Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
Gedanken aus seinem Kopf zu bekommen.
„Ich muss mir irgendwo in der Nähe von Hassan einen Platz suchen, von wo aus ich den Überblick habe, aber selbst nicht gesehen werde. Das dürfte kein Problem sein,“ sagte sich Robert, „denn ich kenne mich hier besser aus als Nadine.“
Fast erschrocken stellte er fest, dass er wie schon bei seinem Einbruch, zeitweise von einer berechnenden Kälte erfüllt wurde. Was ihn aber keinesfalls behinderte, im Gegenteil, weil seine seelischen Qualen in den Hintergrund traten, konnte sein Verstand viel klarer arbeiten.
Er musste sich beeilen, es ging mittlerweile auf Mittag zu. Wenn sich Nadine selbst versorgen will, wird sie sich demnächst auf den Weg machen.
„Ich habe nichts dagegen, wenn sie aus dem Hause geht, ich versuche nur zu verhindern, dass sie zu Hassan geht. Also werde ich dort auf sie warten.“
Hinter dem Glashäuschen an der Bushaltestelle, steht eine Parkbank.
„Dort wird sie mich nicht entdecken, obwohl ich sie rechtzeitig durch die Glasscheibe sehen kann.
„Wenn sie dann zu Hassan in den Keller geht und nach zehn Minuten nicht wieder rauskommt, werde ich ihr hinterhergehen.“
Für einen kleinen Augenblick registrierte Robert seine merkwürdig unversöhnliche Ruhe.
Er ging schnellen Schrittes einen großen Umweg, um ihr nicht schon vorher über den Weg zu laufen. Denn dadurch würde er ihr alle Möglichkeiten einer Ausrede geben.
Als Robert sich seinem Ziel näherte, wehrte er sich gegen den inneren Impuls, sich geduckt der Parkbank zu nähern. Wenn er nicht auffallen wollte, durfte er sich natürlich auch nicht auffällig benehmen. Also schlenderte er so normal, wie es ihm möglich war, auf seinen Beobachtungsplatz zu.
Kapitel 46
Als er sich setzte, überlegte er kurz, ob noch genügend Zeit wäre, um sich etwas zu lesen zu kaufen. Nicht dass er an irgendetwas Interesse hatte, er glaubte aber, mit einer Zeitung vor der Nase noch weniger Aufmerksamkeit zu wecken.
Er schätzte den Weg zum schräg gegenüber liegenden Kiosk ab und ging dann das Risiko ein. In dem Moment, als er die andere Straßenseite erreicht hatte, sah er Nadine um die Ecke kommen. Ein Schreck fuhr ihm in die Glieder und lähmte für eine Sekunde all seine Bewegungen. Dann fing er sich und ging langsam weiter auf den Kiosk zu. Nadine hielt den Kopf gesenkt und steuerte direkt auf Hassans Eingang zu.
Ihr Anblick hatte noch nie einen derartigen Schmerz in ihm ausgelöst. Wie intensiv er mit Nadine schon verbunden war, wurde ihm durch diesen Schmerz erst bewusst.
Als er sah, dass dieses bezaubernde Wesen, nach dem er sich so sehr verzehrte, auf dem Weg zu Hassan war, raubte es ihm den Atem. Am liebsten wäre er auf sie zugelaufen, um sie zurückzuhalten.
„Doch was hilft es mir, wenn ich weiß, dass sie mich bei der nächsten Gelegenheit wieder hintergehen wird? Wenn ich jemals wieder in Frieden leben will, muss ich wissen, was sie hinter meinem Rücken treibt.“
Sie hob nur einmal flüchtig den Kopf, um zu sehen, ob sie auf den richtigen Hauseingang zuging. Somit verhielt Robert sich weiterhin unauffällig und ließ sich Zeit, sein Versteck zu erreichen.
Nadine ging nur etwa fünfzig Meter von ihm entfernt über die Straße und nahm von nichts und niemand Notiz.
Robert nahm gerade seinen Platz auf der Bank ein, als Nadine im Hauseingang verschwand. Er sah auf die Uhr.
Ohne wirklich einen Plan zu haben, nahm Robert sich vor, fünfzehn Minuten zu warten.
„Wenn sie bis dahin nicht wieder draußen ist, werde ich in den Keller gehen, um zu sehen, was sich da unten abspielt.“
In den ersten Minuten nach ihrem verschwinden, war sein Kopf absolut leer.
Dann tauchte Henry wieder, wie der Teufel persönlich, in seinem Hirn auf.
Anfangs dachte Robert noch, der Typ wäre lediglich durch Vorurteile vergiftet. Vor allem durch den Kontakt zu Hassan, kamen aber auch ihm immer mehr Zweifel. Hassan bediente einige Klischees, die Henry immer wieder benutzte. Der Mann verachtete nicht nur die Ungläubigen, er handelte mit Drogen und war auch Frauen gegenüber auffallend brutal.
Immer wenn Robert an das Thema dachte, sah er die grausamsten Bilder vor sich. Menschen werden vor laufender Kamera enthauptet, islamische Frauen werden ohne Anklage und Verurteilung durch Kopfschuss hingerichtet, Männer wurden ausgepeitscht, weil sie keinen Bart trugen. Und er erinnerte sich mit Entsetzen daran, wie man in der Türkei, den an Stühlen gefesselten
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