage kam, blieb nur noch der Griff in die Firmenkasse. Es waren zwar nie große Summen darin, für seine dringendsten Bedürfnisse würde es aber erst einmal reichen.
Robert wusste, dass er Nadine wenigstens in der Übergangszeit, immer wieder mit dem verhassten Kokain beruhigen musste, um sie dadurch langsam in den Griff zu bekommen.
„Wenn ich ihre Versorgung übernehme, dann kontrolliere ich auch ihren Konsum, und kann den Zeitpunkt festlegen, an dem sie endgültig aussteigt.“
So einfach hatte er sich die Sache damals, nach ihrer Aussprache, noch vorgestellt. Nun musste er stattdessen niedergeschlagen feststellen, dass es leider nicht so problemlos ging, wie er es sich erträumt hatte.
„Was glaubst du denn, wie leicht das ist?“ Schnauzte sie ihn an. „Da ist man nicht im Handumdrehen mit durch. Wie naiv bist du eigentlich? Du bildest dir doch wohl nicht ein, dass man einfach so aufhört, und basta, das war’s dann. Warum, glaubst du denn, gibt es diese Entzugskliniken? Weil es nämlich, ohne fremde Hilfe, so gut wie keiner geschafft hat, mein Lieber. Nur deshalb.“
Manchmal vergaß sie schlicht und einfach, dass es Robert war, der mit seinem Einkommen, allein , für sie beide sorgte und sie deshalb auf seine Unterstützung angewiesen war.
Als sie sich kennenlernten, hatte Nadine gerade ihren Job verloren. Ihr Vorgesetzter hätte sie zwar, weil er sich an ihr nicht sattsehen konnte, liebend gern in seiner Nähe behalten, doch eines Tages war ihr Fehlverhalten den Kollegen gegenüber nicht mehr zu verantworten. Schweren Herzens setzte er sie dann doch vor die Tür.
Anfangs war sie noch sehr selbstbewusst davon überzeugt, schnell und problemlos eine angemessene Anstellung zu finden, musste aber rasch erkennen, dass sie der Übermacht an Mitbewerbern, aus einem für sie schleierhaften Grund, unterlegen war. Erst dadurch, als es praktisch zu spät war, wurde sie sich ihrer bedrohlichen Lage schmerzlich bewusst. Wenn sie keine Arbeit hatte, würde ihr sehr schnell das Geld ausgehen und somit Gefahr laufen, auch noch die Wohnung zu verlieren.
Gerade als sie bereit war, die Ansprüche, die sie an einen Job stellte, erheblich herunterzuschrauben, traf sie Robert.
Wer weiß, ob sie ihn unter anderen Umständen überhaupt eines Blickes gewürdigt hätte. Doch unbewusst hielt sie Ausschau, nach genau jenem Typen, der ihr sofort widerstandslos verfallen würde und ein geregeltes Leben führte - einen vertrauensseligen, soliden Partner, einen Rettungsanker um sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Dafür schien Robert bestens geeignet.
Und sie hatte sich nicht in ihm getäuscht.
Weil ihn vom ersten Augenblick an, die Angst verfolgte, sie wieder zu verlieren, gab er auch noch den letzten Rest seines Ersparten für ihre Drogen aus. Bis heute ist er sich nicht sicher, ob sie anschaffen ging, bevor er sie traf, oder ob er tatsächlich noch rechtzeitig kam, wie sie behauptete, um sie vor dem letzten, bitteren Schritt zu bewahren, den die meisten Junkies gehen.
Über Vergangenes wollte er sich aber nicht auch noch den Kopf zerbrechen, er durfte jetzt nur nach vorn schauen. Wenn Robert sein Leben retten wollte, musste er sich aus der furchtbaren Umklammerung der ständigen Drogenbeschaffung befreien. Und da er nicht auf Nadine verzichten konnte und wollte, musste er sie um jeden Preis auf diesen harten, steinigen Weg mitnehmen. Sie konnten nur zusammen wieder raus aus dem Elend.
Wollten sie sich retten, gab es nur den Gang der Gemeinsamkeit.
Denn wenn es so weiter ginge, würde nicht nur Nadine daran zugrunde gehen. Robert fühlte sich so untrennbar mit ihrem Leben verbunden, dass er sie retten musste, um seiner selbst willen. „Wenn ich es nicht schaffe, sie aus diesem Elend zu befreien, wird es zweifellos für uns beide in der Katastrophe enden.“ Etwas anderes konnte er sich nicht mehr vorstellen.
„Um sie aber vom Kokain fernzuhalten, werde ich sie zunächst in eine Verfassung bringen müssen, in der sie zugänglicher wird. Ich muss wenigstens mit ihr reden können, was nützt es, wenn ich auf sie einrede, sie mir aber nicht zuhört. Erst wenn Nadine innerlich etwas ruhiger und ausgeglichener wird, kann ich wahrscheinlich auch wieder an ihre Vernunft appellieren.“
Es war
Weitere Kostenlose Bücher