Durch die Hölle in den Himmel (German Edition)
Zweifel.
„Wieso mache ich mir eigentlich solche Gedanken, mir hätte von Anfang an klar sein müssen, dass so eine Frau sich nicht in mich verlieben wird.“
Robert stand auf, um zu gehen, blieb dann aber doch unschlüssig vor der Bank stehen.
„Sie ist aber doch nicht zu Hassan gegangen, weil sie einen anderen Mann will, sie braucht das Kokain. Und ich hatte versprochen es ihr zu bringen.“
Seine Gedanken wechselten wieder die Richtung.
„Wenn ich ihr jetzt nicht helfe, passiert ihr vielleicht etwas Schlimmes, was niemand jemals wieder gutmachen kann.“
Er sah wieder auf die Uhr. Schon zwanzig Minuten.
Er versuchte erst einmal sich vorzustellen, was passiert sein könnte, damit er sofort auf jede Situation vorbereitet wäre. Viel wollte ihm aber dazu nicht einfallen.
„Wenn Hassan sie mit Gewalt festhält, muss ich die Polizei rufen, denn ich allein werde mit dem nicht fertig. Vielleicht kann man ihr nichts nachweisen, oder sie bekommt vielleicht nur eine Bewährungsstrafe.
Aber was mache ich wenn sie freiwillig bei ihm ist, wenn sie mich doch nur benutzt hat, weil ich Geld und eine Bleibe hatte?“
Eine Ewigkeit, so kam es ihm vor, war er unfähig einem weiteren Gedanken nachzugehen.
Dann sagte er fest entschlossen:
„Jetzt gehe ich in den Keller.“
Kapitel 47
Für heute hatte Henry genug Kaffee intus. Er machte sich auf die Socken.
Wie gewohnt nahm er jetzt den Weg durch den Park, um dem größten Dreck auszuweichen. Doch schon nach wenigen Metern war es mal wieder vorbei mit dem Frieden. Er sah einen herrenlosen Hund der direkt auf ihn zugelaufen kam. Nicht nur dass der Köter ohne Leine und Besitzer lief, Henry war der Meinung, dass eine derartige Bestie einen Maulkorb tragen müsste.
Der Hund hatte offensichtlich nur Augen für Henry. Er wurde schneller und, je näher er kam, auch immer größer. Aus dem Hund wurde ein Rottweiler, aus dem Rottweiler eine Bestie.
„Wenn ich mich umdrehe und versuche wegzulaufen, bin ich ein leichtes Opfer für den Köter. Wenn ich stehen bleibe und dem in die Augen sehe, bin ich Opfer und mach mir auch noch in die Hosen.“
Für den Angriff dieser Bestie hatte Henry einen Tick zu lange überlegt. Er hätte besser daran getan, sich um sein Gleichgewicht zu sorgen. Stattdessen lag er jetzt, durch den harten Aufprall unfähig sich zu bewegen, platt wie eine Flunder auf dem Rücken. Die Bestie stand breitbeinig über ihm und schlabberte mit sehr viel Liebe und noch mehr Feuchtigkeit, sein Gesicht ab. Flüchtig berührte Henry der Gedanke, dass es vielleicht besser gewesen wäre, sich beißen zu lassen, aber auch dann wäre ihm dieses widerliche Gesabber sicher nicht erspart geblieben.
Der Hund machte keinerlei Anstalten, sich ein anderes Opfer zu suchen. Es schien Liebe auf den ersten Blick zu sein. Eine Liebe, die Henry partout nicht erwidern wollte.
Der so bemerkenswert intensiv liebkoste, brachte nicht den geringsten Mut zur Gegenwehr auf. Denn ein Hund, der jemanden ableckt, hegt bekanntlich nur gute Absichten und daran wollte Henry auf keinen Fall etwas ändern. Also blieb er liegen, in der Hoffnung, es möge ihn bald jemand erlösen. Er presste die Lippen zusammen, hielt die Augen fest geschlossen und bedauerte sehr, dass er mit Nase und Ohren nicht ebenso verfahren konnte.
„Sultan, komme hier, Sultan.“
„Gott sei Dank“, dachte Henry, „der Hund ist nicht herrenlos“.
Aber Sultan ließ keinerlei Anzeichen erkennen, dass er sich für das Rufen seines Herrchens interessierte, stattdessen war er weiterhin mit großem Eifer dabei, Henrys Gesicht mit feuchten Umschlägen zu bearbeiten.
War es anfangs noch die Angst, die Henry lähmte, so war es jetzt der unglückliche Sturz, der ihn am Boden hielt. Seine Arme und Beine waren ohne jedes Gefühl, sodass er nicht im Stande war, aufzustehen.
Mittlerweile hatte sich der nicht gerade vorbildliche Hundehalter den beiden genähert.
„Sultan, musst kommen, wenn ich rufe.“
„Natürlich“, dachte Henry, „ein Ausländer. Aber das ist mir jetzt auch egal, Hauptsache, der befreit mich endlich von seinem beschissenen Köter.“
„Hund iss immer lieb, machen nix“ sagte das verständnisvolle Herrchen.
Als Henry vorsichtig die verschleimten Augen öffnete und sich das Herrchen näher betrachtete, entwickelte er fast ein wenig Zuneigung für den Hund. Na ja, Mitleid wäre wohl das treffendere Wort.
Ein Kleiderschrank blickte
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