Durch Himmel und Hoelle
Freundes.
Charles errötete und warf ihm einen giftigen Blick zu. »Du bist nur eingeschnappt, weil der Comte dir keine Blumen mitgebracht hat.«
Der Comte schien ein bißchen verwirrt. »Das tut mir aber leid. Ich wußte nicht, daß es Brauch ist - bitte verzeiht mir.«
Peter warf Charles einen bösen Blick zu, als dieser lauthals lachte. Elysia verkniff sich ein Lächeln und erklärte dem verblüfften Comte, daß die beiden nur scherzten.
Der Comte richtete sich auf, schaute hochmütig auf die beiden
jungen englischen Gentlemen herab, die mit lässig ausgestreckten langen Beinen in den eleganten Brokatsesseln saßen, und sagte spitz: »In meinem Land ist es unhöflich, Scherze über einen Gast zu machen.«
Peter hatte zumindest den Anstand, etwas Scham zu zeigen. »Verzeiht, Comte, wir wollten Euch nicht beleidigen.« Er warf Charles, der verlegen auf seinem Stuhl herumrutschte, einen vor- wurfsvollen Blick zu. »Er spricht öfter, ohne nachzudenken.«
»Das scheint mir etwas zu sein, was ihr beide gemeinsam habt«, sagte Alex, der im Reitdreß zur Tür hereinkam. Er schaute sich lä- chelnd um. »Ich lasse meine Frau allein, in der Hoffnung, daß sie sich ein bißchen ausruht, und was finde ich bei meiner Rückkehr? Meine Frau hält Hof. Ich muß sagen, du hast schon einige Bewun- derer in deinen Bann gezogen.«
»Nicht so viele wie Ihr, Mylord, könnte ich mir denken«, erwi- derte Elysia. Er schien verärgert zu sein, daß sie Gäste empfing. Fast hätte man glauben können, er wäre eifersüchtig, aber das war ab- surd. War er denn nicht gerade mit dieser schönen jungen Witwe ausgeritten? Wenn er sich mit anderen vergnügen konnte, dann konnte sie das auch!
Elysia musterte ihn verstohlen aus dem Augenwinkel. Er sah so gut aus in seiner Reithose und den hohen Stiefeln, wie er jetzt auf- merksam dem Comte zuhörte. Der Comte sah zwar auch blendend aus - dunkel, mit einem Profil wie ein griechischer Gott, glühenden Augen, wenn er sie ansah, und einem sinnlichen Mund, aber sie fand Alex' kühle Schönheit wesentlich attraktiver. Jede Bewegung seines muskulösen Körpers strahlte Kraft und Macht aus. Neben ihm ver- blaßte der Comte, sah richtig weibisch aus, mit seinen weichen, wei- ßen Händen und den theatralischen Gesten.
»Ja, jetzt hab' ich wohl verloren. Heute wäre der Wettkampf ge- wesen, und ich hätte mit meinem Vogel gewonnen, was Charles?« fragte Peter enttäuscht.
»Der größte und bösartigste Hahn, den ich je gesehen habe! Hätte mein ganzes Jahreseinkommen drauf verwettet.«
»Ich habe mein ganzes Leben noch nie so viel Zeit auf etwas ver- wendet«, beklagte sich Peter, »und alles umsonst. Wir hatten den Kampf arrangiert, um diesem Parvenu Peterson ein für allemal den Mund zu stopfen. Seine Prahlerei ist nicht auszuhalten.«
»Ich wußte gar nicht, daß Leute Hähne für Kämpfe trainieren«, sagte Elysia. »Ich dachte, man nimmt einfach irgendeinen und läßt ihn im Ring los.«
Peter warf ihr einen indignierten Blick zu. »Gut, daß Ihr keine Wetten abschließt, sonst wärt Ihr schnell ruiniert. Es ist eine Wis- senschaft, eine Kunst, einen guten Kämpfer aufzuziehen und zu trainieren«, erklärte er gönnerhaft. »Er sollte im besten Alter sein, etwa zwei Jahre. Dann beginnt man mit einem harten Training, da- mit er in Form kommt. Ich hab' meinen Hahn etwa sechs Wochen trainiert und ihn mit ein paar anderen Vögeln kämpfen lassen.«
»Kann er sich dabei nicht verletzen?«
»Nein, die Sporen werden natürlich eingebunden«, antwortete Peter ungeduldig. »Wißt Ihr denn gar nichts, Elysia? Die richtigen Gaffel tragen sie nur bei einem echten Kampf.«
»Was sind denn Gaffel?« wollte Elysia lachend wissen. »Ich fürchte, für mich sind das alles böhmische Dörfer.«
»Ein Gaffel, meine Liebe«, erklärte Alex amüsiert, »ist ein Sporn. Er wird aus Silber gemacht, ist etwa fünf Zentimeter lang, gebogen wie eine Chirurgennadel und ziemlich tödlich.«
»Wie grauenhaft!« protestierte Elysia. »Das ist grausam und un- menschlich! Und euch gefällt natürlich dieser... dieser Sport, ob- wohl mir eine passendere Bezeichnung dafür einfallen würde.«
»Nein, um ehrlich zu sein, ich finde es ziemlich geschmacklos«, entgegnete Alex gelangweilt.
»Also ich finde es entsetzlich und verachtenswert, obwohl ich Hähne nicht besonders mag.«
»Ich würde nie einen Vogel einsetzen, der sich nicht zu wehren weiß«, verteidigte Peter seinen Sport. »Es hat sehr viel Mühe und Zeit
Weitere Kostenlose Bücher