Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
denken als: „Sie ist nicht hier“.
Nicht ein beruhigender, tröstlicher Gedanke wollte sich einfinden.
Die ganze Zeit, in der sie zusammen waren, hatte sie sich nur einmal ohne ihn aus dem Haus gewagt. Und das war dann ja auch gründlich schief gegangen. Danach wollte sie nicht mehr allein vor die Tür gehen, bis sie sich absolut sicher war, nicht bei der erstbesten Gelegenheit wieder rückfällig zu werden.
Als sich sein Gehirn zurückmeldete, begann er nach einem Blatt Papier zu suchen. Sie musste ihm doch irgendeine Nachricht hinterlassen haben.
Fieberhaft durchsuchte er jedes Zimmer; durchstöberte alle Schränke und Schubladen, als würde irgendjemand, eine Mitteilung an den Partner verstecken. Aber, wo er auch suchte - er fand nichts.
Ein schrecklicher Gedanke überfiel ihn. Der Kleiderschrank! Er hatte vergessen in den Kleiderschrank zu sehen.
Er stolperte über den dunklen Flur direkt ins Schlafzimmer, um sich zu vergewissern, dass sich ihre Kleidung noch darin befand.
Er schaltete die Deckenleuchte ein und sah sofort mit Erleichterung, dass noch alle Kleidung am alten Platz hing und der Rest am Boden verstreut herumlag. Die Schranktür stand natürlich wie immer halb offen. Wie gewohnt war Nadines Kleiderspur bis in den Schrank hinein zu verfolgen.
Wenn er nicht selbst aufräumte, blieb eben alles liegen. Trotzdem war er erstmals nicht verärgert über das Chaos. Schließlich war es ein einigermaßen sicheres Zeichen dafür, dass sie wiederkommen würde.
„Wenn Nadine wieder hier ist, werde ich ihr erklären, dass sie sich noch ein wenig gedulden muss, weil er den Dealer erst wieder später am Abend erreichen kann. Das muss sie mir einfach glauben, weil ich immer ehrlich zu ihr war. Und dieses Mal werde ich so viel mitbringen, dass sie die nächsten Tage leicht und locker damit überstehen kann“.
Nach einer Weile hatte er sich so weit wieder beruhigt, dass er endlich dem Knurren seines Magens nachgeben konnte. Es wurde höchste Zeit etwas zu essen. Seit dem Frühstück, vor beinahe zehn Stunden, hatte er nichts mehr zwischen die Zähne bekommen.
Im Kühlschrank fand er lediglich ein paar Eier und etwas Brot war auch noch da. Obwohl er nach all den Stunden natürlich sehr hungrig war, schlug er für sich nur drei Eier in die Pfanne, die übrigen ließ er für Nadine nach, weil es ganz danach aussah, als hätte sie während seiner Abwesenheit ebenfalls nichts gegessen.
Feste Nahrung reizte sie in den letzten Tagen und Wochen sowieso nicht besonders. Hier und da mal einen Joghurt oder Pudding, ab und zu auch etwas Suppe. Denn ihre Prioritäten lagen eindeutig beim Kokain. Dennoch hoffte er flehentlich, dass sie nicht wieder eine ihrer früheren Koks-Quellen aufgesucht hatte. Seit sie bei ihm wohnte, war es wegen des weiten Weges, glücklicherweise nicht mehr so einfach, zu ihren alten Dealern zu gelangen.
„Wenn sie aber in der Lage ist, ohne meine Hilfe wieder an ihren Stoff zu kommen, braucht sie mich sicher bald gar nicht mehr“, fürchtete Robert. Damit hätte sie dann seine Träume von einer gemeinsamen Zukunft, mit einem Schlag auf brutale Weise zerschmettert.
Robert erkannte langsam, auf welch dünnes Eis ihn Nadine geführt hatte. Bei der kleinsten Bewegung in die falsche Richtung würden sie beide einbrechen, und wären, ohne jeden Zweifel, rettungslos verloren.
Obwohl er sich absolut sicher war, den Weg zu kennen, der wieder auf festen Boden führte, würde er ihn um keinen Preis allein gehen. Ohne Nadine an seiner Seite würde er niemals, auf keinem noch so festen Boden, wieder Halt finden.
Natürlich war der Weg für Nadine um vieles schwieriger, als für ihn selbst. Deshalb benötigte er ja auch seine ganze Kraft, um sie an das rettende Ufer zurückzuführen. Sollten sie dann, eines Tages, beide wieder festen Boden unter den Füßen haben, wird sie ihn nicht mehr verlassen wollen.
Kapitel 11
Bis er Nadine kennenlernte, hatte sich, trotz seiner bereits achtundzwanzig Jahre, nie eine Frau mit ihm auf eine intime Beziehung eingelassen. Es lag nicht etwa an seinem Äußeren, oder dass er in irgendeiner Weise, unangenehm war. Vielleicht macht er einen etwas langweiligen Eindruck, ja schon, aber auf keinen Fall unansehnlich. Das schöne Geschlecht ging ihm ja auch nicht direkt aus dem Weg, nein, die Frauen zeigten einfach kein Interesse. Gelegenheiten gab es hin und wieder selbst für Robert, aber dann stand ihm jedes Mal seine extreme Schüchternheit im Wege.
Nadine traf
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